Klausuren korrigieren, Unterricht vorbereiten, Lehrerkonferenzen. Der Musiklehrerberuf sieht neben dem tatsächlichen Unterricht eine Vielzahl weiterer Tätigkeiten vor. „Das macht es schwierig, sich nebenbei erhellende Anregungen zu verschaffen und den Blick aus der Sackgasse zu befreien“, bemängelt Prof. Dr. Ortwin Nimczik. Praktische Angebote zur Lehrerfortbildung seien auch von politischer Seite nicht vorhanden. Grund genug, um selbst die Initiative zu ergreifen. In Kooperation mit dem Bundesverband Musikunterricht NRW gab die HfM Detmold Anfang Februar motivierten Lehrerinnen und Lehrern die Chance, im Rahmen des 1. Musikpädagogischen Tages aus ihrem Trott herauszukommen. Das Angebot galt ebenso auch den Bachelor-Studierenden der Hochschule, Musik-Referendaren sowie weiteren Akteuren aus dem Berufsfeld Musikunterricht der Region.
„Der 1. Musikpädagogische Tag OWL bietet die Chance, Aus- und Fortbildung und kollegialen Austausch zu verknüpfen und berufspraktische Impulse zur theoriegeleiteten Praxis zu vermitteln“, erwähnte Nimczik bei seiner Begrüßung. Er zählte mit seinen Kollegen Prof. Dr. Ekkehard Mascher und StD Klaus Ernst zu den Initiatoren dieses Austauschforums, das zum Ziel hat, die verschiedenen Ausbildungsphasen von Schule über Hochschule miteinander zu vernetzen, um Chancen daraus für den Musiklehrerberuf zu generieren. „OWL verfügt über eine ausgeprägte Musik-Infrastruktur“, so Nimczik. Er beobachte jedoch die Tendenz, dass angehende Lehrerinnen und Lehrer die Vorteile, die ihnen die Region biete, oftmals nur wenig zu schätzen wissen. „Fünftklässler, die von der Grundschule kommen, haben mittlerweile die Möglichkeit, ein Musikinstrument zu erlernen, was vorher so nicht möglich war“, betonte Carsten Paul, Direktor des Detmolder Stadtgymnasiums. Zu verdanken habe man dies einer intensiven, seit Jahren andauernden Kooperation zwischen Hochschule für Musik Detmold, Johannes-Brahms-Musikschule und den allgemeinbildenden Schulen in Detmold – ein Alleinstellungsmerkmal für die Musiklandschaft in der Region.
Unter dem Titel „Der Punkt hinter der Note … Musiktheorie im Musikunterricht!?“ wurde im Verlauf des Tages in drei Schulklassen demonstriert, mit welchen didaktischen Mitteln und lebendigen Arbeitsformen heutzutage im Musikunterricht agiert wird. Dabei öffneten die Lehrkräfte ihren Unterricht für die Anwesenden, die im anschließenden Reflexionsgespräch gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Erkenntnisse diskutierten. Den Höhepunkt erlebten die Teilnehmenden im Praxisworkshop von Prof. Dr. Jürgen Terhag von der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Dieser demonstrierte anhand des Live-Arrangements im Unterricht, wie man Schülerinnen und Schülern intuitive Zugänge über das gemeinschaftliche Erleben zu musiktheoretischen Aspekten verschaffen kann, ohne dabei allzu sehr die „graue Theorie“ des Unterrichts in den Vordergrund zu stellen. „Das gemeinsame Warm-Up in der Klasse zu Rhythmus und Ton kann eine Keimzelle für die Befassung mit musiktheoretischen Kontexten darstellen“, so Terhag. Daraus wachse in der Klasse von selbst das Verlangen, sich mit musiktheoretischen Aspekten zu befassen. Eine Quintessenz, die auch die Musiklehrerin Katharina Blome zog. Sie erreichte über die Methode in ihrem Musikunterricht, dass sich die Schülerinnen und Schüler von selbst Strukturmerkmale für die Analyse einer Komposition erarbeiteten.
Im abschließenden Plenum wurde das Erlebte anhand von Filmausschnitten abschließend noch einmal zusammengetragen. Das Resümee der insgesamt 60 Teilnehmenden fiel positiv aus: „Es war ein konstruktiver Austausch, der die Perspektive erweitert hat“, so Felix Starzonek, Sprecher des Studiengangs Lehramt Musik der HfM Detmold. „Wir müssen mehr netzwerken und dichter zusammenrücken“, sagte Teilnehmerin Henriette Sauerwald. Beim Unterricht von Kolleginnen und Kollegen hospitieren zu dürfen, empfand sie ebenso als bereichernd. Die Musiklehrerin unterrichtet an einer Gesamtschule in Detmold. Sie plant einen „Musiklehrerstammtisch“, der die Möglichkeit bietet, Ideen und Materialien untereinander auszutauschen. Den Lehramtsstudiengang Musik hat Sauerwald an der Detmolder Hochschule absolviert. Ein erster Impuls, wie Lehrerinnen und Lehrer den kollegialen Austausch untereinander fördern können. Vielleicht folgen Sauerwalds Angebot auch die Studierenden der Hochschule, damit so ein Austauschforum über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen bleibt.