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Einzug der Chor-Olymioniken. Foto: Cameron Knight
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Begegnung und Austausch im Großformat

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Jürgen Faßbender im Gespräch über die World Choir Games 2012 in Cincinatti
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„Gemeinsames Singen, Freude und Brüderlichkeit!“: Mit diesem Tenor sind Ende Juli die World Choir Games 2012 in Cincinnati zu Ende gegangen. 15.000 Teilnehmer, darunter 362 Chöre, Juroren, Chorvertreter und Delegationen verschiedener Länder trafen sich zu insgesamt elf Tagen mit Wettbewerben und Konzerten. Mit einem der Juroren der Veranstaltung, Jürgen Faßbender, sprach Robert Göstl.

neue musikzeitung: Herr Faßbender, sie waren als Juror bei den „world choir games“ in Cincinatti. Hat sich für den Künstler Jürgen Faßbender die Reise gelohnt?

Jürgen Faßbender: Unbedingt – allein die Begegnung mit den Kollegen (es waren insgesamt über 60 Juroren aus der ganzen Welt) hat die Reise gerechtfertigt. Aber auch die vielfältige Literatur, dargeboten von ausgezeichneten Chören, war ein Erlebnis. Was mich zudem immens beeindruckt hat, war die Präsenz des Wettbewerbes in der gesamten Stadt, angefangen vom Flughafen bis hinein ins kleinste Geschäft oder Restaurant. Eine derart breite Unterstützung und Präsenz (es gab allein 4.700 freiwillige Helfer) habe ich noch nirgends auf der Welt erlebt.

nmz: Welche Chöre haben dort teilgenommen, wie könnte man das Teilnehmerfeld beschreiben?

Faßbender: Ganz erstaunlich war die große Anzahl der teilnehmenden asiatischen Chöre. So konnte man allein 70 Chöre aus China hören, alle bestens vorbereitet und auf einem erstaunlichen Niveau, auch und gerade was das „westliche“ Repertoire betrifft. Hier kommt ein ganz neues chorisches Potenzial auf uns zu.

nmz: Neben den „Games“ gab es auch das „World Choir Council“. Was muss man sich darunter vorstellen und wie werten sie diese Veranstaltung?

Faßbender: 80 Chormusik-Repräsentanten aus 80 verschiedenen Ländern haben sich in diversen Arbeitsgruppen zwei Tage lang über die Entwicklung der Chormusik in ihren Ländern unterhalten. Es gab diverse Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das ganze wurde in einem Dossier festgehalten. Es war äußerst interessant zu erfahren, welch unglaublich großen Stellenwert Chormusik in vielen Ländern hat, und welch umfangreiche Unterstützung ihr zuteil wird. Ein weltweiter Austausch in dieser Form ist eine herausragende Idee, die Ergebnisse sollten allen Chorverbänden überall auf der Welt zugute kommen.

nmz: Da diese Veranstaltung nicht von einem internationalen Verband sondern zumindest teilweise auch von einem kommerziellen Unternehmen ins Werk gesetzt wird, drängt sich die Frage nach dem Konflikt zwischen Kunst und Kommerz auf. Haben Sie eine Einflussnahme auf ihre Jurytätigkeit festgestellt oder hat diese Konstellation künstlerische Belange beeinträchtigt?

Faßbender: Ich war bereits bei mehreren Wettbewerben dieses Veranstalters als Juror tätig und habe nie auch nur die kleinste Einflussnahme erlebt. Die Anfrage der Amerikanischen Verbände an den Veranstalter, demnächst „American Choir Games“ in den Staaten zu organisieren, spricht für die Professionalität im Management eines so riesigen Chorevents, die einen absolut reibungslosen Ablauf garantierte.

nmz: Welche Bedeutung hat für Sie persönlich die Begegnung mit den Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt? Tun sich für ihre Arbeit fachliche Perspektiven auf?

Faßbender: Mir hat es sehr imponiert, dass viele Kollegen offene Proben und Workshops angeboten haben. Zudem konnten die Chöre auf Wunsch mit den Juroren an ihrem Repertoire arbeiten. Das mindert die Distanz zwischen Chor und Jury entscheidend und lässt die Juryentscheidungen noch transparenter werden.

nmz: Könnten Sie aus den vielen Eindrücken einer solchen Großveranstaltung den musikalisch am meisten beeindruckenden und den am meisten bewegenden Moment benennen? Oder war das ein und derselbe?

Faßbender: Es gab sehr viele beeindruckende Momente, aber das bewegendste ist immer wieder die unglaubliche, mit vielen Tränen verbundene Freude und Emotionalität der jungen Sängerinnen und Sänger bei der Ergebnisbekanntgabe.

nmz: Wären „World Choir Games“ in Deutschland denkbar und wünschenswert?

Faßbender: Warum nicht? Da es sich um einen internationalen Austausch auf allen möglichen Ebenen (was das unterschiedliche Niveau der Chöre anbelangt) handelt, können alle chorisch begeisterten Menschen davon nur profitieren! 

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