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Ahrweiler und Koblenz gingen erstmals gemeinsam auf Tournee - Viel Beifall im evangelischen Gemeindehaus
Von Andrea Simons
Kreis Ahrweiler. Wie dicke Tropfen, die klar und voll in tiefe Seen fielen, klang das Spiel der Harfenisten. Und wie der Wind, der über grüne Wiesen streift, das Spiel der übrigen Instrumente.
Erstmals zusammengetan haben sich damit drei Ensembles der drei Musikschulen, um mit dem gemeinsamen Programm "Harps and Pipes" auf eine kleine Tournee zu gehen in Bonn, Koblenz und der Kreisstadt. "Das ist eine Möglichkeit einmal über den Zaun hinwegzuschauen und zugleich eine besondere Herausforderung", fand der Leiter der Musikschule Ahrweiler, Harald Reinhard, und die Musiker nahmen die Herausforderung an.
Die Kreisstadt war die zweite Station der Rundreise an drei aufeinanderfolgenden Tagen und vor einem deutlich jüngeren Publikum als am Abend zuvor in Bonn - so der Dirigent des Konzerts Musikschulleiter Michael Adami - nahmen zunächst die neun Harfenisten aus dem Kreis Ahrweiler und der Stadt Koblenz Platz auf der Bühne an kleinen Klappen- und großen Doppelpedalharfen.
In fließenden Bewegungen und mit gezieltem Zupfen der Saiten entführten die elf- bis 19-jährigen Musikschüler zunächst an die französische Atlantikküste und ließen für ihre rund 140 Zuhörer die Pinien von Charlannes, "Les pins de Charlannes", musikalisch erfahrbar werden.
Im Wechselspiel interpretierten die beiden Ensembles Bernard Andrés "Dyades" mal rhythmisch oder mit den flachen Händen auf dem Harfenrahmen trommelnd, dann anmutig perlend, ernst oder verträumt. Bei ihrer kleinen Melodien-Rundreise durch die Welt hatten sie ein leises brasilianisches Wiegenlied und ein fröhliches französisches Volkslied im Gepäck.
Eher ländlich geprägt war ein irisches Liebeslied, und zünftig und unbeschwert gab sich ein bayrischer Bandeltanz. Eine melodisch absteigende Linie und gemeinsames Aufwallen erinnerten an einen Sommerabend in Italien. Und zu Beginn des walisischen "Flowers of Festinog" forderte die Leiterin des Koblenzer Harfenensembles, Blanche Birdsong, auf:"Stellen sie sich viele Blumen in einem festlichen Zimmer vor". Keltische Impressionen machten sich breit, als "Rolling Wave" die Bühne betrat und zusammen mit den Harfenisten im "Skye Boat Song" vom letzten König von Schottland erzählte.
Zu den Harfen gesellten sich zwei Sackpfeifen und machten das Konzert mit ihrem dudelsackähnlichen Klang erst zu einem richtigen "Harps and Pipes"-Erlebnis. Dazu kam das Spiel auf der "Fiddel" und dem auf einer irischen Rahmentrommel. Zu den Tänzen und Balladen aus Irland, die die Band ohne die Harfenisten vertonte, erklangen zudem Gitarren sowie manchmal auch Flöte und gälischer Gesang.
Von unerfüllter Liebe und von inniger Zuneigung war da die Rede und von Droftratsch um eine alte Frau und ihre jungen Verehrer. Temperamentvoll gestalteten sich die "Reels" im Zweiertakt und die "Jigs" im Dreiertakt. Und neben so mancher Information, die das Publikum zwischendurch von den Musikern über die Instrumente und die Stücke bekam, lieferten sich die Akteure auch noch einen Streit auf der Bühne:
Das Duell um die Tonart, in dem das Stück "Julia Delaney" zu spielen sei, gewann keines der beiden Lager, in das sich die Band zum Spaß gespalten hatte, denn im flotten Wechsel übernahm mal die eine, mal die andere Gruppe und gab den Ton an. Von Friede geprägt war die abschließende Hymne der sechs Bonner Musiker, bevor mit den Harfenisten gleich zwei Mal musikalisch von "Megan\'s Daughter" berichtet wurde, denn nach viel Applaus stand eine Zugabe an.
Bonner General Anzeiger
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