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Praktische Übungen beim Thementag. Foto: Feifei Wang
Praktische Übungen beim Thementag. Foto: Feifei Wang
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Auf dem Weg zu einer Didaktik des Hörens

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Ein Thementag an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
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„Kann man Hören lernen?“ Das war die Fragestellung des ersten Thementages in der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover mit dem Ziel, neue Wege einer praxisgerechten und wissenschaftlich fundierten Didaktik des Hörens im Musik- und Instrumentalunterricht zu erschließen. Wesentliche Aspekte musikalischen Hörens wurden den 100 Teilnehmern durch Impulsreferate, praktische Übungen, Demonstrationen, Kompositionen von Studenten und Diskussionen vermittelt.

Prof. Dr. Andrea Welte, Sprecherin der veranstaltenden Fachgruppe Didaktik und Methodik, EMP und Rhythmik, beschrieb musikalisches Hören als einen Prozess, in dem vegetatives, emotionales und kognitiv-strukturelles Hören komplex ineinandergreifen. Sie forderte, den instrumentalpädagogischen Grundsatz des Lernens über das Ohr auf die elementare Voraussetzung „Lernen über das Ohr und die Bewegung“ zu erweitern und dem Hören, Tasten und Bewegungsempfinden Priorität vor dem Erlernen der Notenschrift einzuräumen. Auch beim Spiel nach Noten sollten dann die kreativen Spielräume in allen möglichen Verknüpfungen hörend genutzt werden.

Prof. Dr. Eckart Altenmüller (Hannover) informierte über die Wirkungsweise  des menschlichen Ohrs, in dem 3.500 innere und 12.000 äußere Haarzellen für die Differenzierung von akustischen Informationen und Tonhöhen sorgen. Er verdeutlichte, dass möglichst frühe Gehörbildung im Alter von 4 bis zu 14 Jahren am förderlichsten sei.
In einer offenen Unterrichtsstunde von Olga Tchipanina mit musikalisch hochbegabten Kindern des VIFF Hannover war beim singenden Benennen der Tonstufen, beim auswendigen Melodiesingen auf Tonnamen und beim auswendigen Transponieren am Klavier mitzuerleben, wie das Tonalitätsgefühl der Kinder geschult wird.      
Prof. Tobias Rokahr (Hannover) brachte einen „Beitrag zu einer his-torisch informierten Gehörbildung“, basierend auf dem Partimento-Spiel, bei dem aus einer unbezifferten Bassstimme die zugehörigen Harmonien zu finden sind. Er gab dem Auditorium spannende Höraufgaben, zum Beispiel das zu einer erklingenden Bassstimme gehörende Thema (Aria der „Goldberg-Variationen“) zu benennen.

Anna Wolf und Prof. Dr. Reinhard Kopiez (Hannover) fragten nach der objektiven Messbarkeit von Gehörbildungsleistungen musikalisch gebildeter Hörer. Anna Wolf stellte eine Studie vor, die durch die Auswertung von Höraufgaben dazu beitragen soll, Lernprozesse in der Gehörbildung besser zu verstehen. Interessierte können per Internet an dieser Studie mitwirken (siehe https://www.soscisurvey.de/hoeren/)

Prof. Martin Losert (Salzburg) zeigte verschiedene Solmisationsmethoden, solmisierte mit der Teilnehmerrunde und veranschaulichte die Anwendbarkeit der relativen Solmisation im Instrumental- und Gesangsunterricht.
Incca Rasmusson (Stockholm) und die Teilnehmer improvisierten im Plenum und in Gruppen Solmisationen mit Bewegung im Raum und sangen Skalen, die durch große und kleine Fußschritte vorwärts und rückwärts angezeigt wurden. So entstanden vielstimmige Klanglandschaften.

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