Die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) reagiert auf den digitalen Wandel: Als erste europäische Hochschule verbindet sie an ihrem Institut für Kulturmanagement und Medien die Themen Management und Unternehmertum in der Kultur- und Kreativbranche mit Entwicklungen der Digitalisierung.
Die Vision ist klar, die Mission hat begonnen: Das Institut für Kulturmanagement und Medien an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) möchte die Themen Management, Digitalisierung und Unternehmertum in der Kultur- und Kreativbranche ganzheitlich besetzen und miteinander in Beziehung bringen. Damit entsteht an der HMTM ein in Europa bisher einzigartiger Ansatz.
Wie wichtig und herausfordernd diese Mission ist, zeigt ein Blick in Konzert- und Opernhäuser, Theater, Musik- und Medienunternehmen und die damit verbundene Erkenntnis, wie drastisch die Digitalisierung den Kultursektor und die Kreativwirtschaft verändert hat, und wie sich daraus komplett veränderte Anforderungs- und Berufsprofile ergeben. Mitarbeiter*innen mit digitalen Kompetenzen werden bei der Neugründung von Kulturunternehmen, der Gewinnung von Kulturkonsument*innen sowie bei der digitalen Distribution und Kommunikation von künstlerischen Inhalten benötigt. Denn: Digitale Technologien verändern die Entstehung, Gestaltung und Verbreitung von Kunst und Kultur fundamental.
Wertschöpfungsketten werden aufgebrochen und neu geordnet; etablierte Modelle verschwinden und neue marktdominierende Unternehmen und Gate-Keeper entstehen oder sind bereits entstanden. Der Weg, der am Institut für Kulturmanagement und Medien beschritten wird, stellt die Digitalisierung in Ausbildung, Forschung, Entrepreneurship und Praxiskooperationen ins Zentrum. Konkret geht es darum, auf die veränderten Bedürfnisse und Anforderungen des Arbeitsmarktes in der Kultur- und Kreativwirtschaft zu reagieren, zu aktuellen und neuartigen Fragestellungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz in der Musik- und Entertainmentindustrie zu forschen und so ein einzigartiges Ökosystem von Hochschuleinrichtungen, Institutionen und Unternehmen am Kultur- und Medienstandort München zu schaffen.
Um der Herausforderung von Künstlicher Intelligenz als wichtigsten Treiber der aktuellen Digitalisierungswelle inhaltlich, unternehmerisch und ethisch zu begegnen, implementiert das Institut im Studienjahr 2020/2021 drei neue Bereiche, die wesentlich für die Konkurrenzfähigkeit in der digitalen Welt und der digitalen Unternehmenskultur sind: 1. das Innovationslabor und Gründungszentrum „Wavelab“ für Startups und Gründer*innen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft, 2. einen Forschungsschwerpunkt zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Kultur und 3. einen neuen Masterstudiengang mit dem Titel „Digitale Kommunikation in der Musik- und Entertainmentindustrie“.
Wavelab: ein Innovations- und Gründungszentrum
Einen Schwerpunkt auf Innovation und Digitalisierung setzt das Institut mit dem „Wavelab“, einem Innovationslabor und Gründungszentrum für Experimente und Unternehmungen an der Schnittstelle zwischen Musik, Kunst, Medien und neuen Technologien. Das Wavelab steht für die konsequente Weiterentwicklung des Themas „Cultural Entrepreneurship“ an der HMTM, bietet das Institut für Kulturmanagement und Medien doch als das einzige an einer deutschen Kunsthochschule einen Kulturmanagement-Studiengang mit Schwerpunkt Cultural Entrepreneurship an. Das Wavelab wird konzipiert und aufgebaut von der Kulturmanagerin und Innovationsberaterin Jule Schröder, unterstützt von Kulturberaterin und Entrepreneurship-Expertin Antonia Wach.
Forschungsfeld „KI und Kultur“
Da der digitale Wandel bereits heute in weiten Bereichen der Gesellschaft von digitaler Disruption und digital-ethischen Fragen geprägt ist, reagiert das Institut für Kulturmanagement und Medien mit dem Aufbau eines Forschungsnetzwerks rund um praxisbezogene Fragestellungen zu Künstlicher Intelligenz in der Kultur. Prof. Dr. Frizz Lauterbach, Dozent am Institut und als Digitalexperte Mitautor der ethischen und strategischen Grundsätze für den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) beim Bayerischen Rundfunk: „Neben den Herausforderungen eines hoch komplexen digitalen Arbeitsmarkts, den es gemeinsam mit den Studierenden und Gründer*innen zu erschließen gilt, ist das Mitgestalten der Diskussion um Digitalkultur, digitale Regulierung und digitale Ethik für eine gute Zukunft von entscheidender Bedeutung.“
Ein erster Fokus des Forschungsbereichs „KI im Kultursektor“ liegt auf der Untersuchung und Gestaltung künstlich intelligenter Algorithmen zur Analyse und Vorhersagbarkeit von Kulturnutzerverhalten sowie auf der Erforschung der damit einhergehenden gesellschaftlichen Auswirkungen. Das Institut für Kulturmanagement und Medien wird im Bereich KI in Kunst und Kultur von der Wissenschaftlerin Mariya Dzhimova unterstützt, die aktuell über die Etablierung von Virtual Reality in den bildenden Künsten promoviert und künftig Forschungsprojekte definieren und das Forschungsnetzwerk aufbauen soll.
Da digitale Ausbildung, Forschung, Praxisprojekte und Entrepreneurship am Institut ineinandergreifen, ist der neue Forschungsbereich zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in Kultur und Kreativwirtschaft eng verzahnt mit den Studienangeboten des Instituts im Masterstudiengang Kultur- und Musikmanagement und dem neu geplanten Masterstudiengang „Digitale Kommunikation in der Musik- und Entertainmentindustrie“. In Ausbildung und Lehre ist zudem eine noch intensivere Zusammenarbeit mit dem Munich Center for Technology in Society der TU München geplant.
Neuer Masterstudiengang „Digitale Kommunikation“
Im Mittelpunkt des neuen Masterprogramms steht schließlich die Schnittstelle von Musikvermittlung, digitalen Plattformen und KI, Medienproduktion, Kulturmarketing und digitaler Kommunikation. So liegen die inhaltlichen Schwerpunkte auf Musik- und Kulturangeboten im Kontext des Web 3.0 und des Internets der Dinge (IoT), auf digital-medialer Transformation, Automatisierung und KI in Medienproduktion und Kulturvermarktung, auf der Entwicklung neuer Angebotsformen, auf Strategien von Pionier*innen der Medien- und Musikbranche sowie in der Diskussion um Digitalkultur und digitale Ethik. Dazu Prof. Dr. Michael Schmid, Mitglied des Institutsbeirats und Professor an der European Graduate School sowie Koordinator für BR Klassik: „Es freut mich sehr, dass digitale und multimediale Musikvermittlung nun in größerem Maße Eingang in das Studienangebot der HMTM finden und damit innovative Maßstäbe setzen wird. Nicht zuletzt aus öffentlich-rechtlicher Medienperspektive begrüße ich die Einbeziehung des Aspekts Digitalkultur und digitale Ethik ausdrücklich.“ Der Masterstudiengang soll, so die aktuelle Planung, zum Studienjahr 2021/2022 eingeführt werden.