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DPA-Umfrage zu Musikschulen im Osten Deutschlands

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Die Deutsche Presse-Agentur startete in der vergangenen Woche eine Umfrage zur Situation von Musikschulen in vier ostdeutschen Bundesländern und in Berlin. Fazit: Steigende Schülerzahlen, lange Wartelisten, immer weniger Festanstellungen und dadurch Mangel an Fachpersonal, vor allem im ländlichen Raum. Dem gegenüber stehen stagnierende kommunale Zuschüsse.


Berlin
Zahl der Schüler an Berliner Musikschulen steigt

Berlin (dpa) - In Berlin lassen sich immer mehr Menschen an Musikschulen unterrichten. Während 2010 rund 46 500 Schüler an den öffentlichen Einrichtungen angemeldet waren, stieg deren Zahl im vergangenen Jahr auf mehr als 52 000, teilte die Bildungsverwaltung mit. Die meisten Schüler verzeichneten die Musikschulen in Steglitz-Zehlendorf mit 9500 sowie in Lichtenberg mit 6700. Schlusslichter sind die Bezirke Treptow-Köpenick, Reinickendorf und Spandau mit jeweils deutlich unter 3000 Musikschülern.

In Berlin gibt es insgesamt 12 öffentliche Musikschulen. An ihnen lehren mehr als 170 Festangestellte und knapp 1700 freie Pädagogen. Rund 37,3 Millionen Euro kosten die Musikschulen im Jahr. Etwa die Hälfte wird vom Land Berlin bezahlt. 


Brandenburg
3500 Schüler auf der Warteliste der Brandenburger Musikschulen
Potsdam (dpa) - Der Bedarf an musischer Bildung wächst in Brandenburg gewaltig. «Die Angebote der Musik- und Kunstschulen sind nachgefragt wie nie», sagte eine Sprecherin des Verbandes der Musik- und Kunstschulen im Land (VdMK) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit würden 39 000 Schüler an den 35 öffentlichen Einrichtungen im Land unterrichtet, weitere 3550 Schüler warteten auf einen Platz. Im Vergleich zum Jahr 2000 seien die Schülerzahlen um über 40 Prozent gestiegen, die Personalkosten sogar um 44 Prozent. Über eine Volksinitiative für eine bessere Förderung der Schulen durch das Land entscheidet der Landtag Mitte März. 

 

Sachsen
Musikschulen auf dem Land suchen händeringend Fachpersonal
Leipzig (dpa) - Die sächsischen Musikschulen haben immer größere Schwierigkeiten, gutes Fachpersonal zu bekommen. «Die Musikschulen in den beiden Großstädten sind davon weniger betroffen, im ländlichen Raum jedoch gibt es mittlerweile große Probleme», sagt Jörg Clemen, Geschäftsführer des Landesverbands Sachsen im Verband deutscher Musikschulen. Junge Lehrer bekämen keine Festanstellung und könnten sich keine berufliche Existenz aufbauen, die Pendelei zwischen verschiedenen Unterrichtsorten sei unattraktiv.

Stark zugenommen hat nach Clemens Worten die Zahl der freiberuflich tätigen Musiklehrer. Das hat für die Musikschulen Konsequenzen: Kontinuität, Planbarkeit, Absicherung der Unterrichtsangebote ließen sich immer schwieriger realisieren. «Die Möglichkeiten des gemeinsamen Musizierens nehmen ab und berühren damit Kernbereiche einer öffentlichen kommunalen Musikschule», betont der Verbandsgeschäftsführer. Freiberufler seien dafür schwerer zu gewinnen, Konzerte mit den Schülern zu gestalten. «Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Festanstellungen und der Qualität einer Musikschule.»

Dabei spielt auch Geld eine nicht unbedeutende Rolle. Ein Großteil der Etats der Musikschulen werden durch die kommunalen Träger und die Elternbeiträge aufgebracht. «Bedingt durch die Stagnation der Förderung durch den Freistaat gerät die Finanzierung der Musikschulen zunehmend in eine Schieflage», warnt Clemen. Der Zuschuss des Landes von jährlich rund fünf Millionen Euro sei in den vergangenen 13 Jahren nahezu unverändert geblieben. «Um ihre gesellschaftlichen Aufgaben auch künftig in der gebotenen Qualität leisten zu können, wird eine Erhöhung der Förderung dringend für nötig erachtet», so Clemen.

Der Landesverband fordert von der Landesregierung deshalb, die Förderung um eine Million Euro pro Jahr aufzustocken. «Mit dann sechs Millionen Euro wäre die Förderquote des Jahres 2002 wieder hergestellt», erklärt der Geschäftsführer des Landesverbands. Habe die Quote damals 13,9 Prozent am Gesamthaushalt der Musikschulen betragen, sei sie bis 2014 auf 10,9 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum sei die Schülerzahl trotz des Bevölkerungsrückgangs im Land auf fast 50 000 gestiegen. 

Fast 50 000 Schüler an Sachsens Musikschulen
Leipzig (dpa) - An den 24 kommunalen öffentlichen Musikschulen Sachsen lernen fast 50 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein Instrument, Singen und Tanzen. An 440 Unterrichtsorten stehen nach Angaben des Landesverbands Sachsen 840 Unterrichtsstätten zur Verfügung. Dort werden im Jahr mehr als eine Million Unterrichtsstunden erteilt, die Hälfte davon von den etwas über 600 fest angestellten Pädagogen, die andere Hälfte von Freiberuflern.

Außerhalb des Unterrichts werden jährlich fast 5000 Veranstaltungen organisiert, an denen etwa 85 000 Schüler mitwirken. Dabei werden bis zu eine Million Besucher gezählt. Beliebteste Instrumente sind nach wie vor Klavier, Gitarre und Geige, ein kontinuierliches Wachstum gibt es im Bereich Rock/Pop. Aber auch andere Instrumente wie etwa die Harfe oder die Tuba stehen auf den Listen der Musikschulen. 


Sachsen-Anhalt
Verband: Musikschulen droht Nachwuchsmangel
Magdeburg (dpa) - Hohe Kosten und unattraktive Gehälter könnten zu einem Mangel an Musikschulpädagogen in Sachsen-Anhalt führen. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, werden 250 von aktuell 917 Pädagogen der Musikschulen im Land in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen. «Junge Menschen werden nicht im Land gehalten. Das bedeutet dann einen Einbruch unseres Qualitätsstandards», sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes der Musikschulen, Christian Reineke. Das liege vor allem an der geringen Landesförderung und den wenigen Musikpädagogik-Studienmöglichkeiten in Sachsen-Anhalt. 


Thüringen
Musikschulen in Thüringen fordern mehr Geld

Erfurt (dpa) - Der Landesverband der Musikschulen beklagt in Thüringen die schlechte Finanzlage seiner Einrichtungen. Vor allem fehle das Geld vom Land und den Kommunen, kritisierte die Vorsitzende Friedrun Vollmer. Da die institutionelle Förderung freiwillig sei, würden die Mittel nach und nach reduziert. «Freiwerdende Stellen werden nicht neu besetzt». Zudem gebe es zu wenige Festangestellte. Außerdem würden Freie Mitarbeiter zu schlecht entlohnt, sagte Vollmer. Der Betrieb aller 25 öffentlichen Musikschulen in Thüringen kostet knapp 25 Millionen Euro im Jahr. Mehr als 15,2 Millionen Euro müssen die kommunalen Träger zuschießen. 

Musikschulen in Thüringen sind längst nicht mehr nur eine Domäne von Kindern und Jugendlichen. An den 25 öffentlichen Musikschulen nutzen auch Senioren bis 75 Jahre die vielfältigen Angebote wie Einzelunterricht, Chorprobe oder Orchesterarbeit, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter neun Einrichtungen. «Wir haben einen demografischen Wandel», sagt die Vorsitzende des Landesmusikschulverbandes, Friedrun Vollmer. Seit fünf, sechs Jahren sei die Zahl der erwachsenen Schüler auf zehn Prozent angestiegen. 2013 waren es sogar 11,5 Prozent. 3381 Erwachsene zwischen 19 bis 60 Jahren plus wurden unterrichtet. «Wir reagieren mit neuen Formaten.» Erstes Anliegen bleibe aber die Musikerziehung von Kindern. 

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