Erfurt - Die Thüringer Laienchorszene steht nach Verbandseinschätzung vor einem strukturellen Wandel. «Das Bedürfnis zum gemeinsamen Singen ist nach wie vor stark ausgeprägt, allerdings sind die Traditionsvereine immer weniger gefragt», sagte die Geschäftsführerin des Chorverbandes Thüringen, Josephin Heurtel, der Deutschen Presse-Agentur vor der Mitgliederversammlung am Samstag in Erfurt.
So gebe es bei den Erwachsenen einen Trend zu neuen Formen wie den sogenannten Projektchören. Dabei treffen sich die Sänger und Sängerinnen in loseren Abständen oder wechselnden Besetzungen. Als Beispiel nannte Heurtel den Projektchor «Männerstimmen» aus Südthüringen, zu dessen Kern rund 30 Sänger zählten. Diese Art von Projektchören würden mehr den heutigen Zeit- und Arbeitsstrukturen der Menschen entsprechen.
Nach Angaben des Verbandes gab es seit der Corona-Pandemie einen Mitgliederschwund von zehn Prozent. Das habe vor allem Chöre betroffen, die aufgrund des Alters ihrer Sänger und Sängerinnen ohnehin schon mit Nachwuchssorgen zu kämpfen hatten.
Auf der Mitgliederversammlung in Erfurt wählten die rund 80 Delegierten Katja Mitteldorf für vier weitere Jahre als Präsidentin des Chorverbandes wieder. Der Verband ist laut eigenen Angaben der größte Laienmusikverband in Thüringen. Er vertritt thüringenweit 280 Laienchöre mit rund 8500 Sängern.