Was gibt es zu feiern, wenn eine Musikuniversität 200 Jahre alt wird, und wie soll gefeiert werden? Die Geschichte der mdw entpuppt sich als Inbild für zwei Jahrhunderte österreichischer Kulturgeschichte, geschrieben von klassischen, modernen und zeitgenössischen Komponist/-innen, glanzvollen Burgtheater-Mimen des 19., 20. und 21. Jahrhunderts, von legendären Interpret/-innen bis hin zu Künstler/-innen audio-visueller Ausdrucksformen im 21. Jahrhundert, von prägenden Pädagog/-innen und Studierenden, die alle eines gemeinsam haben: den Aufstieg zur Weltbühne.
Das Gründungsdatum der mdw − Universität für Musik und darstellende Kunst Wien erstreckt sich eigentlich über mehrere Jahre. Pläne zur Errichtung eines Konservatoriums nach Pariser Vorbild in Wien gab es bereits um die Jahrhundertwende. Die 1812 etablierte Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sah im Betrieb eines Konservatoriums eine ihrer zukünftigen Hauptaufgaben, weshalb sie mehrere Anläufe unternahm, ehe sie 1817 unter tatkräftiger Beteiligung von Antonio Salieri eine Singschule mit Klassen für je zwölf Knaben und Mädchen einrichtete, die am 1. August des Jahres ihren Betrieb aufnahm. Der Reihe nach kamen Instrumentalklassen hinzu, zunächst eine Violinklasse ab 1819, 1833 die erste Klavierklasse, und 1852 begann der Schauspielunterricht.
Das berühmte neue Musikvereinsgebäude am Karlsplatz war ab 1870 als Konservatorium ebenso bekannt wie als Konzerthaus. 1896 wurde die Musikpädagogik durch Lehrer/-innenbildungskurse etabliert, und das Konservatorium mit inzwischen fast 1.000 Studierenden stand dank visionärer Lehrender und Studierender im Zentrum des glanzvollen „Wien um 1900“. Die Verstaatlichung als Akademie folgte 1909, ein eigenes neues Gebäude in der Lothringerstraße vor dem Wiener Konzerthaus konnte 1913 eröffnet werden. Die nächsten 100 Jahre standen weiter im Zeichen von Wachstum sowie der Entwicklung von Musik und darstellender Kunst – das Max Reinhardt Seminar, die Filmakademie, mehrere wissenschaftliche Institute und das Kulturmanagement, um nur einige zu nennen, kamen hinzu. Die Nazi-Herrschaft hinterließ auch an der zur Staatsakademie gewandelten Institution ihre Wunden. In weiteren Metamorphosen zur Hochschule und schließlich zur Universität mit mehr als 3.000 Studierenden entstand eine der heute weltweit bedeutendsten und größten Kulturinstitutionen ihrer Art.
mdw200, so die Kurzformel für die vielfältigen Aktivitäten im Jubiläumsjahr, bietet das ganze Jahr über hervorragende Veranstaltungen, wissenschaftliche Aufarbeitung, Wettbewerbe und im Juni 2017 mehr als eine Woche lang täglich Highlights der 24 mdw-Institute. Die Universität geht hinaus in den Musikverein, ins Konzerthaus mit einer Neuauflage eines diesmal alle Grenzen sprengenden Aufspiels, in das Salesianerinnen-Kloster am Rennweg, welches zugleich seinen 300. Geburtstag begeht, an das Akademietheater und das Schönbrunner Schlosstheater. Damit sollen die Musik und darstellende Kunst einen ihrer vornehmsten Zwecke erfüllen: die Feste zu feiern, wie sie fallen.
Ausführliche Informationen zum Jubiläumsjahr der mdw: www.mdw200.at
Der Text ist eine gekürzte Fassung des gleichnamigen Artikels von Christian Meyer im mdw-Magazin Dezember 2016.