Hartmut Tripp (geb. 1937): Besuch im Zoo. Fünf Stücke für drei Fagotte +++ Bernard Andrès (geb. 1941): Un bal à la campagne. Suite de danses pour Harpe +++ Johannes Brahms: Trio für Violine, Violoncello und Klavier, Opus 87, Urtext.
Hartmut Tripp (geb. 1937): Besuch im Zoo. Fünf Stücke für drei Fagotte. Eres 2991. – Besuch im Zoo. Fünf Stücke für drei Saxophone. Eres 2995. Spielpartitur dreifach. ISMN 979-0-2024-2991-4, -2995-2
Als Jazz- und Bandmusiker und aus der Musikschulpraxis liefert Hartmut Tripp mit seinem Besuch im Zoo einen guten Praxis-Tipp fürs Spiel zu Dritt.
Bei begrenztem Tonumfang und mit einfachen Mitteln erzielt er reizvolle Effekte: flotte Lautspielereien aus dem Affentheater oder beim Bären-Boogie, gemächlichere Töne aus Elefantenhaus und Löwengehege oder vorm exotischen Fischteich.
Die Stimmen bewegen sich in allen erdenklichen Intervallen miteinander, gegeneinander von Unisono bis zum dezenten Kontrapunkt und haben ihren Spaß bei harten klanglichen und rhythmischen Reibungen. Gute Gehörschulung bei frühem Zusammenspiel in ungewöhnlicher Besetzung.
Bernard Andrès (geb. 1941): Un bal à la campagne. Suite de danses pour Harpe. Hamelle/Leduc HA 9746, ISMN 979-0-2307-9746-7
Der aus Belfort stammende Harfensolist des Radio-France-Orchesters bereichert das Solorepertoire für die Harfe mit dieser mehr oder weniger anspruchsvollen Suite von sieben elegant nachempfundenen Charaktertänzen von Valse bis Bossa Nova, gleich einem Ritornell, eingerahmt von einer melancholischen Promenade.
In Anlage und Charakter, in ihrer modalen Harmonik, in der eingängigen Melodie- und Klanggestaltung wird man bei dieser Komposition ein wenig an Mussorgskys Bilder einer Ausstellung und an impressionistische Klangmomente im „style debussyste“ erinnert.
Johannes Brahms: Trio für Violine, Violoncello und Klavier, Opus 87, Urtext. Herausgegeben von Christopher Hogwood. Bärenreiter BA 9436, ISMN 979-0006-54110-2
Schon früh in seinen Kindesjahren war Brahms für das Klavier mehr aufgeschlossen als für Orchesterinstrumente und so bevorzugte er es wohl auch lebenslang bei seinem Kammermusikschaffen. Denn mit Klavier besetzt sind rund zwei Drittel seiner 25 Kammermusiken und bei vielen Aufführungen übernahm er selbst den meist anspruchsvollen Klavierpart, so auch bei den sehr erfolgreichen Präsentierungen dieses Opus 87, die dicht nacheinander zur Jahreswende 1882/83 in Wien, Frankfurt, Wiesbaden und Krefeld erfolgten. Nur in London wurde das Werk reservierter aufgenommen. Über das Wachsen und Werden dieses 1882 in Bad Ischl fertiggestellten Klavier-Trios erfahren wir wichtige Details dank der inhaltsreichen Texteinleitung des Herausgebers.
Der englischen Musikwissenschaftler Christopher Hogwood, Director emeritus der Academy of Ancient Music, schildert Brahms’ freundschaftliches Umfeld der Jahre 1880 bis 1882/83, der Entstehungszeit dieses Klaviertrios des inzwischen „gereiften“ Fünfzigjährigen. Besonders aufschlussreich dabei der anfeuernde und zugleich kritische Meinungsaustausch mit Clara Schumann, die ihr Herz ausschüttete und an Brahms schrieb: „Welch ein prachtvolles Werk ist das wieder… Jeder Satz ist mir lieb, wie herrlich sind die Durchführungen, wie blättert sich da immer ein Motiv aus dem anderen…“ (wie A. Hippchen bei Harrenberg zitiert). Aber auch Brahms selbst schrieb ein wenig stolz über sein nach eigener Meinung besonders gelungenes Trio an seinen Verleger Simrock in Berlin: „Ich sage Ihnen, ein so schönes haben Sie noch nicht von mir, haben Sie vielleicht in den letzten 10 Jahren nicht verlegt. Komponist wie Verleger waren von Opus 87 in der Tat so angetan, dass Brahms unverzüglich eine Fassung für das seinerzeit beliebte Klavier-Vierhändigspiel erarbeitete, die von Karl Simrock noch 1883 verlegt wurde.
In Bärenreiters Urtext sorgt Hogwood für eine wissenschaftlich-kritische Ausgabe wie schon zuvor bei seiner Herausgabe der Streichsextette op. 18 und 36, des Horntrios op. 40 (s. Notentipp in nmz 10-13) und nun des Klaviertrios C-Dur op. 87. Eigentlich verwunderlich, warum diese Editionen nicht innerhalb, sondern unabhängig von der (bei Henle erscheinenden) Brahms-Gesamtausgabe veröffentlicht wurden, deren Kammermusik-Anteil bislang recht mager ist (betreut wird diese neue Gesamtausgabe seit 1996 an der Universität Kiel gemeinsam mit der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die schon einmal 1926–1928 eine 26-bändige erste Brahms’sche Gesamtausgabe bei Breitkopf herausgebracht hatte). Was macht nun den besonderen Wert dieser Ausgabe aus? Neben dem klaren Notentext und drei (für die Übertragung aufschlussreichen) Faksimileseiten des Quellenmanuskriptes (aus der Kongressbibliothek Washington) liegt der Gewinn dieser Hogwood-Herausgabe in den (englisch- und deutschsprachigen) Erläuterungen mit dem angehängten detaillierten Editions-Kommentar. Sie bringen dem Interpreten von heute Verständnis für damalige Klavierqualitäten bezüglich Klang und Mechanik oder des von Brahms abgelehnten Metronom-Einsatzes. Oder wie nach Brahms’?Verständnis die unterschiedlich verwendeten Aufführungs- und Ausdrucksbezeichnungen, also Rhythmik, Dynamik, Phrasierung und Tempi agogisch umgesetzt werden sollten. Und wertvoll für die Streicher sind die Empfehlungen seines Kammermusikfreundes Josef Joachim hinsichtlich Feinheiten des Fingersatzes und einer „stetigenden Tongebung“.