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Präsident der deutschen Komponisten: Jörg Evers. Foto: GEMA
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Neue Herausforderung Europa meistern

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Der Präsident des Deutschen Komponistenverbandes, Jörg Evers, im Gespräch mit der neuen musikzeitung
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Seit einem knappen Jahr ist Jörg Evers Präsident des Deutschen Komponistenverbandes. Zuvor war er bereits zwei Jahre Vizepräsident. Über die Fragen, die Komponisten in diesen Tagen bewegen, unterhielt Evers sich mit Andreas Kolb, Chefredakteur der neuen musikzeitung.

neue musikzeitung: Musik-Urheber stehen im Moment an vielen Fronten und in vielen Diskussionsbereichen. Wo sehen Sie zurzeit die wichtigsten Aufgaben des Verbandes?

Jörg Evers: In der Schaffung, Sicherung, Ermöglichung und Erweiterung bestmöglicher Voraussetzungen für musikalisches, kreatives Schaffen!

Dafür ist natürlich eine Verankerung im gesellschaftlichen Bewusstsein nötig, welche die Achtung vor dem geistigen Eigentum, vor der Idee, vor dem schöpferischen Geist, der der Materie Leben erst einhaucht, in den Vordergrund stellt. Kurz, es muss sich die allgemeine Erkenntnis durchsetzen: ein mp3-Player ohne Musik (deren Schöpfer natürlich angemessen vergütet werden müssen) ist wert- und sinnlos, Sondermüll!

Das Primat des Schutzes des musikalischen Urhebers vor dem Schutz der Nutzer seiner Werke muss vom DKV immer wieder unmissverständlich in die Öffentlichkeit gerückt werden, denn der industrielle Komplex hat auf erschreckende Art deutlich gemacht, dass er keinerlei Skrupel kennt, aus Profitmaximierungsgründen mit millionenschweren Lobbykampagnen zu versuchen, das Urheberrecht in ein Nutzer- und Verwerterrecht umzumodeln beziehungsweise in großen Bereichen völlig abzuschaffen. Das gilt sowohl auf nationaler, wie auch auf internationaler, insbesondere europäischer politischer und gesetzgeberischer Ebene. Im Erhalt und Ausbau eines starken Urheberschutzes sehe ich daher die größten Herausforderungen des DKV.

Zu den weiteren Aufgaben gehören folglich, wobei diese Aufzählung nicht abschließend ist:
Präsenz des DKV in möglichst allen maßgeblichen Gremien. Dem DKV ist es in den vergangenen zwei Jahren gelungen, als fachkundiger, unverzichtbarer Ansprechpartner der Politik wahrgenommen zu werden. Er wird immer wieder zu Anhörungen eingeladen und zu Stellungnahmen aufgefordert, zum Beispiel vom Bundesjustizministerium, der Enquete-Kommission, den europäischen Kommissionen bis hin zu den regionalen Länderregierungen des Bundes und vielen anderen. Dieser fundamental wichtige Gedankenaustausch muss bewahrt und gegebenenfalls durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit flankiert, noch weiter vertieft werden.

Einsatz für den Erhalt der einzigartigen Orchesterlandschaft Deutschlands.
Ermutigung zum Ausbau musikalischer Bildungsmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Heranführung an die Faszination des Komponierens.
Unterstützung der Landesverbände des DKV hinsichtlich der Schaffung zusätzlicher Aufführungsmöglichkeiten für Werke deutscher Komponisten, beziehungsweise im Austausch mit europäischen Komponisten. Unterstützung aller Maßnahmen, die der Erhaltung der musikkulturellen Vielfalt dienen.

Mit Ihnen wurde erstmals ein so genannter U-Komponist zum Präsidenten des DKV. Wie leben die verschiedenen Genres innerhalb des Verbandes zusammen? Inwieweit ist es möglich, die Interessen Aller unter einem Dach zu vereinigen?

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass bereits von 1978 bis 1990 Raimund Rosenberger, ebenfalls ein sogenannter U-Komponist, Präsident des DKV war; ich bin also nicht der erste aus dieser Zunft in diesem Ehrenamt. Raimund Rosenberger ist damals als Nachfolger Werner Egks sogar einstimmig in dieses Amt gewählt worden. Diese Tatsache zeigt, dass auch schon in der Vergangenheit die Mitglieder des DKV sehr wohl würdigen konnten, welche Personen integrativ zum Wohle der Verbandsinteressen zu wirken in der Lage waren, völlig unabhängig von deren Sparten-Kategorisierung.

Das Engagement zählt

Wäre man Anhänger des Proporz-Gedankens, so könnte man nun durchaus die Meinung vertreten, dass, nach Karl-Heinz Wahren (der auf Rosenberger folgte) und Manfred Trojahn, nun unbedingt wieder ein U-Komponist als DKV-Präsident überfällig wäre.
Ich persönlich halte jedoch von einem solchen Rotationsprinzip wenig, denn gerade im Verbandsleben zeigt sich immer wieder, dass allein das individuelle Engagement, die Dynamik, Kompetenz und Integrationskraft der einzelnen Mitglieder, die sich im Verband, im Vorstand und den Landesverbänden einbringen, die Qualität des Verbandes ausmachen und ihn lebendig halten.

Die jahrzehntelange Tradition der Einsicht der Mitglieder in die gesellschaftliche Durchschlagskraft eines gemeinsamen, genreübergreifenden Verbands bildet sozusagen das Rückgrat des DKV, ohne allerdings die genrespezifischen, zwangsläufig notwendigen Unterschiedlichkeiten verwischen oder verwässern zu wollen. Gerade die Akzeptanz und Wertschätzung der Vielfalt der Komponisten vereint den DKV! Der gegenseitige Respekt vor den jeweiligen Überlebenskämpfen in den einzelnen musikalischen, künstlerischen Tätigkeitsbereichen zeichnet das Solidaritätsverständnis innerhalb des DKV und seiner Führungsgremien aus. Bei Treffen europäischer Komponistenverbände erlebe ich immer wieder, dass diese für manche anachronistisch und paradiesisch anmutende Solidaritätsfähigkeit des DKV mitunter ungläubig, doch stets etwas neidvoll betrachtet wird; besonders aus Ländern, in denen – sogar angesichts gemeinsamer politischer Bedrohungen – geradezu selbstzerstörerische, kontraproduktive Grabenkämpfe zwischen den einzelnen, in Sparten separierten, nationalen Komponistenverbänden vorherrschen. Jene können sich gar nicht vorstellen, dass es möglich, sinnvoll und erstrebenswert sein kann, alle Genres unter einem Dach zu vereinigen. Auf das diesbezüglich seit Jahrzehnten positiv Erreichte, aber auch immer wieder aufs neue Erkämpfte kann der DKV daher sehr stolz sein.

Wer das große Glück hat, all die wunderbaren, unterschiedlichsten Künstler in unserem Verband näher kennen lernen zu dürfen, an ihren Erfolgen, Nöten, Hoffnungen, Sorgen und ihrem Erfahrungsschatz Anteil nehmen zu dürfen, dem eröffnet sich die meines Empfindens nach wichtigste Dimension unseres Verbandes: die einer humanitären, kulturellen Verantwortlichkeit füreinander! Nur auf dieser Basis kann und konnte das Miteinander im DKV dauerhaft gedeihen.

Andererseits verpflichtet der umfassende Repräsentanz-Anspruch des Verbandes zu einer demokratisch legitimierten, genremäßig aber möglichst breit gefächerten Einbindung der unterschiedlichen Interessenslagen und Kompetenzen. Auf eine entsprechende Ausgewogenheit innerhalb der Verbands-Gremien muss daher großer Wert gelegt werden. Sie spiegelt sich exemplarisch in der Zusammensetzung des Bundesvorstands wider.

Flexibler und schneller sein

Was spezifische Problemfelder einzelner Genres betrifft, so werden diese in jeweils dafür gebildeten Arbeitsgruppen diskutiert und Lösungsmöglichkeiten zugeführt. Mit einer bei der diesjährigen Mitgliederversammlung vorgeschlagenen Satzungsänderung bezüglich der Einberufungsmodalitäten von Arbeitsgruppen wird der DKV sogar noch flexibler und schneller auf relevante Entwicklungen reagieren können und den akuten Erfordernissen in den jeweiligen Musik-richtungen Rechnung tragen können. Ob der DKV jedoch wirklich die Interessen „Aller“ unter einem Dach vereinigen kann, wage ich zu bezweifeln, denn es gibt auch individuelle Partikularinteressen, die schier unerschöpfliche Fähigkeiten entwickeln, das Solidaritätsprinzip (besonders im GEMA-Verteilungsplan) ausschließlich zu ihren persönlichen merkantilen Gunsten zu interpretieren.

Stichwort Europa: Dort tut sich zurzeit sehr vieles, das die Urheber und Urheberverbände unmittelbar betrifft. Zum Beispiel die Forderung der EU nach einem Wettbewerb der Urheberrechtsgesellschaften im Bereich der Online-Lizenzierung. Wie reagieren die nationalen Komponistenvereinigungen der Länder auf die zunehmende Europäisierung?

Sie haben sich zusammengeschlossen, um gegenüber der Europäischen Kommission und den internationalen Verwerter- und Nutzerverbänden mit einer Stimme sprechen zu können. Dies markiert einen Meilenstein in der Geschichte der europäischen Musikverbands-Kultur.

Am 7. März 2007 wurde in Madrid unter maßgeblicher Mitwirkung des DKV der europäische Dachverband von 35 Komponisten- und Songwriter-Verbänden aus 22 europäischen Ländern offiziell aus der Taufe gehoben: ECSA (European Composer & Songwriter Alliance). Dieses Dach wird von den drei Säulen der bereits kurz vorher gegründeten europäischen Verbände getragen, nämlich von FFACE (Federation of Film and Audiovisual Composers of Europe, der europäische Filmkomponisten-Verband), ECF (European Composers Forum, der europäische Verband zeitgenössischer E-Komponisten) und APCOE (Alliance of Popular Composer Organisations of Eu-rope, der europäische Pop-Komponistenverband). In allen diesen „Säulen“ ist der DKV in den Boards vertreten, durch Prof. Helmut Erdmann im ECF, Dr. Rainer Fabich in FFACE und durch mich in APCOE.

Der DKV und Europa

Das gemeinsame Ziel der unter ECSA zusammen geschlossenen Verbände ist primär eine effiziente Lobbyarbeit in Brüssel zum Schutz des musikalischen Urhebers und der kulturellen Vielfalt. Der scheinbar von jeder Kritik tabuisierte Götze der Europäischen Kommission, nämlich der Gedanke des ungehinderten Wettbewerbs, ist auf Kulturgüter, sowie auch auf Urheberrechts-Verwertungsgesellschaften, nicht ohne massive kulturelle und soziale Einbußen möglich. Ein solcher – von der Europäischen Kommission (Direktion Binnenmarkt und Direktion Wettbewerb) zwar ausdrücklich und mehrfach geforderter – uneingeschränkter Wettbewerb würde in einem barbarischen Kunst-Darwinismus enden und zur Verdrängung experimenteller, innovativer, regionaler und in Nischen angesiedelter Ausdrucksformen durch „die Kunst der Stärkeren“, also durch Massen-Produkte internationaler Medienkonglomerate, beitragen. Eine Verödung und Verkarstung europäischer Musiklandschaften wäre die Folge. Ein wichtiges, unverzichtbares Gegengewicht zu dieser verhängnisvollen Sichtweise ist einerseits die jüngst von der EU verabschiedete UNESCO-Konvention zur Sicherung der kulturellen Vielfalt, andererseits das Europäische Parlament selbst, welches mit zunehmendem Unwillen sowohl bei der „Online-Recommendation“, als auch bei der geplanten „Geräteabgabe-Eindampfung“ des EU-Kommissars Charly McCreevy registrieren musste, dass zunehmend Maßnahmen der Kommission mit quasi gesetzgeberischen Markt-Auswirkungen am eigentlichen Gesetzgeber – dem Parlament – vorbei „getrickst“ werden. In europäischen Polit-Zirkeln spricht man bei dieser Form der Umgehung demokratischer Prozesse, vom „Über-Bande-Spielen“.

DKV-Stellungnahmen

Der DKV hat in mehreren Stellungnahmen gegenüber der Kommission, wie auch gegenüber den europäischen Parlamentariern, in Zusammenarbeitmit den europäischen Dachverbänden und der CIAM (Rat der Musikautoren der CISAC) deutlich gemacht, dass er den sogenannten „Levai-Report“ des Europa-Parlaments mit seiner Sicherung kultureller und sozialer Aspekte unterstützt, der „Online-Recommendation“ jedoch kritisch gegenüberstehen muss. Durch diese würden zum Beispiel die Major-Verleger in die Lage versetzt, einseitig ihre Bedingungen den Verwertungsgesellschaften zu diktieren und die Mitspracherechte der Autoren in den Entscheidungsgremien der Verwertungsgesellschaften zu minimieren.

Der unermüdlichen Lobbyarbeit der Urheberverbände ist es übrigens zu verdanken, dass sich die Meinung des Kultur- und des Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments in der Diskussion über die „Online-Recommendation“ im Laufe des letzten Jahres um 180 Grad zugunsten des Standpunkts der Urheber und der Erhaltung der europäischen, kulturellen Vielfalt gedreht hat.

Die nötige und jetzt mögliche Koordination zwischen den Aktivitäten der nationalen und der europäischen Komponistenverbände wird in seiner Bedeutsamkeit immer klarer, wenn man bedenkt, dass der internationale Verlegerverband ICMP noch kurz vor der Abstimmung des Europaparlaments am 13. März 2007 massiv versucht hatte, sogar mit Stimmfälschungen angeblich unterstützender Urheber auf einer Petition, die Verabschiedung des Levai-Reports bis zur letzten Minute zu verhindern.

Skandal aufgedeckt

Der Gemeinschaft der europäischen Komponistenverbände ist es in einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit dennoch gelungen, diesen Skandal noch vor der endgültigen Abstimmung aufzudecken.

Die aktuelle Diskussion über die Urheberrechtsreform, genannt „Korb 2“, hat den DKV sehr stark auf die politische Bühne gebracht. Was tun Sie vor und hinter den Kulissen, um die Interessen der Urheber in dieser von Politik-Seite sehr gerätefreundlich geführten Diskussion zu vertreten?

Der DKV nutzt jede sich ihm bietende Plattform, sei es erst kürzlich bei den Weimarer Musiktagen (unter anderem mit der Vize-Bundestagspräsidentin Petra Pau), sei es bei einer Veranstaltung der Humboldt-Universität in Berlin, um den Standpunkt der Urheber mit Nachdruck den Politikern und der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Als großer politischer Erfolg ist ferner die „Korb 2“-Briefaktion des DKV und seiner Landesverbände Ende 2006 an die Mitglieder des Bundestages zu werten. Der DKV hat daraufhin circa 50 ausführliche (fast ausnahmslos zustimmende) Antwortschreiben der MdBs erhalten, was eine überraschend hohe Rücklauf-Quote darstellt. Alle Antwortschreiben sind vom DKV persönlich durch die Landesverbandsvorsitzenden wiederum beantwortet worden, was zu einer willkommenen Vertiefung des direkten Dialogs mit den politischen Entscheidungsträgern geführt hat.

Stacheliger Korb 2

Welche Aussichten sehen Sie, den Entwurf noch in eine Richtung zu lenken, die die Urheber in eine stärkere Position bringt?

Wenn man im Handelsblatt vom 15. März 2007 nachlesen konnte, dass der Berichterstatter der SPD im Rechtsausschuss des Bundestags, Dirk Manzewski, und auch dessen CDU-Kollege Günther Krings, sowohl für die im Regierungsentwurf geplante zehnprozentige Bagatellklausel, als auch für die fünfprozentige gerätepreisabhängige Vergütungs-Deckelung – die ja beide vom DKV vehement kritisiert wurden – keine tragfähige Zukunft mehr sehen, so stimmt mich das – bei aller Vorsicht – zuversichtlich. Der einflussreiche Rechtsausschuss wäre damit endlich auf die Linie der Urheber eingeschwenkt und der Justizministerin, die ja diesen stacheligen „Korb 2“ geflochten hatte, würde nunmehr sogar im eigenen Lager eine Niederlage drohen.

Der dreiste Versuch der Geräteindustrie, sich unlängst mit 50 Millionen Euro ein Gesetz „kaufen“ zu wollen, kam offensichtlich auch nicht so gut beim Justizministerium und den Parlamentariern an. Daher hoffe ich auf einen spürbaren Klimawechsel zugunsten der Urheber.

Grund zum Jubeln gibt es aber noch lange nicht, denn es bleibt offen, was für „Kröten“ den Urhebern noch zu schlucken zugemutet werden, um das Gesicht im Justizministerium einigermaßen zu wahren. Auf alle Fälle wird der DKV unbeirrbar seinen Kurs weiter verfolgen und für die Rechte und Ansprüche der Urheber kämpfen.

Der DKV vertritt eine wichtige, eigentlich die wichtigste Klientel im Rahmen des Musikgeschäfts: die Schöpfer der Musik. Allein aber wird ein solcher Verband nicht unbedingt gehört. Welche Allianzen sind Sie in den vergangenen Monaten eingegangen, welche Partnerschaften sind möglicherweise in Planung?

Auf europäischer Ebene, wie bereits ausgeführt: ECSA, FFACE, ECF und APCOE; bezüglich „Korb 2“: „Initiative Urheberrecht“, ein Zusammenschluss von über 26 deutschen Urheberverbänden; bezüglich der Verhandlungen mit den Film- und Fernsehproduzentenverbänden: „Arbeitsgemeinschaft Filmurheber“ mit circa 10 Filmurheberverbänden. Ständig befinden wir uns natürlich in engem Kontakt mit der GEMA, dem Deutschen Textdichterverband e.V., der Vereinigung Deutscher Musikbearbeiter e.V., dem Composers Club e.V., dem Deutschen Musikverlegerverband e.V.; eine vertiefte Zusammenarbeit wird angestrebt mit dem Deutschen Musikrat und international mit amerikanischen Komponistenverbänden, um den Folgen der durch Merger zunehmenden Marktdominanz internationaler Großverlage auf die Situation der Urheber besser begegnen zu können.

DKV und GEMA

Sie selbst sind neben Ihrem Präsidenten-Amt auch Mitglied des GEMA-Aufsichtsrats und des europäischen Pop-Musikverband-Präsidiums. Das Problem eines Urheber-Verbandes ist ja vielleicht auch, dass die dort Vereinten sehr individualistisch geprägt sind und mit Vereinen, Verbänden, juristischen Fragestellungen eher nichts zu tun haben wollen. Erschwert das die Verbands-Arbeit?

Zunächst kann sich der DKV glücklich schätzen, in Frau Sabine Begemann, eine in allen diesen Dingen äußerst erfahrene Geschäftsführerin zu haben, die die tägliche Verbandsarbeit ganz ausgezeichnet meistert. Ebenfalls sind wir sehr froh, in Herrn Dr. Gernot Schulze einen Justiziar in unserem Verband zu wissen, der gerade auf dem Gebiet des Urheberrechts eine allseits anerkannte Koryphäe ist. Was das Verständnis der Mitglieder für juristische Fragestellungen angeht, so ist dies eine Frage der Vermittlung. Wenn deutlich gemacht werden kann, wie sehr die Existenzgrundlagen der Komponisten tangiert sind, so besteht bei den Kollegen in der Regel große Aufgeschlossenheit und Interesse auch für solche, zuerst staubtrocken erscheinende Themen. Da die individualistisch geprägte Geisteshaltung von Künstlern, die gewöhnlich jede Vereinsmeierei meidet, keine Überraschung für uns ist, kommt hier keine Enttäuschung auf; im Gegenteil, die Verbandsführung darf immer öfter wachsenden Zuspruch und Dankbarkeit ihrer Mitglieder verzeichnen.

Seit Anfang diesen Jahres hat Harald Heker den Vorsitz des GEMA-Vorstands übernommen. Welche Erwartungen stellen Sie an den neuen GEMA-Chef? Sind Sie mit seinen bisherigen Weichenstellungen zufrieden?

Der GEMA-Aufsichtsrat hat sich einstimmig für Herrn Heker ausgesprochen. Ich freue mich, mit welch großem Elan und Begeisterung sich Herr Heker seinem neuen Aufgabenbereich und seiner daraus resultierenden Verantwortung für die Musikkultur widmet und bin sicher, dass er seine Berufung als Kapitän auf die Kommandobrücke der GEMA mehr als rechtfertigen wird.

Kommen Sie selbst noch zum Komponieren? Sagen Sie ein paar Worte zu Ihren aktuellen Projekten?

Wenn mir aufgrund meines Amtes ein Podium in der Öffentlichkeit – wie bei diesem Interview – geboten wird, so möchte ich dieses allein für die Vereinsarbeit nützen und nicht zur Eigenpromotion meiner künstlerischen Projekte. Schon um Interessenskonflikte zu vermeiden, hoffe ich auf Ihr Verständnis für diese Haltung.

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