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Britney Spears, wer ist denn das eigentlich?

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Düsseldorf. "Die Jugend von heute"- für viele Lehrer ein Buch mit sieben Siegeln. Nicht so für die Pädagogen der Clara-Schumann-Musikschule, die sich vergangenen Samstag im Unique-Club eingehend informierten.

"Wir machen einen Trip in den Dschungel der Jugendkultur", fasst Stefan Niehues, Geschäftsführender Gesellschafter der Agentur für Kommunikation "Brand-m Crossmedia" und zugleich Referent des Seminars die Idee zusammen.

Seine "Schüler": Knapp 100 Lehrer der Clara-Schumann-Musikschule, die sich am vergangenen Samstag in der Altstadt-Diskothek "Unique" einfanden, um sich mit der unbekannten Materie "Pop-Musik" ein bisschen vertraut zu machen.

Etwas unsicher betraten die ersten Gäste gegen halb zehn den Club - die rote Wandverkleidung und die mit roten Glühbirnen bestückten Hängelampen an der Bar muteten ihnen sichtlich fremd an. Doch der Ort war mit Bedacht ausgewählt worden: "Wir wollen Pop-Musik dort vermitteln, wo sie auch gespielt wird", begründete Musikschuldirektor Peter Haseley die Wahl.

"Ich bin hier, um die Jugendkultur besser verstehen zu lernen", sagte der 45-jährige Musikschullehrer Rainer Templin. "Ich weiß gar nicht, wie die aktuellen Gruppen alle heißen und kann die verschiedenen Musikrichtungen nicht zuordnen. " Und so wie ihm ging es auch vielen seiner Kollegen.

Genau diese Wissenslücken sollten durch die Veranstaltung geschlossen werden. Stefan Niehues führte die Pop-Neulinge nach einer kurzen Begrüßung in die wichtigsten Aspekte der Jugendkultur ein. "Die Jugend sucht nach Stilen, Werten und Lebensmodellen", erklärte er die Hinwendung der jungen Generation zur Popmusik.

Ihre Inhalte füllten die Leere, die viele junge Menschen heutzutage empfänden. Die Vielseitigkeit der Musik würde genützt, um eigene Identität zu schaffen und sich von Anderen abzugrenzen. "Ich-AG" nennt der Fachmann diesen Prozess des Selbst-Managements: "Musik als Soundtrack für die Inszenierung des individuellen Lebensdrehbuchs."

Zur Verdeutlichung wurden die Klassik-verwöhnten Ohren der Teilnehmer mit Songs von Britney Spears bis Rammstein "gepeinigt". Obwohl die Musik offenkundig den wenigsten gefiel, folgte man den Ausführungen aufmerksam und einige outeten sich sogar als Kenner des sogenannten Teen-Pops: "Das Olympia-Lied von Anastacia ist voll von Terzverdoppelungen und Oktavparallelen", urteilte ein Fachmann - und wurde durch Gelächter und Applaus seiner Kollegen bestätigt.

Rolf Kaulmann, mit 58 Jahren einer der ältesten Teilnehmer, zog für sich das Fazit: "Eine interessante Veranstaltung, durch die ich erfahren habe, welche Elemente meine Jugend mit der Jugend der heutigen Zeit verbinden." Auch Stefan Niehues wagte am Ende eine mutige Prognose: "Ich denke, dass 90 Prozent der Teilnehmer begeistert von dem Seminar nach Hause gehen werden - und vielleicht kaufen sich einige sogar die CD von Anastacia!"

Westdeutsche Zeitung
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