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Ein Flyer: "Let Freedom Ring!" steht in weißen Buchstaben auf lila Grund
Nikolaikirche Leipzig, Sonntag, 13.10.2024, 17.00 Uhr | Vocalconsort Leipzig e.V.; Texte: Madja Monk; Leitung: Franziska Kuba
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Let Freedom Ring! 35 Jahre friedliche Revolution - 25 Jahre Vocalconsort Leipzig e.V.

Publikationsdatum
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Ab dem Sommer 1989 wird die Büger*innenbewegung gegen das SED-Regime ausgehend von den Montagsdemonstrationen in Leipzig immer lauter. Hunderttausende DDR-Bürger*innen demonstrieren friedlich für Grundrechte wie Reise-, Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Am 9. November wird dem Druck nachgegeben und die Mauer fällt.

In dieser Situation spielt die Kirche, die in der DDR starken Restriktionen ausgesetzt war, eine zentrale Rolle, indem sie als Ort des Schutzes einen Raum für politischen Austausch bietet.
In Leipzig stand hierbei vor allem die Nikolaikirche im Mittelpunkt. Nicht ohne Grund sind noch heute die montäglichen Friedensgebete der Nikolaikirche ein Ort der Erinnerung an die Bürger:innenbewegung Ende der 80er-Jahre.

Konzept

Vor diesem Hintergrund thematisiert der Vocalconsort Leipzig e.V. in seinem Jubiläumskonzert (25 Jahre Vocalconsort Leipzig) in der Nikolaikirche den Themenkomplex der friedlichen Demonstration.

Neben den Ereignissen rund um die Montagsdemonstrationen in Leipzig wird dabei der Blick auch auf andere Orte gelenkt, die ebenfalls in der Vergangenheit versuchten oder gegenwärtig noch versuchen, durch gewaltfreie Proteste bürgerrechtliche Änderungen zu erwirken:

Darunter die derzeitige Frauenbewegung im Iran („Nova“ von der deutsch-iranischen Komponistin Sarvenaz Safari), die Black Lives Matter Bewegung in den USA (Kompositorisches Kollektiv der Manhattan School of Music in New York mit Reiko Füting), die Widerstandsbewegung gegen den Militärputsch in Chile 1973 (ein Arrangement von „El pueblo unido“) und die singende Revolution im Baltikum 1988 (das als inoffizielle Nationalhymne geltende „Mu isamaa on minu arm“).

Die Leipziger Bewegung findet musikalisch ihren Platz im Programm mit Siegfried Thieles „Motette für vier- bis sechsseitigen Chor a cappella“. Diese Bürger:innenbewegungen eint sowohl die Forderung von Grundrechten, ein hohes Maß an Mut und Durchhaltevermögen als auch die Gefahr, gewaltvoller Gegenwehr ausgesetzt zu sein.

Neben internationalen zumeist zeitgenössischen Werken wird der musikalische Teil des Programms mit herausragenden, themenbezogenen Chorwerken von Brahms, Schönberg und Hessenberg ergänzt. Diese sollen durch ihre Bekanntheit ein musikalischer Anker für das Publikum sein und sind daneben auch thematisch passend zum Thema friedliche Revolution:

Brahms stellt in seinen „Fest und Gedenksprüchen" mit der gewählten Textgrundlage sowie durch geschickte Kompositionstechniken den Dialog und die Einigung in den Vordergrund. Schönbergs „Friede auf Erden" und Hessenbergs „O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens" widmen sich dem Thema Frieden, das in diesem Programm den zentralen Wert somit erhält.

Des Weiteren interessiert uns die Ergänzung des Programms mit Texten des Leipziger Lyrikers Radjo Monk aus der Zeit um die friedliche Revolution.

Das Programm wird künstlerisch an die friedliche Revolution in Leipzig erinnern sowie globale und zeitgenössische friedliche Bewegungen einbeziehen und sich dem Thema Frieden als zentralem Übergedanken widmen.

PROGRAMM

  • Die „Fest- und Gedenksprüche“ von Johannes Brahms wurden 1871 komponiert. Wie in vielen seiner Werke durchfließt auch diese Komposition ein tiefer Glaube und die Verankerung von Hoffnung in der Musik. Gleichzeitig nutzt er mithilfe der Doppelchörigkeit den Dialog und die Einigung als Stilmittel seiner Komposition.
  • „Mu isamaa on minu arm“ (T: Lydia Koidula, M: Gustav Ernesaks, 1944) galt seit 1947 als die inoffizielle Nationalhymne des von der Sowjetunion besetzten Estlands. Während der Singenden Revolution Ende der 80er Jahre spielte dieses Werk eine wesentliche Rolle.
  • In einem kompositorischen Kollektiv haben Studierende der Manhattan School of Music in New York City unter der Anleitung von Reiko Füting (Komponist und Professor für Komposition, während der friedlichen Revolution in Wernigerode lebend) ein Werk über Zitate führender Black Lives Matter Protagonist:innen (u.a. Dr. Martin Luther King, Maya Angelou, Eric Garner und James Baldwin) für das Programm des Vocalconsort Leipzig e.V. erarbeitet.
  • „Vertraut den neuen Wegen“ (Text: Klaus-Peter Hertzsch) schrieb der Autor im August 1989 seiner Patentochter zur Hochzeit. Auf die Melodie eines alten Kirchenliedes (EG 243) wurde es in den folgenden Wochen zum Wendelied in evangelischen Kirchen schlechthin. Heute ist es im evangelischen Gesangbuch fest verankert durch eine Komposition von Manfred Schlenker (1926-2023). Dieses Werk wird vom Publikum von der Orgel begleitet mitgesungen.
  • „O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“ von Kurt Hessenberg wurde 1946 komponiert und fälschlicherweise textlich Franz von Assisi zugeschrieben. Tatsächlich tauchte der Text jedoch erst 1912 in einer französischen Zeitung auf und wird seither als „Weltgebet“ bezeichnet, welches sich konfessionsübergreifend großer Beliebtheit erfreut.
  • „El pueblo unido“ (Spanisch: „Das vereinte Volk“) von Sergio Ortega wurde im letzten Jahr der Regierung Allendes komponiert und zum Symbol des Widerstands gegen den Militärputsch in Chile 1973. In unserem Programm werden wir ein Arrangement für Chor von Peter Berg und Franziska Kuba aufführen.
  • „Nova“ von der deutsch-iranischen Komponistin Sarvenaz Safari, 2020 komponiert für das Vocalensemble Leipzig, wird von Frieden als „Urgedanke und der Ansporn für die Entstehung" des Stückes geleitet.
  • Arnold Schönbergs spätromantisches Werk „Friede auf Erden“, 1906 komponiert und deutlich vor seiner Zeit der Zwölftontechnik entstanden, gilt als hochanspruchsvolles Werk der Chorliteratur. Seine Komposition bringt Gedicht und Musik in Einklang.
  • Siegfried Thiele, Professor für Komposition und ehemaliger Rektor der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, verfasste 1989 die „Motette für vier- bis sechsstimmigen Chor a cappella“ nach Texten von Thomas a Kempis, die durch seine ergreifenden Worte besticht: „Zuerst bewahre du den Frieden, dann kannst du anderen den Frieden bringen“ oder „Ein edler, friedfertiger Mensch wendet alles zum Guten.“ Diese und andere Zeilen verraten seine künstlerische Auseinandersetzung mit der friedlichen Revolution in Leipzig 1989. Die Musik ist wie viele seiner Werke dabei expressiv und singbar, aber niemals banal.

Leipziger Bezug

Der Vocalconsort Leipzig e.V. ist seit 25 Jahren fester Bestandteil des Leipziger Chorlebens und wuchs in der lebendigen kulturellen Landschaft dieser Stadt zu der Größe und Qualität heran, die er heute innehat und für die er weit über die Grenzen Leipzigs hinaus bekannt ist.

Auf Grund der so entstandenen tiefen Verbundenheit mit der Stadt Leipzig ist es dem Ensemble ein besonderes Anliegen, dem 35. Jahrestag der friedlichen Revolution einen zentralen Platz in seiner Programmplanung 2024 einzuräumen. Daneben wollen wir durch ein künstlerisch hochwertiges Programm mit Fokus auf weltpolitischen Ereignissen der Vergangenheit und Gegenwart Leipzig als die weltoffene Stadt präsentieren, die sie ist.

Zusätzlich soll die Kombination von bekannten Werken der Chorliteratur mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts Stammpublikum erreichen, kulturelles Erbe pflegen und Perspektiven für Neues und Anderes öffnen. Damit wird außerdem der Programmkanon des Leipziger Kulturlebens erweitert. Ein Werk von Siegfried Thiele, das ’89 geschrieben wurde und inhaltlich der friedlichen Revolution zugeschrieben werden kann, soll gleichzeitig einem Leipziger Komponisten dieser Zeit eine Bühne liefern. Das Mitsingwerk ermöglicht einen weiteren Zugang zum Publikum, das dadurch in die Dramaturgie eingebunden wird.

Der Eintritt wird solidarisch gestaffelt: Es werden nach Selbsteinschätzung Tickets zu 5€/ 15€/ 30€ verkauft, um allen Leipziger*innen den Zugang zu dem Konzert zu ermöglichen.

Als Aufführungsort ist die geschichtsträchtige Nikolaikirche in der Leipziger Innenstadt gewählt. Zeitlich fällt das Konzert in die Zeit der Feierlichkeiten zur friedlichen Revolution mit dem „Lichtfest" am 9. Oktober.

Stand Oktober 2024

Projektbezogene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Christoph Caesar | Karl-Rothe-Straße 9 | 04105 Leipzig | Tel.: 0171-3065 004
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