Wettbewerbe sind aus der Welt der klassischen Musik nicht wegzudenken. Fast jeder Musiker hat sich in seinen Anfangsjahren mindestens einmal einer Jury gestellt und sich von dieser beurteilen lassen.
Die Beweggründe dafür liegen auf der Hand: Zum einen ist es eine gute Möglichkeit, sich mit seinen zukünftigen Kolleginnen und Kollegen zu messen und sein eigenes Können zu prüfen, zum anderen ist es eine beliebte Plattform, um sich ins Gespräch zu bringen. Die Jurys solcher Wettbewerbe sind oftmals mit hochkarätigen Vertretern der Klassikbranche besetzt, viele Agenturen nutzen Wettbewerbe, um sich beim Nachwuchs umzusehen. Doch es bleibt ein Problem: In den letzten Jahrzehnten ist das Niveau solcher Wettbewerbe deutlich gestiegen, so dass es immer häufiger vorkommt, dass nur noch subjektive Nuancen für eine Juryentscheidung verantwortlich sind. Dies will die Universität Mozarteum mit einem neuen Wettbewerbsformat hinterfragen.
Der innovative Klavier-Wettbewerb „Juries in Competition“, der von 5. bis 14. Februar 2019 in Salzburg ausgetragen wird, basiert auf einer eigentlich recht simplen Grundidee: Dieselbe musikalische Interpretation soll gleichzeitig von mehreren unabhängigen Jurys bewertet werden. Ziel ist es, dadurch eine höhere Objektivität zu erlangen und unterschiedliche Resultate zu dokumentieren. Entwickelt wurde das neuartige Konzept von Klaus Kaufmann, Professor für Klavier an der Universität Mozarteum. „Die Idee kam mir durch all die Gespräche bei meinen Jury-Tätigkeiten, die ich oft ausübe. Es hat sich bestätigt, dass es die Wettbewerbskarrieren gibt, bei denen ein Kandidat bei einem kleineren Wettbewerb bereits in der ersten Runde ausscheidet, zwei Wochen später in einem bedeutenden Wettbewerb dann den ersten Preis gewinnt“, so Kaufmann. Dem will man nun entgegenwirken.
Bei „Juries in Competition“ werden drei voneinander unabhängige Jurys eingeladen, die Teilnehmer des Wettbewerbs hinsichtlich ihrer Leistung über drei Runden zu beurteilen. Während zwei der drei Jurys das Spiel live in einem Saal erleben, bekommt die dritte Jury das Spiel via Internet auf einen Flügel in einen anderen Raum übertragen. Die dritte Jury hört demnach nur das Spiel, wird aber nicht durch subjektive Faktoren beeinflusst – es ist also eine sogenannte „Blind Audition“ wie bei manch populärer TV-Casting-Show. Um den Wettbewerb fair zu gestalten, rotieren die Jurys, und die Kandidaten werden nicht namentlich genannt, sondern lediglich nummeriert. Des Weiteren betont Klaus Kaufmann, wie wichtig es den Initiatoren ist, dass die Kandidaten keine Studenten der geladenen Juroren sind. Bisher ist dies bei Wettbewerben nämlich durchaus üblich und führt oftmals zu Diskussionen am Rande.
Um dies möglich zu machen, hat die Universität Mozarteum Salzburg mit Bösendorfer einen kompetenten Partner an ihrer Seite. Der Klavierbauer stellt dafür eine Technik namens „Enspire Pro System“ zur Verfügung, die es ermöglicht, das Spiel von einem Flügel mittels Internetübertragung eins zu eins auf einem anderen Flügel erklingen zu lassen. Beim Wettbewerb wird der Bösendorfer-Konzertflügel 280 VC mit dieser Technik ausgestattet sein. Mozarteum-Professor Kaufmann findet es allemal spannend: „Es ist ein Experiment, dass das Thema Klavierwettbewerb auf eine Art Prüfstand stellt, um zu sehen, was passiert, wenn die Jurys unabhängig voneinander beurteilen.“ Dafür werden unter allen Bewerbungen 60 Pianistinnen und Pianisten ausgewählt, die nicht nur ein dreifaches Feedback erhalten, sondern auch die einzigartige Chance, von jeder Jury einen Preis zu gewinnen. Hauptveranstaltungsorte für den Wettbewerb in Salzburg sind der Solitär der Universität Mozarteum sowie der Wiener Saal der Stiftung Mozarteum. Die Durchgänge sowie das Finale sind öffentlich zugänglich, Zeitpläne können auf der Homepage der Universität abgerufen werden.