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Laut oder leise: Schüler der Dudelsack-Akademie in Hofheim müssen sich entscheiden

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Dudelsack-Akademie: Schüler haben Qual der Wahl

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Vor 20 Jahren gründete Thomas Zöller seine Musikschule und bietet seitdem Unterricht auf diesem ungewöhnlichen Instrument an. Über mangelnde Nachfrage kann er sich nicht beklagen.

Darf es ein Hümmelchen sein, eine Schäferpfeife oder doch lieber ein Great Highland Bagpipe? Die Schüler von Thomas Zöller, Gründer und Inhaber der Dudelsack-Akademie in Hofheim, haben die Qual der Wahl. «Unter dem Begriff Dudelsack sind verschiedene Instrumente zusammengefasst, die unterschiedlich gespielt werden», erklärt der 47-Jährige. Neue Schüler müssen sich daher entscheiden.

So ist das Hümmelchen eher klein und leise, seine Töne erklingen in Zimmerlautstärke. «Nachbarschaftstauglich» bewertet der Fachmann die kleine Sackpfeife. Weniger zurückhaltend sind die Schäferpfeifen, die gerne für die Tanzmusik gespielt werden, enorm laut tönt die imposante Great Highland Bagpipe mit ihren vier Pfeifen. «Insgesamt gibt es etwa 150 verschiedene Dudelsäcke», erklärt Zöller. Die Preise pro Instrument reichen von etwa 500 bis 10.000 Euro.

Ein Sinnbild der Kulturen

Seitdem er in Jugendtagen die Musik der irischen Folkmusik-Band Planxty gehört hat, ist Zöller ein großer Fan des Dudelsacks. Einige Jahre später belegte er auf einem Musikfestival einen Dudelsack-Kurs, seitdem ist er von diesem Instrument nicht mehr weggekommen. Ihn fasziniert nicht nur der Klang, sondern auch die Vielseitigkeit. Ein Dudelsack sei «ein Sinnbild» für lokale Kulturen, sagt er und erklärt die vielen verschiedenen Verzierungen, Bauweisen und Spielarten.

Das Instrument gibt es schon seit vielen hundert Jahren, es besteht im Prinzip aus einem Sack, einem Rohr und mehreren Pfeifen - daher wird es auch Sackpfeife genannt. Der Spieler bläst durch ein Rohr Luft in den Sack und klemmt diesen dabei unter dem Arm, um gleichmäßig die Luft in die Pfeifen zu pressen. Ähnlich wie bei einer Blockflöte öffnet und verschließt er die Löcher auf der Spielpfeife, so wird eine Melodie erzeugt. Die anderen Pfeifen sorgen währenddessen für einen gleichmäßigen Ton.

Erste Dudelsackschule der Republik

«Das war lange Zeit «learning by doing»», erinnert sich Zöller an seine Anfänge. Als erster Deutscher wurde er schließlich bei der Royal Scottish Academy of Music and Drama in Glasgow zum Studiengang Scottish Music zugelassen, drei Jahre lang studierte er dort sein Lieblingsinstrument. Im Jahr 2005 gründete er in seiner Heimatstadt Hofheim im Main-Taunus-Kreis die Dudelsack-Akademie. Es sei damals die erste Dudelsackschule in Deutschland gewesen, sagt er. Gemeinsam mit weiteren Dozenten bietet er dort in mehreren Räumen Unterricht an, an Schülern mangelt es nicht. «Werbung musste ich noch nie machen», erklärt Zöller.

Laut den Angaben des Verbands deutscher Musikschulen in Bonn bieten in Deutschland nur 13 der insgesamt über 930 öffentlichen Musikschulen Dudelsackunterricht an, keine davon in Hessen. Das beliebteste Instrument sei nach wie vor das Klavier, gefolgt von der Gitarre, der Violine und der Blockflöte.

Kraft und Gefühl

Bevor die Schüler in der Hofheimer Dudelsack-Akademie ans eigentliche Instrument dürfen, dauert es jedoch lange. Denn das Spielen eines Dudelsacks ist komplex, wie der Fachmann erklärt. «Man braucht einerseits viel Kraft, um den Dudelsack unter dem Arm zu halten und darauf zu drücken», erklärt er. Dieser Druck sollte stets stabil sein, damit die Musik durchgängig erklingt. Gleichzeitig ist von den Händen Schnelligkeit und Feinmotorik gefragt, um die Melodien zu spielen.

Zunächst trainieren die Schüler daher etwa sechs bis neun Monate an der Übungsflöte ihr Feingefühl, sie lernen die Fingerhaltung und die Atemtechnik. Auch wird geübt, den bis zu mehreren Kilogramm schweren Dudelsack richtig zu halten und zu drücken. Erst dann werden beide Fähigkeiten zusammengeführt und das Spiel auf dem Dudelsack kann beginnen.

 

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