Die nmz-Redaktion hat in alten Ausgaben nachgeschlagen.
Vor 100 Jahren
... gedenkt die nmz des (verstorbenen) „bekannten Musikkritikers der ‚Münchner Neusten Nachrichten‘ Oskar Merz ...
Durch den persönlichen Umgang mit Richard Wagner sammelte er den Schatz von praktischen Kenntnissen, die ihn zum kritischen Förderer der Kunst des Meisters in München hervorragend befähigten ... Seit dem er sich musikschriftstellerisch betätigte, wirkte er zielbewusst und unbeirrt durch alle daraus entstehenden Verdrießlichkeiten und Anfeindungen für eine stilgerechte und den Vorschriften des Meisters durchaus entsprechende Aufführung der Werke Richard Wagners. Oskar Merz hat als Opernreferent nahezu ein Vierteljahrhundert hindurch den ‚Münchner Neusten Nachrichten‘ treue, stets der Sache der Kunst völlig hingebende Dienste getan. Es gibt kein undankbareres Amt als das eines Musikkritikers ... Das Amt des Musikkritikers ist gewiß schwierig und undankbar, um so schwieriger, je größer die Parteigegensätze sind, die das musikalische für Leben und Schaffen einer Stadt beherrschen ... Hier die eigene Individualität zu bewahren, erfordert wahrlich nicht zu wenig. Und wenn wir sie Oskar Merz zusprechen, so sei vermerkt, dass die Jahre manche seiner Ansichten über neue Werke und schaffende Musiker bestätigt haben, um derenwillen er seinerzeit heftig befehdet wurde.“
(Neue Musik-Zeitung, Stuttgart-Leipzig, 5. November 1908, S. 64)
Vor 50 Jahren
... sind aktuelle Musikwettbewerbe im Blickpunkt: für seine Goldmedaille beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau empfing den 23-jährigen Texaner Van Cliburn „halb New York mit einer Broadway-Konfetti-Parade“.
– Der Musikkritiker Helmut Schmidt-Garre, Jurymitglied beim Busoni-Wettbewerb in Bozen, bedauert die Literaturauswahl, die „zeigt, dass die rein manuellen Probleme vielleicht über-, die geistig-musikalischen jedoch unterbewertet werden“; denn neben dem virtuosen Repertoire kamen erst „an zehnter und elfter Stelle Komponisten der Neuen Musik, bezeichnenderweise zwei der Diskussion bereits entrückte: Prokofieff und Bartók. Dass Strawinsky und Hindemith je nur dreimal, Schönberg und Berg nur zweimal, Webern, Messiaen, Krenek, Fortner und die jüngeren Zeitgenossen überhaupt nicht erschienen, ist ein interessantes Symptom.“
Hans Georg Bonte stellt vergleichend fest, dass beim 7. Musikwettbewerb der Rundfunkanstalten in München „das einstige Überangebot extrem hochstehender Begabungen mehr und mehr einem qualifizierten Durchschnitt gewichen ist ... Charakteristisch, dass bei vieren von sieben Wettbewerbs-Kategorien ein erster Preis nicht vergeben wurde; bei den übrigen hätte man gut getan, dasselbe zu tun ...“
„Der Internationale Wettbewerb für Streichquartett der Stadt Lüttich endete mit einer Überraschung, die keine war: der 1. Preis wurde mit Recht zurückgehalten, weil keines der angetretenen Ensembles den Ansprüchen genügte, auch schienen die Quartette im ganzen schlecht beraten. Als Grund lässt sich der allenthalben spürbare Mangel an wirklichen Kammermusikklassen mit geeigneten Lehrpersönlichkeiten anführen.“ (H.K.)
(7. Jahrgang, Nr. 5, Okt./Nov. 1958, S. 12)