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Foto: Hochschule für Musik und Theater Rostock
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Drei Säulen für die Hochbegabtenförderung

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Die Hochschule für Musik und Theater Rostock startet ihre „young academy“
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Gut möglich, dass sich in naher Zukunft in den alterwürdigen Gängen des Ros­tocker Katharinenstifts in größerer Zahl Musiker einer Altersstufe tummeln werden, die man sonst nicht unbedingt in einer Musikhochschule antrifft. Mit der Gründung der „young academy rostock – Internationales Zentrum für musikalisch Hochbegabte“ am 11. Oktober wird die Hochschule für Musik und Theater Rostock der Nachwuchsförderung einen neuen, herausgehobenen Stellenwert in ihrem Aufgabenprofil geben.

Die Hochschule nimmt für sich in Anspruch, „in dieser Form erstmals an einer deutschen Hochschule für Musik ein transparent gestuftes, vielschichtiges Förderprogramm“ umzusetzen, „das Hochbegabungen individuell nach höchsten Qualitätskriterien fördert“, wie es in einer detaillierten Informationsbroschüre heißt. Die transparenten Stufen, die beginnend mit dem kommenden Wintersemester schrittweise erklommen werden sollen, setzen sich zusammen aus einem Netzwerk zwischen den Musikschulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern, privaten Instrumental- und Gesangspädagogen und der Hochschule, aus dem Frühstudium und aus der Exzellenzförderung von Spitzenbegabungen in Kooperation mit internationalen Partnereinrichtungen.

Für Stephan Imorde, als Klavierprofessor für den neuen Schwerpunkt zuständig, haben vor allem das landesweite Netzwerk und die Kooperation mit dem VdM Mecklenburg-Vorpommern Modellcharakter: „Anstatt uns gegenseitig das Wasser abzugraben, wollen wir gemeinsam zu Stärkung der Ausbildungssituation beitragen, indem die Musikschullehrer und Professoren die Hochbegabten bis zum Eintritt ins Vollstudium gemeinsam führen.“ Zu diesem Zweck wird die Hochschule Sichtungsvorspiele durchführen, für die sich alle Musikschüler des Landes bewerben können. Ein Gremium aus Hochschul- und Musikschullehrern entscheidet dann mit dem Lehrer des Kindes über geeignete Fördermaßnahmen. „Für diese gemeinsame Form des Unterrichtens ist bei den beteiligten Pädagogen natürlich eine große Offenheit nötig, wie sie nicht in jedem Fach selbstverständlich ist“, weiß Imorde, glaubt aber gleichzeitig an die Vorteile des gewählten Systems. Wichtig ist ihm auch, dass den Eltern dabei keine weiteren Kosten über die Musikschulgebühren hinaus entstehen.

Gleiches gilt für das Jungstudium, das in Kooperation mit der CJD Christophorusschule Rostock ab dem Schuljahr 2009/2010 mit etwa 20 Plätzen angeboten werden soll. „Wir hatten das große Glück, dass die Schule bereits einen Leistungsbereich Sport hat, die Musiker werden nun analog behandelt.“ Das heißt, dass der Stoff der Oberstufe um ein Jahr gestreckt und das Abitur erst nach 13 Jahren erworben wird. Die Schüler erhalten damit die Zeit, auch vormittags ihr Instrument zu üben und Unterrichtsveranstaltungen an der Hochschule wahrzunehmen. Durch das angegliederte Internat soll das Angebot auch weiter entfernt lebenden Schüler-innen und Schülern sowie Bewerbern aus dem Ausland offen stehen, für das außerdem Stipendien zur Verfügung gestellt werden sollen. Als Sponsor haben die Rostocker bereits die Horst Rahe Stiftung im Boot.

An der „Spitze der Pyramide“, so Imorde, wird ab dem Wintersemester 2010/2011 die Exzellenzförderung stehen. Mit ausgewählten Partnereinrichtungen der Association of Baltic Academies of Music sowie weiteren Institutionen im Ausland sollen Austauschprogramme entwickelt und gemeinsame Strukturen internationaler Spitzenförderung vereinbart werden. Über die Stipendienplätze soll ein jährlich stattfindender Wettbewerb der angeschlossenen Einrichtungen entscheiden. „Es ist uns wichtig, dass wir trotz der regionalen Verankerung kein rein mecklenburgisches Süppchen kochen“, betont Stephan Imorde. „Die Internationalität ist ja kein Problem der Musikhochschulen, sondern ihre Stärke. Für uns liegt die Antwort auf die Teilnehmerlisten der Eignungsprüfungen aber nicht in Dependancen im Fernen Osten, sondern hier bei uns.“

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