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Ein junge Frau mit einer Querflöte (mit einem Holzmundstück).

Karolin Schmitt-Weidamm. Foto: Daniel Osorio

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Den Weg zur Entwicklung aufgezeigt

Untertitel
Ein Gespräch mit ehemaligen Studierenden, jetzt Professor:innen
Vorspann / Teaser

Lena Haselmann-Kränzle (Gesang), Marcello Sung Hyuck Hong (Kontrabass) und Karolin

Schmitt-Weidmann (Musikpädagogik) – alle drei Absolvent:innen der Staatlichen Hochschule

für Musik und Darstellende Kunst Mannheim – wurden in den letzten zwei Jahren als

Professor:innen an deutsche Musikhochschulen berufen. Aus diesem Anlass sprach Anca

Unertl mit ihnen über ihr Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende

Kunst Mannheim, den Übergang zum Berufsalltag und ihre Rückkehr in den Hochschulbetrieb.

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Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim (HfMDK Mannheim): Wie war Ihr Studium an der Musikhochschule Mannheim? Inwieweit hat Sie die Zeit hier geprägt?

Karolin Schmitt-Weidmann (KSW): Ich habe die Musikhochschule im Rahmen des Habilitationsverfahrens, einer Teilnahme am Kolloquium von Frau Prof. Dr. Barbara Busch sowie des Mathilde-Planck-Lehrauftrags­programms kennengelernt, mit dessen Un­ter­stützung ich ein Seminar im Bereich Musikpädagogik durchführen durfte. Diese für Berufungsverfahren wesentlichen Puzzlesteine haben mein Portfolio ergänzt und ich freue mich, dass ich diese Unterstützung sowie wichtige Impulse erhalten habe.

Lena Haselmann-Kränzle (LHK): Ich war bereits als Vorstudentin in der Klasse von Prof. Piernay und erinnere mich daran, schlicht und einfach glücklich gewesen zu sein, Musik zu studieren. Prof. Piernay habe ich sehr bewundert und war dankbar, von ihm lernen zu dürfen. Am meisten geprägt haben mich damals erste Auftrittserfahrungen sowie eine gewisse musikalische Disziplin, die in seiner Gesangsklasse stringent eingefordert wurde.

Gerne erinnere ich mich auch an den Unterricht in den Fächern Pädagogik und EMP. Davon profitiere ich bis heute.

Marcello Sung Hyuck Hong (MSHH): Ich kam aus Korea direkt nach Mannheim und für mich wurde diese Stadt meine zweite Heimat. Prof. Schmidt, der  mich von Anfang sehr unterstützt hat, war ziemlich streng und sehr genau in seinen Vorstellungen. Andererseits hat er meine musikalischen Ideen gemocht und mich ermutigt, diese umzusetzen. Er hat mir den Weg aufgezeigt, wie man sich entwickeln sollte. An der Hochschule konnte ich sehr viele

Konzerte spielen, sowohl kammermusikalisch als auch solistisch. Ein Highlight war für mich sicherlich die Reise nach Korea mit dem Hochschulorchester.  

Ich bin sowohl Prof. Schmidt als auch der Hochschule sehr dankbar für diese prägende Zeit.

HfMDK Mannheim: Wie haben Sie den Übergang vom Hochschul­studium zum Berufsalltag erlebt?

KSW: In meinem Fall gab es keinen Übergang vom Hochschulstudium in den Berufsalltag, da ich mit 19 Jahren – noch vor meinem Abitur – eine Stelle an einer Musikschule in Luxemburg angeboten bekommen habe. Diese Tätigkeit habe ich während meiner ersten vier Abschlüsse an der Hochschule für Musik Saar ausgeübt und für das Studium in den

USA schließlich aufgegeben. Als freischaffende Künstlerin und Musikpädagogin war ich durchgängig aktiv und habe somit meine Studien immer mit beruflichen Tätigkeiten verbunden und die Vielzahl der Aktivitäten als sich gegenseitig bereichernd erlebt.

LHK: Das war in meinem Fall ein fließender Übergang, wobei ich immer sowohl künstlerisch, pädagogisch als auch wissenschaftlich tätig war. Die Offenheit für die verschiedenen Fachbereiche war für meine berufliche Entwicklung sehr hilfreich.

MSHH: Ich war zuerst Mitglied im Mahler Chamber Orchestra. Mit dem Orchester konnte ich die Welt bereisen, verschiedene Orte entdecken und unterschiedlichen Menschen begeg-

nen. Ich war auch mehrere Jahre Teil des Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado und glücklicherweise durfte ich hier viele besondere schöne Momente erleben. Später im hr-

Sinfonieorchester konnte ich in kurzer Zeit  zahlreiche Werke verschiedener Stilrichtungen

musizieren. Dadurch habe ich auch die Vielfalt klassischer Musik kennengelernt. Das ist ein Leben mit der Musik, was sehr besonders ist.

HfMDK Mannheim: Was hat Sie bewogen, wieder in den Hochschul­betrieb – dieses Mal als Professor:in – zurückzukehren?

KSW: Nach sechs Studienabschlüssen habe  ich rückblickend das Gefühl, dass keiner der absolvierten Studiengänge meinen Bedürfnissen und Wünschen gerecht geworden ist. Daraus hat sich der starke Wunsch entwickelt, Hochschule mitzugestalten, dem ich mich zunächst im Rahmen einer Tätigkeit als Studiengangsentwicklerin an der Hochschule für

Musik Detmold gewidmet habe, um die Lehr- und Hochschulentwicklung schließlich auch zum Thema meiner Habilitationsschrift zu machen. Ich freue mich sehr, in der neuen Position Hochschule unmittelbar mitgestalten zu können und mit kreativen Ideen zu lebendiger Weiterentwicklung beizutragen. Als Querschnittsdisziplin zwischen Kunst, Wissenschaft und Pädagogik bietet die Instrumental- und Gesangspädagogik besondere Potenziale, zu Vernetzungen und Kollaborationen zwischen den verschiedenen Fachbereichen – sowie mit externen Institutionen – beizutragen.

LHK: Ich stamme aus einem pädagogisch interessierten Elternhaus. Für mich ging die Aufmerksamkeit für das Singen und das Unterrichten immer Hand in Hand. Dass ich meine pädagogische Passion beruflich verfolgen würde, war für mich selbstverständlich. Die Arbeit mit den Studierenden an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar im Kreise eines

unterstützenden Kollegiums ist mir eine erfüllende Freude.

MSHH: Mir war schon klar, dass ich mein musikalisches Wissen weitergeben möchte. Die ganzen Erfahrungen, die ich auch durch meine Lehrer gemacht habe, sollten den jüngeren Generationen weitergegeben werden. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich jetzt die Möglichkeit dazu an der Hochschule für Musik Karlsruhe bekommen habe.

 

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Biografien

Karolin Schmitt-Weidmann wurde zum Wintersemester 2023/2024 auf die W3-Professur für Instrumental- und Gesangspädagogik an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart berufen. Sie studierte Musikerziehung Flöte, Klavier und Neue Musik in Saarbrücken sowie – als ERP-Stipendiatin – Musicology an der University of North Carolina at Chapel Hill (USA). Nach einem Forschungsjahr am Max-Planck-Institut für

Bildungsforschung in Berlin wurde sie an der  Universität Kassel zu dem Thema „Der Körper

als Vermittler zwischen Musik und (all)täglicher Lebenswelt – Distanzauslotungen am

Beispiel ausgewählter Werke der Neuen Musik“ promoviert. Anschließend war sie als

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Musik Detmold und Lehrbeauftragte

an der Universität Kassel tätig. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Instituts für Neue

Musik und Musikerziehung Darmstadt. Künstlerisch, pädagogisch als auch wissenschaftlich

engagiert sie sich vor allem für transdisziplinäre Vernetzungen, fächerübergreifende Austauschformate sowie Konzepte für Lehren und Lernen in der Zukunft. Aktuell arbeitet sie als Habilitandin an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim an einer Schrift zum Thema „Musikhochschulen als Resonanzkörper der Gesellschaft: Spannungsfelder nutzen – Vernetzung leben – Transfer gestalten“. Parallel dazu lehrte sie auch in Mannheim im Rahmen des Mathilde-Planck-

Lehrauftragsdprogramms. Ihre Forschungsschwerpunkte beinhalten unter anderem transdisziplinäre

Lehr- und Lernforschung, kollaborative Unterrichtsformate, Artistic Citizenship, Artistic Research, Performativität, Körper, interaktive  Konzertformate sowie die Vermittlung Neuer Musik. In ihrer neuen Position möchte sie sich insbesondere den internen wie auch externen

Vernetzungen widmen und die Hochschule als transdisziplinären und offenen Raum des

Lehrens und Lernens mitgestalten.

Lena Haselmann-Kränzle studierte von 2000 bis 2005 Gesang bei Prof. Piernay an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Von 2008 bis 2013

arbeitete sie – ebenfalls als Studentin der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende

Kunst Mannheim – an ihrer Promotionsschrift zum Thema „Professionalisierung der Musikausbildung in Norwegen am Beispiel der Komponistin Agathe Backer Grøndahl“. Seit

2022 ist sie Professorin für Gesang und Stimmbildung an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, nachdem sie bereits in gleicher Funktion ab 2019 an der Hochschule

Osnabrück gelehrt hatte.

Engagements führten sie unter andeerem an das Teatro alla Scala in Mailand, an die Staatsoper Berlin, die Oper Göteborg, Royal Opera House Copenhagen, das Prinzregententheater München, zum Kunstfest Weimar, den New Opera Days Ostrava und den Schwetzinger Festspielen. Neben den Partien des lyrischen Mezzosopranfachs hat sich in

den vergangenen Jahren die Interpretation zeitgenössischer Werke zu einem Schwerpunkt ihres Repertoires entwickelt. Auch als Lied- und  Konzertsängerin ist Lena Haselmann im In-

und Ausland gefragt. Besonderer Schwerpunkt bilden dabei Liedkompositionen aus dem

skandinavischen Raum. CD-Produktionen sind unter anderem „Rastlose Lieder“ mit Werken norwegischer Komponistinnen sowie „Durchlöcherte  Tradition“, die sich mit verfemter Kammermusik  des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Engagements als Konzertsängerin  führten sie an das Storm Theater in Göteborg, Schweden, das Rokoko-Theater Schwetzingen, die

Liederhalle Stuttgart, die Kölner Philharmonie und die Villa Wahnfried Bayreuth.

Marcello Sung Hyuck Hong wurde als  Sohn einer Musiker-Familie in Seoul, Südkorea geboren. Er studierte bei Christoph Schmidt in Mannheim und Božo Paradžik in Freiburg. Bei zahlreichen Wettbewerben (Dong-A Musikwettbewerb, Deutscher Hochschulwettwerb,

Izuminomori-Wettbewerb, Stennebrüger-Preis der Carl Flesch Akademie) erhielt er Auszeichnungen und war Stipendiat der „Stiftung Podium junger Musiker“. Als Solist spielte er mit dem KBS Rundfunkorchester, dem Korean Symphony Orchestra und der Baden-

Badener Philharmonie. Bei mehreren Festivals (Schwetzinger Festspiele, Lucerne Festival, Aix-en-Provence-Festival, Ferrara Musica Fes­tival, Ascoli-Piceno-Festival, Jeonju-Vivace-

Festival) trat er sowohl als Solist als auch  als Kammermusiker auf. Bei weltweiten Orches­terauftritten arbeitete er zusammen mit Pier­re Boulez, Sir Simon Rattle, Seiji Ozawa, Herbert Blomstedt, Christoph Eschenbach und Paavo Järvi. Unter der Führung von Claudio Abbado war er Mitglied des Mahler Chamber Orchestra und Lucerne Festival Orchestra und

von 2011 bis 2023 war er Mitglied des hr-Sinfonieorchesters. Zudem gastierte er unter anderem bei den Berliner Philharmonikern. Neben Orchester- und Kammermusik stand stets das Unterrichten im Zentrum seines Interesses. Schon während des Studiums sammelte er darin an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim erste Erfahrungen.

Zum Wintersemester 2023/24 wurde Marcello Sung Hyuck Hong auf eine Professur an die

Hochschule für Musik Karlsruhe berufen.

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