Neben diversen Petitionen haben sich zahlreiche Verbände, Politiker und Persönlichkeiten des Musiklebens zu den Vorgängen in Baden-Württemberg zu Wort gemeldet. Eine Auswahl:
„Eine solch einseitige Konzentration der jungen Jazzmusiker auf einen Hochschulstandort wird zur Folge haben, dass sehr rührige Szenen, wie die im Großraum Stuttgart, ausgetrocknet werden.“
Jazzverband Baden-Württemberg
„Was die Landesregierung mit der Musikhochschule Trossingen plant, käme einem Abgesang gleich.“
Guido Wolf, Landtagspräsident, CDU (von ihm liegt auch ein entsprechender Landtagsantrag vor)
„Hochschulen einer vermeintlichen Effizienz wegen zu schließen oder auf einzelne Sparten zu reduzieren ist so schädlich, wie es erwiesenermaßen die Monokultur in der Landschaftskultur ist.“
Enjott Schneider, Komponist
„Ihre Überlegungen zur Reduzierung der baden-württembergischen Musikhochschulen sind nicht nur kultur-, kunst- und geistfeindlich und widersprechen eklatant der mühsam in Deutschland durchgesetzten Erkenntnis, dass hierzulande vor allem Gehirne produktiv sind, sondern widersprechen dem Geist Ihrer Partei.“
Claus-Steffen Mahnkopf, Komponist
„Durch meine intensive Zusammenarbeit als Musikveranstalter in Baden-Württemberg mit der Musikhochschule in Trossingen auf dem Gebiet der Neuen Musik und als Repräsentant der Musikakademie Donaueschingen, ‚maD‘ der Donaueschinger Musiktage, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die Kompetenz der Trossinger Hochschule keineswegs nur auf das Gebiet ‚Alte Musik‘ einzugrenzen ist. Im Gegenteil, auch auf dem Gebiet der Neuen Musik haben sich die Studenten und Lehrkräfte der Hochschule immer als höchst erfahrene und engagierte Partner erwiesen. Ohne die Mitarbeit der Trossinger Hochschule wäre ansonsten ‚maD‘, dieses Angebot der Donaueschinger Musiktage für Nachwuchskünstler aus allen musikalischen Bereichen Europas, gefährdet. Das wäre besonders bedauerlich, da ab 2014 jeweils im Mai in Zusammenarbeit mit der Bundeskulturstiftung die Donaueschinger Musiktage in Form eines Festival-Kongresses für Musikvermittlung einen kleinen Festival-Bruder erhalten werden.“
Armin Köhler, SWR, Donaueschinger Musiktage
„Offenkundig sind der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer, die Dimensionen ihres Wildwasserkurses in Bezug auf die Musikhochschulen nicht klar. Die Bandbreite der Stellungnahmen – von der Laienmusik über die Profiszene bis hin zu Wirtschaftsunternehmen – unterstreicht nachdrücklich den drohenden Substanzverlust in der Bildungs- und Kulturlandschaft.“
Christian Höppner, Deutscher Musikrat
„Das vorgesehene Konzept müssen wir als unzureichend und mangelhaft ablehnen. Mit den vorgesehenen Veränderungen verschlechtern sich Studienangebot sowie -qualität drastisch und es entsteht ein nicht zu vertretendes Ungleichgewicht zwischen den Standorten. Die Art und Weise, wie hier einzelne Hochschulen gegeneinander ausgespielt wurden, was am Ende zu einer Spaltung der Rektorenkonferenz geführt hat, ist keine ‚Politik des Gehörtwerdens‘, sondern ‚divide et impera‘“.
Landes-ASten-Konferenz Baden-Württemberg
„Die Musikhochschule in Trossingen soll nach Überlegungen des Ministeriums auf die Schwerpunkte Alte Musik und EMP zusammengeschmolzen werden und zukünftig die Musikhochschul-Akademie Baden-Württemberg beherbergen. Diese Maßnahme wirkt auf mich wie eine Amputation mit gleichzeitiger Therapie gegen Phantomschmerzen. Ich bin der Überzeugung, dass hier bis zum Abschluss des Dialogverfahrens eine bessere Lösung gefunden werden kann.“
Agnes Krumwiede, MdB, Die Grünen
„Die Hochschule Furtwangen mit ihrem Standbein in Villingen-Schwenningen und ihrem Campus in Tuttlingen, aber auch die Musikhochschule in Trossingen darf in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden.
Eine Beschränkung auf Alte Musik und Elementare Musikpädagogik würde die Bedeutung dieser Bildungsinstitution schmälern.“
Lothar Ulsamer, Vorstandsmitglied Daimler AG
„Ein solcher Schnitt hätte im Fall des Standortes Trossingen den Verlust einer Hochschule zur Folge, welche als einzige in Deutschland seit Jahrzehnten mit unzähligen Konzert- und Opernaufführungen den Anspruch auf Hochkultur in der Fläche einlöst vom Schwarzwald über Oberschwaben bis zum Bodensee.“
Hermann Wilske, Landesmusikrat Baden-Württemberg
„Das Eckpunktepapier lässt eine Profilbildung und Qualitätsentwicklung im künstlerisch-pädagogischen Bereich als Hauptbedarfsfeld der Musikberufe vermissen. Der VdM fordert daher im Übrigen nicht nur eine landesweite, sondern auch eine bundesweite Exzellenzinitiative für die künstlerisch-pädagogischen Studiengänge. Abschließend weist der VdM darauf hin, dass er zu keinem Zeitpunkt in die Überlegungen der Strukturreform der Ausbildungslandschaft in Baden-Württemberg einbezogen war, ebenso nicht der Landesverband der Musikschulen in Baden-Württemberg. Der VdM steht ebenso wie der Landesverband aber zu Erörterungen zur Verfügung.“
Verband deutscher Musikschulen
„Wir haben erhebliche Zweifel, ob sich das Konzept als Grundlage für die künftige Rolle und Funktion der Musikhochschulen eignet.“
Claus Schmiedel, Fraktionsvorsitzender im Landtag, SPD
„Es fällt mir schwer zu erhoffen, dass die gleichmäßig prozentuale Schrumpfung der finanziellen Ausstattung an allen fünf Ausbildungs-Instituten in Baden-Württemberg durchweg die Qualität des Lehrangebotes nicht empfindlich und in kaum verantwortbarer Weise beeinträchtigen würde. Insofern neige ich selbst eher zu der in der DRK (gemeint ist die Landesrektorenkonferenz der Musikhochschulen Baden-Württembergs, Anm. der Red.) mehrheitlich befürworteten dritten Variante, auch diese grausam und allenfalls zähneknirschend zu verkraften. Umso mehr sollten alle Betroffenen und sensibilisierteren Mitbürger, statt sich mit jener geistigen Verflachung abzufinden, gar sich anzubiedern, noch kämpferischer als bisher gegen die kommerziell gesteuerte Kunstfeindlichkeit beziehungsweise Gleichgültigkeit hierzulande und für jenen in unseren Ausbildungsinstituten zu vermittelnden autonomen Kunstbegriff sich einsetzen, der ebenso wie Luft und Wasser zu den Lebensqualitäten gehören, ohne welche wir nicht atmen können. Die Sache trifft mich tief, aber fast noch mehr trifft mich, wie an diesem Dissens kollegiale und freundschaftliche Verbindungen aufs Spiel gesetzt werden. Dies scheint mir die wahre Tragödie in dieser Angelegenheit zu werden.“
Helmut Lachenmann, Komponist
Unter www.nmz.de/dossiers fasst die Online-Redaktion ihre Berichterstattung zum Thema zusammen.