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Vor einem Jahr demonstrierten die Musik-Lehrbeauftragten in München. Foto: Juan Martin Koch
Vor einem Jahr demonstrierten die Musik-Lehrbeauftragten in München. Foto: Juan Martin Koch
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„Das stinkt doch alles zum Himmel!“

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Die Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen tagte in München
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Bereits 2011, im Gründungsjahr der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an deutschen Musikhochschulen und Musikabteilungen von Universitäten der Bundesrepublik Deutschland (bklm), stellte Thomas Schäuble, CDU-Politiker und Bruder des amtierenden Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, fest: „Der Staat hat in der Lehrbeauftragtensache Dreck am Stecken!“ Seitdem tagt die bklm mindestens einmal jährlich an einer der deutschen Musikhochschulen, um aktuellste Informationen und Veränderungen auszutauschen. www.bklm.org


Am letzten Wochenende im Oktober fand in der Hochschule für Musik und Theater München die 9. Bundeskonferenz statt. Folgende Musikhochschulen beziehungsweise Musikabteilungen waren auf der Konferenz vertreten: HMT München, HfM Würzburg, HfM Nürnberg, FAU Nürnberg, KU Eichstätt-Ingolstadt, HMDK Stutt­gart, HfM Karlsruhe, MH Freiburg, HfM Dresden, HMT Leipzig, HMTM Hannover, Universität Osnabrück, UdK Berlin, HfM Hanns Eisler Berlin, HfMT Köln, Uni Münster, HMT Rostock, MH Lübeck und Uni Hamburg. Weiterhin war Martin Majewski von der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) als juristischer Vertreter der Lehrbeauftragten anwesend. In einer engen Kooperation mit der bklm werden Musik-Lehrbeauftragte als Mitglieder der DOV gewerkschaftlich vertreten.

Traditionsgemäß fand am ersten Konferenz-Tag eine Podiumsdiskussion zum Thema „Lehrbeauftragte: Drittklassige Dozenten?“ statt. Bedauerlicherweise stellte es sich als sehr problematisch heraus, Politiker hierfür zu gewinnen. So war letzten Endes ausschließlich Frau Verena Osgyan (MdL), Mitglied im Hochschulausschuss des Bayerischen Landtags für Bündnis 90/Die Grünen, zur Podiumsdiskussion erschienen. Darüber hinaus war, neben dem DOV-Vertreter Majewski, Prof. Dr. Bernd Redmann als Mitglied des Vorstands der RKM (Rektorenkonferenz der Musikhochschulen) auf dem Podium. Niemand aus dem Bayerischen Wissenschaftsministerium, dem Bundesbildungsministerium und von den Regierungsparteien in Bayern und im Bund hatte Zeit, um an der Podiumsdiskussion als direkter Ansprechpartner zur aktuellen Situation der Lehrbeauftragten Rede und Antwort zu stehen. Anders denn als Ausdruck mangelnder Wertschätzung kann dies nicht interpretiert werden. Zuhörer der Diskussion war neben Lehrbeauftragten und Mitgliedern des Tonkünstlerverbandes unter anderem auch der Vorsitzende der bayerischen Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Anton Salzbrunn.
Ein Großteil der Lehre wird an den deutschen Musikhochschulen von Lehrbeauftragten erteilt. Seit Entstehung des Lehrauftrages in den 70er Jahren haben sich die Fakten diesbezüglich massiv geändert.

Die diesen zu Grunde liegenden Normen wurden jedoch identisch beibehalten. So befinden sich Lehrbeauftragte weiterhin außerhalb des Arbeitsrechts, sie stehen in einem öffentlich-rechtlichen Rechtsverhältnis, und es gibt keinerlei soziale Absicherung jedweder Art. Die Rechtsvorschriften müssen dringend an die veränderten faktischen Verhältnisse angepasst werden. Auf der Podiumsdiskussion wurde aber auch deutlich, dass in Bezug auf die Rechte der Lehrbeauftragten eher ein gegenteiliger Trend zu verzeichnen ist. So wurde von einem Abbau der Beteiligung in den Hochschulgremien berichtet. Auch die vom Freistaat Bayern von den Lehrbeauftragten verlangten Erklärungen verschärfen die unklare Rechtsposition der Lehrbeauftragten. Ein Punkt, der die Beteiligten der Diskussion ratlos zurückließ. Ist es doch ein offenes Geheimnis, dass viele Kollegen diese Erklärung nicht wahrheitsgemäß abgeben können. Nach einer jahrzehntelangen Stagnation der Lehrbeauftragten-Vergütung bewegt sich diese – auch wenn seitens der RKM auf die Fortschritte im Honorarbereich hingewiesen wurde – derzeit im prekären Bereich von ungefähr 28 bis 50 Euro pro Stunde. Zur Schaffung von Dauerstellen wären zirka 100 Millionen Euro nötig, was nach Aussage von Verena Osgyan beim derzeitigen bayerischen Haushalt nicht unmöglich sei. Der Gesetzgeber muss endlich Verantwortung für diese skandalöse Situation übernehmen. Da wundert es nicht, dass ein Zuhörer bei der Podiumsdiskussion seinen Unmut so äußerte: „Das stinkt doch alles zum Himmel!“ 

Hannah Stoll, bklm

  • Die Diskussion „Lehrbeauftragte: Drittklassige Dozenten?“ ist auf Youtube nachzuverfolgen, Suchwort: BKLM München

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