Seit 1994 bietet die Konservatorium Wien Privatuniversität (KONSuni) Studien für Alte Musik an. Damit war sie die erste österreichische Ausbildungsinstitution, die dem in den 80er-Jahren einsetzenden „Boom der Historischen Aufführungspraxis“ nachgekommen ist und ein umfassendes sowie zeitgemäßes Angebot institutionalisiert hat. Dass man mit 20 Jahren noch kein bisschen „alt“ ist, beweist unter anderem eine Reihe aufregender und „junger“ Projekte.
Besucht man den Studiengang Alte Musik in der Wiener Innenstadt, so findet man ein kleines, familiäres Institut vor, das – durchaus passend – in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Klosters untergebracht ist. Ganz besonders sind neben der Atmosphäre die moderne Ausstattung sowie das Angebot an Instrumenten, das heute in einer „nahezu perfekten Ausgewogenheit funktioniert“, wie Studiengangsleiter Michael Posch erklärt. Dieses Gleichgewicht zeigt sich auch im Barockorchester, in dem alle — vom Vorbereitungslehrgang bis zum Masterstudenten — mitspielen. Im Gegensatz zu anderen Bildungsinstitutionen hat man an der Vorgängerinstitution der heutigen Konservatorium Wien Privatuniversität früh begonnen, sich der historischen Aufführungspraxis zu widmen und diese im Lehrplan zu verankern. Das umfangreiche Studienangebot im Bereich der Alten Musik ist im Jahr 1994 aus einer Arbeitsgemeinschaft entstanden. Ein Großteil derer, die maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt waren, unterrichtet auch heute noch an der Universität. Sie alle haben an unterschiedlichen Institutionen in ganz Europa gelernt, dort, wo Anfang der 90er-Jahre Größen aus dem Bereich der Alten Musik unterrichtet haben. Über die Jahre hat sich eine gemeinsame Identität entwickelt: „Jeder der bei uns lehrt, ist im Musikleben präsent und damit in stetiger Veränderung“, unterstreicht Posch. Workshops mit Gästen, darunter Größen wie René Clemencic oder Sergio Azzolini, tragen zu einem lebendigen Austausch bei.
Alte Musik neu interpretiert
Derzeit kann man folgende Instrumente studieren: Cembalo, Barockvioline, Barockcello, Violone, Viola da gamba, Laute, Blockflöte, Flauto traverso sowie Historische Oboen-, Fagott- und Tasteninstrumente. Im Mittelpunkt der praxisorientierten Ausbildung steht die Realisierung der Musikliteratur von der Ars Nova bis zur beginnenden Romantik auf historisch adäquatem Instrumentarium unter Berücksichtigung und Erforschung historischer Quellen. „Es geht nicht darum, dass man Alte Musik museal aufführt, sondern das Interessante ist, in der bereits komponierten Musik etwas Neues zu finden.“ So konnten bisher viele spannende Projekte wie die Aufführung der seit 300 Jahren nicht mehr gespielten Barock-oper „Il Narciso“ realisiert werden – und das im Ambiente der Wiener Hofburgkapelle. Dort beging man dieser Tage auch die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum, die ganz im Zeichen der Geschichte Wiens standen. „Eine Besonderheit unseres Studiengangs ist neben der Auseinandersetzung mit dem allgemeinen Repertoire, das Herstellen eines Österreich- und insbesondere Wienbezugs.“ Dabei entstehen spannende Programmierungen wie bei einem Konzert mit Barock- und Sinfonieorchester am 28. Jänner 2015 im Wiener Musikverein. Unter dem Motto „Aeolus und Autobus“ wird an diesem Abend neben einem Dramma per Musica von Johann Sebastian Bach auch ein zeitgenössisches Werk des Wieners Peter Planyavsky aufgeführt, das Bezug auf Bach nimmt. Der Austausch zwischen den Sparten wird nun auch durch die neue Satzung und Struktur der KONSuni gestärkt. Übergreifende Projekte der Fakultäten Musik und Darstellende Kunst können laut Michael Posch, der dieses Jahr auch die Funktion als Dekan für Musik übernommen hat, leichter realisiert werden. Als eines der Beispiele nennt er BACH-
t@nzt, bei dem zeitgenössischer Tanz auf historische Musik trifft. Diese Form der Zusammenarbeit hat es bisher an keiner Kunstuniversität gegeben und weitere Projekte sollen folgen, um „das Neue in der Alten Musik zu finden.“
Breites Studienangebot in Wien
Wer sich für Alte Musik oder einen der weiteren Studiengänge in den Bereichen Musik, Musiktheater, Tanz oder Schauspiel interessiert, kann sich derzeit für einen Studienplatz an der Konservatorium Wien Privatuniversität bewerben. Die Zulassungsprüfungen für das Studienjahr 2015/16 finden je nach Studienrichtung im Februar und März 2015 statt.