„Die 20er-Jahre in Berlin sind mir unvergesslich... Bartók und Strawinsky spielten ihre Werke, und Klemperer führte die Ballette Strawinskys und Hindemiths Opern auf. Die berühmtesten Kammermusikvereinigungen, die großen internationalen Solisten gaben regelmäßig ihre Konzerte.“
So erinnerte sich der Komponist 1952 an seine Studienzeit in Berlin sowie an die folgenden Jahre, in denen er, nachdem er das Kompositionsstudium erfolgreich abgeschlossen hatte, Dozent für Musiktheorie am renommierten Klindworth-Scharwenka-Konservatorium wurde.
1928 bereits konnte sich Jacobi erfolgreich als Komponist feiern lassen – sein 1927 komponiertes Werk „Konzert für Cembalo und Orchester“ wurde im Berliner Alhambra-Kino durch das Kino-Kammerorchester unter der Leitung von Paul Dessau uraufgeführt. Zwei Jahre später fand eine beachtete Aufführung durch die Dresdner Philharmoniker statt.
1933 veränderte sich der zielsichere Karriereweg durch die bekannte politische Situation. Die folgenden Jahre verbrachte Wolfgang Jacobi mit der inzwischen vierköpfigen Familie in Italien, wo ihn, in Malcesine am Gardasee, Kultur und Sprache inspirierten, wie in vielen seiner später entstandenen Lieder zu hören ist.
Zurück in Deutschland, führte ihn das Schicksal nach München, wo er eine Professur an der Musikhochschule wahrnehmen konnte und sich weiter als Komponist verwirklichte. Jacobi wurde Gründer der Konzertreihe „Studio für Neue Musik“, Vorsitzender des Verbandes Münchner Tonkünstler e.V. und Präsident des Landesverbandes Bayerischer Tonkünstler e.V. Er erhielt etliche hohe Auszeichnungen wie den Münchner Kunstpreis, den Bayerischen Verdienstorden sowie das Bundesverdienstkreuz.
Erst spät entdeckte Wolfgang Jacobi die enorme Klangfülle des Akkordeons und begann zahlreiche Werke für dieses bis dahin beinahe ausschließlich für die Volksmusik benutzte Instrument zu schreiben. Hiermit machte er das Akkordeon zu einem vollwertigen Klassikinstrument, so dass bis heute sein Name jedem Akkordeonspieler bekannt ist.
Die Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Akkordeonlehrer-Verband zeugt vom großen Respekt vor diesem Komponisten.
Um besonders auch auf die neoklassizistischen Werke des Komponisten Jacobi aufmerksam zu machen, ist zu seinem 125. Geburtsjahr eine CD erschienen, auf der renommierte Musiker wie Andreas Skouras (Cembalo), das Orchestre des Pays de Savoie, das Arditti-Quartett, die Sopranistin Marion Grange mit ihrem Klavierpartner Ambroise de Rancourt sowie das Akkordeon-Orchester „Union Accordéonista Mixte Genève mit dem Solisten Dimitri Bouclier zu hören sind. Die überaus interessanten Aufnahmen sind im August bis September 2018 entstanden, im Palais de Megève und im Ensemblehaus Freiburg. Erschienen ist die CD, mit einem sehr ausführlichen und informativen Booklet ausgestattet, beim Label NEOS.
Was die Rezensentin am meisten bewegt hat beim Hören der Jacobi-Werke, ist nicht nur die durch die Musik schimmernde Biographie des Komponisten, sondern auch die Akribie der Klanggestaltung, nichts Flüchtiges oder Nebensächliches, mit wachem Geist und höchster Konzentration konzipiert. Es sind Klangkunstwerke sauberster Kompositionstechnik, wenn auch aus einer anderen Zeit, die wir wieder mehr verstehen lernen sollten.
Wolfgang Jacobi 125, Live@Megève Festival Savoy Truffle