Mit einem gemeinsamen Festkonzert im Rosengarten feierten Musikhochschule und Musikschule Mannheim Anfang November ihr 50-jähriges Bestehen. Es bildete zugleich den Auftakt für eine Reihe von Konzerten im Rahmen des City of Music Festivals zum Jubiläum der Hochschule, die unter dem Motto „Tradition lebendig erhalten, Zukunft gestalten“ stehen. Zwar markiert das Jahr 1971 die Trennung der beiden Institutionen – die Hochschule wurde zur Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, während die Musikschule in kommunaler Trägerschaft blieb –, umso stärker wurde jedoch an diesem Abend die vielfältige Zusammenarbeit der Einrichtungen deutlich.
Das Konzertprogramm eröffnete dann auch das gemeinsame Blechbläserensemble der Hochschule und der Musikschule unter der Leitung von Professor Ehrhard Wetz mit Richard Strauss’ fulminanter „Wiener Philharmoniker Fanfare“. Besonders der selbstbewusste, klare Klang der jungen Posaunisten nicht nur in dieser Besetzung, sondern auch im Sinfonischen Jugendblasorchester der Musikschule, beeindruckte und zeigte einmal mehr, wie wertvoll solche Kooperationen sind.
Das Sinfonische Jugendblasorchester unter der Leitung von Anna Peschel, die ihrerseits an der Mannheimer Musikhochschule studierte, begeisterte das Publikum mit Originalwerken von zwei der bekanntesten zeitgenössischen Komponisten für symphonische Blasmusik, Jan Van der Roost und Philip Sparke. Bei Van der Roosts „Puszta I + III“, das ein wenig an Brahms’ Ungarische Tänze erinnert, überzeugte das Orchester mit sehr nuanciertem Zusammenspiel und beeindruckendem Gesamtklang. Die Solist*innen an der Klarinette und bei Sparks „Music for a Festival“ am Fagott brillierten mit musikalischem Feingefühl und hervorragender Tongebung. Auch in diesem rauschenden, ouvertürenartigen Stück schaffte Anna Peschel eine sehr differenzierte Dynamik mit wunderbar fließenden Klängen im langsamen Zwischenteil.
Mit einem Programm der Gegensätze – Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre und „Danzón No. 2“ von Arturo Márquez – konnte das JugendSinfonieOrchester Mannheim seine große Bandbreite unter Beweis stellen. Unter der Leitung von Jan-Paul Reinke, der dieses Jahr bereits sein fünfjähriges Jubiläum mit dem 1977 gegründeten Orchester feiert, überzeugten die jungen Musiker*innen mit großer Spannung in der Ouvertüre und rhythmischer und technischer Genauigkeit in den virtuosen, schnellen Teilen des Danzón. Gerade das fluffig leichte Zusammenspiel von Klavier, Violinen und Klarinetten im Zwischenteil erfüllte den Konzertsaal mit einem sehr authentischen Latin-Flair. Zum Abschluss war das Sinfonieorchester der Hochschule unter dem stürmischen Dirigat von Stefan Blunier mit einer sehr raschen, energiegeladenen Interpretation von Beethovens fünfter Sinfonie zu hören. Besonders im zweiten Satz überzeugten die Studierenden mit ihrer sehr ausdifferenzierten Dynamik und großen Spannungsbögen. Nach einem sehr beschwingten Fugato-Teil und dem wunderbar schwebenden Pianissimo im dritten Satz ging Blunier – ähnlich stürmisch wie zu Anfang – ins Finale über, das er mit frenetischer Tempo-Steigerung zum Ende trieb.
In begeistertem Applaus endete so ein Jubiläumskonzert, das – wenngleich Jazz und Popularmusik nicht vertreten waren – doch eine beeindruckende Bandbreite der Hochschul- und Musikschularbeit zeigte. Der Präsident der Musikhochschule, Professor Rudolf Meister, betonte dann auch im Anschluss, er wünsche sich für die Hochschule, dass die bisher aufgebaute Kooperation mit der Musikschule fortgesetzt werden kann: „Das muss sich selbstverständlich inhaltlich weiterentwickeln, aber was gleich bleiben soll, ist das Interesse der Menschen für Musik, und dafür brauchen wir die Zusammenarbeit mit der Musikschule.“
Bjoern Strangmann, seit Ende 2017 Leiter der Mannheimer Musikschule, betonte ebenfalls, dass Hochschule und Musikschule nur gemeinsam für den musikalischen und pädagogischen Nachwuchs sorgen können. „Für uns ist natürlich das Ziel, möglichst eng und abgestimmt an einem gemeinsamen Lernprozess zu arbeiten, deshalb versuchen wir auch über unsere Verbände und in Abstimmung mit den Musikhochschulen gemeinsam zu schauen, welche Qualifikationen eine Musikschule später von den Absolvent*innen braucht.“ Es sei besonders wichtig, sich auch in Zukunft, vor allem in den pädagogisch-didaktischen Studiengängen, immer wieder aufeinander abzustimmen und Konzepte anzupassen, so Strangmann.
In den Fokus der Hochschularbeit rückt nun ein großes Digitalisierungsprojekt, das mit über einer Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. Bereits beim City of Music Festival anlässlich des Jubiläums, das am 30. November mit der Präsentation verschiedener Video- und Wortbeiträge endete, wurde dies thematisiert.
„Dass wir die Abschlussveranstaltung in ein Kino hineinverlegen, ist ja auch schon ein Fingerzeig darauf, worum es geht: Ich bin davon überzeugt, dass Digitalität, dass auch die Verbindung von Bild und Ton in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird.“ Man versuche jetzt, so Meister, im Bereich der Lehre mit „blended learning“, also dem aufeinander abgestimmten Lernen und Lehren in digitalen Formaten und Präsenzformaten, den Unterricht weiterzuentwickeln. Gleichzeitig gehe es aber auch um die Kunst selbst: Es sollen nicht einfach nur mehr Bühnenperformances gestreamt werden, sondern der digitalen Kunst soll eine größere Bühne geboten werden. Open Access-Lernangebote wie das bereits sehr beliebte „ear training“ für Gehörbildung von Professor Dres Schiltknecht sollen nun um viele weitere Angebote ergänzt werden. „In diesen Bereichen versuchen wir jetzt, uns fortzuentwickeln“, berichtet Meister (siehe auch Seite 13).