Protest für Kultur im Kreis: "Aktionsbündnis Zukunft" gegen Sparpläne bei Musikschulen, Schülertransport ...
Bützow/Güstrow Gegen den geplanten Sparkurs des Landkreises Güstrow bei Musikschulen, Fahrbibliotheken und Schülerbeförderung formiert sich Widerstand. Eltern, Schüler und Lehrer gründeten am Montagabend in Bützow ein "Aktionsbündnis Zukunft".
"Kinder haben leider keine Lobby", erklärte Initiatorin Elia-Carina Oeynhausen aus Rosenow. Sie ist selbst Mutter, saß bis vor zwei Jahren für die SPD im Kreistag. Sie habe sich damals zurückgezogen, weil der Kreistag bei Haushaltsdiskussionen stets überall gleichmäßig das Geld kürze, "ohne inhaltlich abzuwägen". Damit müsse Schluss sein, die Parlamentarier dürften unangenehme Entscheidungen nicht länger der Verwaltung zuschieben. Der Kreistag habe bei so genannten freiwilligen Leistungen immer einen "faulen Kompromiss" gefunden, so Oeynhausen. "Es sind reine Zahlenspiele, die gemacht werden. Wir wollen aber, dass echte politische Entscheidungen getroffen werden." Konkret setzt sich das Aktionsbündnis gegen drei wesentliche Pläne des Kreistages ein: die geplante Erhöhung der Gebühren für Musikschulen um 15 Prozent (plus Wegfall von Ermäßigungen), die Abschaffung der Fahrbibliotheken und die höhere Kostenbeteiligung an der Schülerbeförderung (bis zu 100 Prozent) von Eltern mit Kindern ab Klasse 11. Sparpotenzial im bislang defizitären Haushalt des Kreises sieht das Bündnis u.a. bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der kreislichen ABM-Gesellschaft, der RABS GmbH. "Es muss endlich etwas passieren", sagte z.B. Jens Oeser, Elternvertreter der Güstrower Musikschule. Walter Kuhn, Vorsitzender der Landeselternvertretung der Musikschulen, befürchtet, dass bei Umsetzung der Pläne viele Musikschüler abspringen, da Eltern sich die Gebühren nicht mehr leisten könnten. "Dann wird der Einzelplatz wieder teurer." Kuhn drohte an, dass der Förderverein der Musikschule sich seinerseits aus freiwilligen Finanzierungen zurückziehen werde, wenn der Kreistag die Satzung beschließt. Denn der Träger sei nun mal der Kreis. Musiklehrer Lothar Reißenweber appellierte, dass die Qualität von Unterricht gesichert sein müsse. Er plane in Bützow derzeit die Gründung eines Blasorchesters. Dafür sei der Sparkurs das völlig falsche Signal. Durch den möglichen Wegfall der Fahrbibliotheken und höhere Kosten für Eltern bei der Schülerbeförderung fürchtet Elia-Carina Oeynhausen auch, dass sich im Bildungs- und Kultursektor des Landkreises eine Zwei-Klassen-Gesellschaft herausbildet. Lange Wege bedeuteten hohe Kosten. Sie wolle nicht, dass Eltern sich gegen eine höhere Schulbildung ihrer Kinder entscheiden, nur weil der Weg zum Gymnasium zu teuer ist. Dem "Aktionsbündnis Zukunft" gehören auch Schülersprecher und z.B. der Leiter des Bützower Gymnasiums, Joachim Fiedler, an. Der Name ist Programm. Mit diversen Aktionen will man nun Menschen und Kreistagsmitglieder für das Thema sensibilisieren. So werden z.B. Unterschriftenlisten an möglichst vielen öffentlichen Orten ausgelegt. Am 22. Mai um 16 Uhr berät der Kreistag erneut über die geplanten Einschnitte. Die SVZ lädt bereits heute um 19 Uhr zu einer Diskussions-Runde in das Tarnower Amtsgebäude ein. Im Podium: Landrat Lutz da Cunha (SPD), Uwe Rethmeyer (CDU), Dieter Labuzinski (PDS), Elia-Carina Oeynhausen und Kerstin Bandow als betroffene Mütter sowie Walter Kuhn von der Landeselternvertretung der Musikschulen.
Schweriner Volkszeitung
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