Gute 3.000 Zeichen sollte der Text an dieser Stelle lang sein. Wären es mehr, gäbe es einen „Überlauf“ – und der erzeugt bei der Chefredaktion Missmut. Der räumlichen Enge ist möglicherweise eine leichte Text-Unschärfe in meinem Streiflicht „Wahre Werte“ (nmz 6/2019) zuzuschreiben: Selbstverständlich wollte ich nicht die unter prekären Bedingungen – die wir übrigens kontinuierlich scharf kritisiert haben – hervorragende Arbeit leistenden freien Musikpädagogen/-innen diskreditieren. Wer dies behauptet, liest die nmz nicht.
Vielmehr ging es mir um gewisse Argumentationsmuster diverser privater Musikschulen. Da spricht der Plakattext einer Demonstration bei der Eröffnung des diesjährigen Musikschulkongresses Bände: „Die Mitgliedsschulen des VdM verhindern mit Hilfe von Steuergeldern Teilhabe und Chancengleichheit von Lehrkräften und Schülern“ (siehe Seite 4 dieser Ausgabe). Diese Seite haben wir gern der Veröffentlichung vorwiegend aus Sachsen und Baden-Württemberg abgesandter kritischer Stimmen zu meinem vorletzten Editorial zur Verfügung gestellt.
Missmut habe ich als Autor solcher Editorials häufig generiert – bei unterschiedlichsten Adressaten meiner Glossen – des Öfteren aber auch Zustimmung. Seit ihrer Gründung versteht sich die neue musikzeitung unter anderem als kämpferische Plattform für qualitätvolle musikalische Bildung. Kulturpolitisch kämpfen wir für die gesellschaftliche Gleichbehandlung der Künste mit rein technologischen oder ökonomischen Interessenverfechtern vom Bundestag bis zur Gemeinderatssitzung. Dabei sehen wir uns gleichermaßen als Forum kontroverser aber möglichst konstruktiver Diskussion, wie als Vermittler eigentlich gemeinsamer Interessen auch bei scheinbar gegensätzlichen beziehungsweise unterschiedlichen Start-Sichtweisen etwa von Verbänden.
Beispielhaft folgt an dieser Stelle ein seltsam martialisch formulierter Fremd-Hör-Tipp mit dem Titel: „Privat oder öffentlich – Welche Musikschule ist besser?“ – ein Gespräch zwischen Mario Müller, privat, und Matthias Pannes, öffentlich, in der Mediathek des Deutschlandfunks: www.deutschlandfunk.de.
Der immer noch viel zu dünne Klang von Musik in der Geräuschkulisse unseres politischen Alltages erleidet durch Streit und Konkurrenzdenken nur weitere Stimmbandlähmung. Da stimmt es optimistisch, wenn, wie in dieser Ausgabe auf den Seiten des DTKV (41/42) zu besichtigen, klug und ernsthaft über Koexistenz- oder gar Kooperationsmodelle zwischen privatem und kommunal gefördertem Musikunterricht nachgedacht wird. Außerdem wirkt solcher Schulterschluss bei allen systemischen Unterschieden angesichts drohender gesetzgeberischer Gefährdungen fast aller kultureller Unternehmungen dringend nötig: Mögliche materielle Beschneidungen durch momentan verwaschen wirkende Modifizierungen der Umsatzsteuer – verschärft noch von Plänen regulatorischer Zwangscharaktere in der EU – lassen befürchten, dass künftig das Finanzamt aufgrund seiner profunden Kenntnisse künstlerischer Umfeldbedingungen maßgeblich über die Zuwendungen für musikpädagogische Tätigkeiten aller Art zu entscheiden hat. Da freuen sich schon Steuerberater und Webseiten-Programmierer auf umfangreiche neue Aufträge fernab aller musikalischen Substanz. Olet.