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Die Laienmusikszene in Deutschland – Mut zur Veränderungt der Artikelserie der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.

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Beobachten, Erkennen, Analysieren – Start der Artikelserie der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V.
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Es wird viel über das Ehrenamt innerhalb der Musikszene in Deutschland diskutiert. Über die Führung von Vereinen, über die sich rasch veränderten Rahmenbedingungen innerhalb der Gesellschaft, über die Finanzierung der laufenden und der zukünftigen Arbeit. Aber wo genau steht die Laienmusikszene und wie zukunftsfähig ist sie? Diese Fragen stellt sich die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. (BDMV) in der alltäglichen Arbeit und versucht anhand von verschiedenen Faktoren eine Standortbestimmung der Laienmusikszene vorzunehmen um nötige Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und umzusetzen.

Es wird viel über das Ehrenamt innerhalb der Musikszene in Deutschland diskutiert. Über die Führung von Vereinen, über die sich rasch veränderten Rahmenbedingungen innerhalb der Gesellschaft, über die Finanzierung der laufenden und der zukünftigen Arbeit. Aber wo genau steht die Laienmusikszene und wie zukunftsfähig ist sie? Diese Fragen stellt sich die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. (BDMV) in der alltäglichen Arbeit und versucht anhand von verschiedenen Faktoren eine Standortbestimmung der Laienmusikszene vorzunehmen um nötige Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und umzusetzen. Der Grundstock einer sicheren Zukunft ist die Bindung von Nachwuchs an Vereine und dies auf Orts-, Kreis-, Landes- und auch Bundesebene. Aber die Neuwerbung von aktivem Nachwuchs, die Anbindung an einen Verein und die Übernahme von Verantwortung gestaltet sich in der heutigen Zeit immer schwieriger. Die Beweggründe der Jugend, sich an einen Verein zu binden, haben sich geändert und mit ihnen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Neben hohen Leistungsanforderungen sind Jugendliche heute auch erhöhten Risiken ausgesetzt. Dies betrifft schulisches oder berufliches Versagen ebenso wie Risiken der persönlichen Sicherheit in einer Welt offener Grenzen und überlasteter öffentlicher Sicherheitsapparate. Die Shell-Jugendstudie 2002 stellt dazu fest, dass es in dieser Situation von den Jugendlichen naiv oder kontraproduktiv wäre, ihre Werteorientierung nicht an diese neue Lage anzupassen. Betrachtet man die vor kurzem veröffentlichten Ergebnisse der aktuellen Shell-Jugendstudie 2002 genauer, so ist eine der Hauptaussagen, dass „Jung sein in Deutschland keine einheitliche Lebenslage ist“. Das Bildungsniveau ist von zentraler Bedeutung für die Lebensumstände, die aktuellen Ansichten sowie die späteren gesellschaftlichen Chancen und damit auch für ein in Frage kommendes ehrenamtliches Engagement in Vereinen und Verbänden.

Ein ehrenamtliches Engagement hängt bei Jugendlichen auch davon ab, ob konkrete und praktische Probleme in Angriff genommen werden können, die aus ihrer Sicht mit persönlichen Chancen verbunden sind. Die Shell-Jugendstudie bezeichnet das „die pragmatische Generation“. Die Mentalität der Jugend hat sich laut dieser Studie von einer gesellschaftskritischen Sichtweise in Richtung der gesellschaftlichen Mitte verschoben. Trotz der Ferne von der „großen Politik“ sind die Jugendlichen in ihrem näheren und ferneren Lebensumfeld eine gesellschaftlich aktive Gruppe. Die jüngere Generation engagiert sich ehrenamtlich, wenn dabei eigene, jugendbezogene Interessen und eine sinnvolle Freizeitgestaltung im Vordergrund stehen.

Diese Erkenntnisse der Jugendstudie sollten vor allem bei Vereinen und Verbänden in der Laienmusikszene genauestens gelesen werden. Nur die Vereine und Verbände, die sich den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stellen und darauf reagieren, haben auch eine Chance, die jüngere Generation an sich zu binden und damit ihr Überleben zu sichern. Um die Bindung der Jugendlichen an den eigenen Verein oder Verband auf Dauer zu gewährleisten, müssen sich Vereine und Verbände ständig weiterentwickeln, die Strukturen hinterfragen und den Mut zu Veränderungen aufbringen. Nur ein Verband mit modernen Strukturen, interessanten Aufgabengebieten und Möglichkeiten einer aktiven und verant- wortungsvollen Mitarbeit von Jugendlichen gewährleistet das Engagement der jüngeren Generation und damit die Überlebensfähigkeit der eigenen Institution. Die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. hat entscheidende Prozesse der Umstrukturierung hinter sich, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, um für Mitglieder im eigenen Verband eine attraktive, dienstleistungsorientierte Arbeit zu verrichten und attraktiv für Neumitglieder zu erscheinen.

Die Umstrukturierungen in der verbandseigenen Geschäftsstelle, die als Dienstleistungszentrum für die Mitglieder aktiv ist, eine Reform der Verbandssatzung und vor allem der Zusammensetzung sowie der Arbeitsweise der Gremien innerhalb des Verbandes, die Bildung von Fachbereichen, um eine möglichst breite und vielschichtige Aufgabenpalette anzubieten und dadurch die Interessen und Fähigkeiten der Interessierten einzubinden, dies waren einige einschneidende Veränderungen, die die BDMV in drei Jahren umgesetzt hat. Sicherlich bestand aufgrund der Veränderungen im eigenen Verband ein erhöhter Diskussionsbedarf, aber den Verband zu modernisieren und für Außenstehende attraktiv zu machen, darin waren sich Verantwortliche und Mitglieder stets einig.

Auch die Entwicklung verschiedener Imagekampagnen, Kooperationen und anderer Projekte im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurden vom BDMV umgesetzt, um die Laienmusikszene von ihrem veralteten und traditionellen Ruf der „Volksmusik“ zu befreien. Langweilige Vereinsarbeit, veraltete Musikauswahl und eine Überalterung der Orchester, dies waren Vorurteile, mit denen auch die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. kämpfen musste.
Durch Imagekampagnen wie „Wir machen die Musik!“ und Kooperationen mit attraktiven Partnern wie zum Beispiel der Messe Frankfurt GmbH, wurde aber deutlich gemacht, wie unterschiedlich, reichhaltig und abwechslungsreich die Laienmusikszene in Deutschland ist. Auch die Vergabe eines Ehrenamtspreises innerhalb der Kampagne während der Auftaktveranstaltung der Musikmesse 2002 in Frankfurt am Main zeigte, welch innovative und abwechslungsreiche Projekte in der Laienmusikszene verwirklicht werden. Weitere Bausteine wie der Messeauftritt der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. bei der Musikmesse 2002 in Frankfurt am Main unterstützen den geplanten Imagewandel des Verbandes und schafft ein Kontakt zu allen Generationen und Musikinteressierten.
Die Umsetzung neuer Finanzierungsmodelle ist ein weiterer Aspekt der Kampagne und verschiedener Projekte. Ein moderner Verband sagt sich von einem zweistufigen Finanzierungsmodell los, indem Liquidität und damit die Grundvoraussetzung des Handelns von zwei finanziellen Größen abhängig sind, nämlich von Mitgliedsbeiträgen und staatlichen Zuschüssen. Vielmehr müssen neben diesen zwei finanziellen Säulen verschiedene andere Einnahmequellen erschlossen werden, um den eventuellen Ausfall einer der beiden zu kompensieren. Neben Kooperationen mit der Wirtschaft sind auch verschiedene Stiftungen ein weiterer Beitrag zur Liquiditätsplanung eines modernen Verbandes.

Die Gremien und die Verantwortlichen innerhalb der BDMV kamen zu der Überzeugung, dass die Überlebensfähigkeit eines Verbandes nur dann gewährleistet werden kann, wenn man eine aktive und sich ständig verändernde Jugendförderung im eigenen Verband betreibt. Betrachtet man die Laienmusikszene in Deutschland, so wird man erkennen, dass in diesem Bereich über fünf Millionen Menschen in ganz unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich aktiv sind. Die Laienmusikszene stellt daher einen entscheidenden Pfeiler im Sinne der musikalischen Breitenarbeit dar. Durch die Förderung der Jugendarbeit, die Förderung der kulturellen Traditionen in Deutschland und die ständige Fort- und Weiterbildung der Mitglieder leistet diese Gruppe in Deutschland einen unbezahlbaren Beitrag zum kulturellen Leben in der Bundesrepublik.

Fünf Millionen Menschen in der Laienmusikszene stellen aber auch noch in ganz anderen Bereichen einen nicht zu unterschätzenden Faktor dar, sei dies in der Kaufkraft und dadurch als Marktmacht in der Musikbranche oder als politische Macht, die auf die gewählten Volksvertreter in der Gesamtheit einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben könnte. Um geeint und in ständiger Kooperation gemeinsam die Interessen der eigenen Szene vor den Verantwortlichen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vertreten zu können, ist aber eine ständige Vernetzung sowie ein ständiger Informationsaustausch zwischen den Dachverbänden in der Laienmusikszene notwendig. Und dazu gehört auch der Wille zur Aufgabe von manchen Besitztümern, die sich ideell im Laufe der Jahre eingespielt haben. Die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. hat diesen neuen Weg der Gemeinsamkeit und der gesamtheitlichen Vertretung seiner Mitglieder eingeschlagen.

Die Betrachtung der Gesamtheit der Laienmusikszene zeigt, dass die Mitglieder und Verantwortlichen mit einer gesunden Portion Kraft die anstehenden Aufgaben lösen können. Die Jugendförderung, eine ständige Modernisierung der eigenen Strukturen, eine Vernetzung der Dachverbände und ein ständiger Informationsaustausch ist dazu notwenig. Und vor allem eine Maxime, die die alltägliche Arbeit in der Laienmusikszene begleiten muss – nämlich der Mut zur Veränderung.

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