Hauptbild
Musik als Lebensziel: die junge Geigerin Judith Stapf. Foto: Hochschule für Musik und Tanz Köln
Musik als Lebensziel: die junge Geigerin Judith Stapf. Foto: Hochschule für Musik und Tanz Köln
Banner Full-Size

Disziplin und Freiheit im Umgang mit Musik

Untertitel
Das „Pre-College“ der Hochschule für Musik und Tanz Köln fördert junge Talente
Publikationsdatum
Body

„Disziplin und Freiheit in der Musik sind wie das stetige Ein- und Ausatmen untrennbar mit dem Menschen und seiner Erziehung verbunden!“ Dieser Ausspruch Yehudi Menuhins ist der dem „Pre-College Cologne“ vorangestellte, zentrale Gedanke. Er findet sich als Titel in dem Informationsheft des Colleges über den Bildern von acht musizierenden Kindern und Jugendlichen.

Bewusst und konzentriert musizieren sie, ganz hingegeben dem musikalischen Augenblick, so erzählen die Bilder. „Disziplin und Freiheit“, Grundgedanke auch des musikalischen Tuns. In diesem Sinn befähigt die musikalische Erziehung junge Menschen, sich selbstbewusst auf die Forderung des täglichen Übens, der Disziplin, wie auf die Freiheit im Umgang mit der Musik einzulassen. Die Fähigkeit, diesen Forderungen zu entsprechen, sie zu entwickeln und dies so früh wie möglich zu fördern ist das Ziel des „Pre-College Cologne“, das 2005 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln gegründet wurde. Es bietet die Möglichkeit einer professionellen Ausbildung bereits im Kindesalter und basiert „zum einen auf der Tradition des frühen Ausbildungsbeginns im Musikbereich, ist aber vor allem als Reaktion auf den Wandel im modernen Berufsleben zu verstehen“, so der Text der Informationsbroschüre. Das Angebot will ganz besonders begabte Kinder, die selbst über die Musikschule hinauswachsen, fördern und ihnen Orientierung bieten.

Durch das frühe Hineinwachsen in das Musikleben und seine Anforderungen wird Orientierung möglich. „Welchen Musikberuf will ich denn wählen, was kann ich mit meinem Können anfangen, wie kann ich es umsetzen?“, sind Fragen, denen nachgegangen wird. Auch eine spätere Entscheidung für einen ganz anderen Lebensweg ist denkbar. Der Einzelunterricht findet während des Semesters der Hochschule statt und überwiegend an Wochenenden, um den Schulerfolg der Jungstudierenden nicht zu gefährden und damit auch unterschiedliche Entscheidungen offen zu halten. Sie werden auf diese Weise auch auf ihr späteres Studium vorbereitet, in manchen Fällen, bei besonderer Eignung, wird die Zeit des frühen Vor-Studiums auf das spätere Vollstudium angerechnet. Neben dem Instrumentalunterricht (zurzeit in den Streichinstrumenten und Klavier – die Einbeziehung der weiteren Instrumente ist in Vorbereitung) werden Workshops etwa in Musikermedizin, Rhythmik oder Dirigieren angeboten, ergänzt durch Veranstaltungen mit berufsinformierenden und kulturorientierenden Inhalten. Die Jungstudenten im Alter von 10 bis 15 Jahren werden nach Bestehen des Eignungstests aufgenommen und von renommierten Professorinnen und Professoren betreut. Geleitet wird das College von Professorin Ute Hasenauer.

Wichtig ist, so Ute Hasenauer, die Entwicklung von Vertrauen und von Kenntnissen über die Anforderungen des Colleges bereits vor dem Eignungstest. So werden die Kinder, die sich um Aufnahme bewerben, mit ihren Eltern zu Konzerten und Gesprächen in die Hochschule eingeladen, auch mit dem Ziel, Kontakte zu den unterrichtenden Professoren aufzubauen, um den „richtigen“ Lehrer, die passende Lehrerin für das jeweilige Kind zu finden. Dabei kommt auch den Eltern eine zentrale und wesentliche Funktion zu: „Ohne die Eltern geht gar nichts“, so Ute Hasenauer. Sie organisieren das Zeitbudget für die Kinder, bieten den finanziellen Hintergrund, begleiten die Kinder zur Hochschule, fahren sie zu den Veranstaltungen, was – besonders auch bei den größeren Entfernungen, die vom Heimatort zur Hochschule, auch innerhalb von NRW, zu überwinden sind – ein besonders intensives Engagement erfordert. Das College bietet somit auch die Möglichkeit, die hochbegabten Kinder in ihrem familiären Umfeld zu fördern, sie nicht in ein Internat zu schicken. Gleichzeitig entwickeln die Kinder untereinander Freundschaften, bilden eine Gemeinschaft, in der sie, ungestört und „nicht verspottet“, fachsimpeln können. 

„Kinder sind wie ein Vulkan“, sagt Yehudi Menuhin. Wenn dieser Vulkan geweckt wird, ist sein Strom nicht mehr aufzuhalten, er muss aufgefangen und zu einem Weg gebündelt werden. Musik ist diesen Kindern somit ein Grundbedürfnis, sie wollen Musik machen, miteinander spielen, sich messen mit anderen. Die musikantischen und musikalischen Leistungen des Konzertesim Juli 2011, die einige Kinder des „Pre-Colleges Cologne“ boten, entstehen nicht durch Zwang, ganz gewiss nicht. Konzentriert und intensiv, technisch bewusst, musizierten die jungen Musikerinnen und Musiker im Alter von 11 bis 14 Jahren zum Beispiel die „Sonate für Klavier und Violine G-Dur“ von Mozart, das „Fantasie-Impromptu cis-Moll“ von Chopin, das „Allegro moderato“ aus dem „Violinkonzert d-Moll“ von Sibelius, Werke von Bach, Corelli,  Rachmaninoff, Mendelssohn Bartholdy und Wieniawski. Hier entwickeln sich keine technischen „Spielmaschinen“, sondern junge musikalische Menschen, die lernen, sich auszudrücken, denen die Musik wichtigstes Lebensziel ist oder sein wird.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!