Im Sommer 2018 steht für die Hochschule für Musik Mainz ein freudiges Jubiläum an: 10 Jahre liegt der Umzug aus den veralteten, provisorischen Räumlichkeiten in das neu errichtete Gebäude auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität dann bereits zurück. Das neue Haus wurde grundlegend konzipiert für die Bedürfnisse einer Musikhochschule, ist ästhetisch anspruchsvoll, offen, lichtdurchflutet und hat ein ausgeklügeltes Akustik-Konzept – knapp 3.000 m2 Nutzfläche, mit denen der Neubau der universitären Musik eine würdige Heimstätte bietet. Grund genug für die Hochschule für Musik Mainz, das zehnjährige Jubiläum in diesem Gebäude zum Anlass zu nehmen, diese Dekade Musikausbildung Revue passieren zu lassen und Schlaglichter auf das zu setzen, was sie besonders macht.
Als Erste brachte die Abteilung Klangkunst/Komposition unter der Leitung von Prof. Peter Kiefer das neue Haus zum Klingen. Noch im Rohbau lud sie im Mai 2008 das Publikum zur „Klang – Bau – Stelle“. Und wie sich zeigte: Auch Klänge können umziehen aus dem alten Gebäude in den Neubau und mit Betonmischern lässt sich ebenfalls Musik machen!
Mit dem Studiengang Klangkunst/Komposition im „Master of Music“ bietet Mainz als erste deutsche Musikhochschule diese spezielle Qualifikation. Ein kleiner Kreis internationaler junger Künstlerinnen und Künstler betätigt sich hier höchst erfolgreich sowohl in der wissenschaftlichen Aufbereitung seiner Themen in Forschungsprojekten, als auch mit Kompositionen, Klanginstallationen, Soundräumen, interdisziplinären Projekten und Museumsausstellungen. Dies spiegelt sich in einer Vielzahl an Stipendien und Auszeichnungen, die die Studierenden in den vergangenen Jahren erhalten haben. Projekte der Abteilung wurden u.a. gezeigt als „Klangpark“ auf der Bundesgartenschau in Koblenz (2011) und als interaktive Klang-Licht-Installation „resonate“ (Luminale 2012 und im ZKM, Karlsruhe). Abteilungsleiter Prof. Peter Kiefer genießt international hohes Ansehen als innovativer Künstler, sucht immer wieder neue Tätigkeits- und Anwendungsfelder über die Fachdisziplin hinaus und trägt damit maßgeblich zur Weiterentwicklung des Fachs bei.
In keiner Abteilung wird es so bunt, wie wenn die Gesangsabteilung eine Opernaufführung auf die Beine stellt: Szenischer Unterricht, Körpertraining und Dialoggestaltung sowie die Mitwirkung in den Produktionen der Hochschule und ihrer Kooperationspartner stehen für alle Gesangsstudierenden auf dem Programm. Schon während des Studiums können sie auf einer großen Bühne stehen (z.B. an den Theatern in Mainz, Wiesbaden und Rudolstadt) und unter professionellen Rahmenbedingungen mit Dirigenten und Regisseuren arbeiten – Praxiserfahrungen, die niemand missen möchte.
Ein Beispiel: Der Operalia-Gewinner von 2016, Konu Kim (im Studiengang Konzertexamen bei Abteilungsleiter Prof. Thomas Dewald) stand vor zwei Jahren noch als Graf Almaviva auf der Bühne im Roten Saal der Hochschule – aktuell ist er am Royal Opera House in London neben Stars wie Anna Netrebko, Ildebrando D’Arcangelo, Zeljko Lucic oder Joyce DiDonato zu erleben! Mit der Internationalen Sommerschule „Singing Summer“ und dem Exzellenzprogramm „Barock vokal – Kolleg für Alte Musik“ unter der künstlerischen Leitung von Prof. Claudia Eder werden Weiterbildungsangebote für fortgeschrittene Studierende und Young Professionals angeboten. Beide Programme finden national wie international Beachtung und holten in den vergangenen Jahren wiederholt Künstler wie Masaaki Suzuki, Andreas Scholl, Alfred Brendel, Valentin Erben, Rony Rogoff, Winfried Katschner, Sigiswald Kuijken oder Michael Hofstetter nach Mainz.
Im großen Zusammenspiel
Das Orchester ist ein Herzstück der Hochschule. Das Ensemble wird seit 2007 von Prof. Wolfram Koloseus geleitet und hat sich längst als Kulturträger der Mainzer Region etabliert. Neben dem klassischen Repertoire beschäftigt sich der Klangkörper mit Neuer Musik und experimentellen Crossover-Projekten, auch in ungewöhnlichen Besetzungen. Je nach Repertoire spielen die MusikerInnen zudem auf Spezialinstrumenten wie Naturhörnern, Naturtrompeten, Barockposaunen und Barockpauken.
Jeweils im Sommersemester erarbeitet das Orchester ein anspruchsvolles Programm im Rahmen des Festivals MainzMusik, verbindet sinfonisches Repertoire mit Uraufführungen beziehungsweise Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Daneben begeistert es in gemeinsam mit der Gesangsabteilung realisierten Opernproduktionen (darunter Mozarts „Die Zauberflöte“ (2010), Haydns „Il mondo de la luna“ (2012), Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ (2016) und zuletzt Strawinskys „The Rake’s Progress“) und den großen Konzerten, wenn Orchester und Chor gemeinsam auftreten.
Der zweite große Klangkörper, der Hochschulchor, steht unter der Leitung von Prof. Ralf Otto. Als wichtige und besonders rezipierte Projekte der letzten zehn Jahre sind zu nennen: Das Abschiedskonzert „1908“ vor dem Umzug in das neue Gebäude mit Werken von Messiaen, Distler und Hessenberg, die Aufnahme von Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“ und Dallapiccolas „Canti di Prigonia“ für den HR, sowie Brittens „War Requiem“ als erschütterndes Großereignis gemeinsam mit dem Bachchor Mainz und der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken, mit Konzerten beim Rheingau Musik Festival, dem Mosel Musikfestival, im Arsenal in Metz, der Industriekathedrale St. Ingbert und in Mainz.
Von jeher der Grundpfeiler der Ausbildung junger MusikerInnen in Mainz ist die Abteilung Schulmusik/Musikpädagogik, die mit über 100 Studierenden auch die größte Abteilung des Hauses ist. In den letzten 10 Jahren haben hier zahlreiche Veränderungen stattgefunden: Mit großer Trauer haben wir uns von Prof. Dr. Ludwig Striegel verabschiedet, der 2016 nach schwerer Krankheit verstorben ist. Über 15 Jahre lang war er Leiter der Abteilung, durch ihn hat das Lehramtsstudium in Mainz seine Schwerpunktsetzung in den Bereichen Interkulturelle Musikpädagogik und Klassenmusizieren erhalten. Neue Akzente setzen seit 2015 Prof. Christopher Miltenberger im Fach Schulpraktisches Klavierspiel sowie seit 2017 Prof. Dr. Valerie Krupp-Schleußner im Fach Musikpädagogik. Die Lehramtsstudiengänge der Abteilung sind modern und praxisnah ausgerichtet. Sie qualifizieren die Studierenden insbesondere auch für die Arbeit in Musikprofilklassen, setzen einen besonderen Fokus auf die Ausbildung im Fach Schulpraktisches Klavierspiel und ermöglichen durch zahlreiche Schulkooperationen den unmittelbaren Einsatz erworbener Kompetenzen in der Praxis. Seit 2016 bietet die HfM Mainz außerdem den Studiengang Elementare Musikpädagogik an.
2017 wurde das Netzwerk Schulmusik Mainz e.V. gegründet, das sich der Vernetzung von Studierenden, Lehrkräften an Schulen und interessierten Förderern im Rahmen von Fortbildungen, Workshops und Musikprojekten widmet.
Kostbare Tasten
Die Abteilung Kirchenmusik/Orgel unter der Leitung der Professoren Gerhard Gnann und Hans-Jürgen Kaiser setzt mit der Kombination ihrer Instrumente Maßstäbe für Forschung und Lehre im europäischen Raum.
Das Hauptinstrument im eigens für dieses Instrument gebauten und daher akustisch auf die Orgel abgestimmten Konzertsaal ist eine kraftvoll, brillant und dennoch warm klingende Orgel der renommierten Goll Orgelbau AG aus Luzern. 2013 kam ein weiteres Schmuckstück dazu – und bietet seither in Europa einmalige Studienbedingungen: Bei der „Spanischen Orgel“ handelt es sich um die stilgetreue Kopie einer historischen Orgel des „Goldenen Zeitalters“ Spaniens aus der Werkstatt von Joaquín Lois aus Tordesillas, Kastilien. Mit ihr wird ein effektives Studium der historisch informierten Aufführungspraxis im eigenen Haus ermöglicht.
Die direkte Anbindung des Orgelsaals an das Tonstudio schafft darüber hinaus beste Voraussetzungen für professionelle Aufnahmen. Regelmäßig finden Austausche mit Dozenten anderer Musikhochschulen statt sowie Exkursionen zum Studium an bedeutenden Instrumenten. Die Abteilung ist in Rheinland-Pfalz sowie dem gesamten Bundesgebiet durch ihre Aktivitäten bestens vernetzt, viele AbsolventInnen sind heute an herausragenden Positionen tätig (Dom zu Magdeburg, Essen und Freiburg, Mainzer Dom, sowie Regionalkantorenstellen in Köln, Freiburg etc.).
In der Ausbildung im Fach Klavier steht neben dem solistischen wie kammermusikalischen Spiel die Entwicklung der pädagogischen wie methodischen Fähigkeiten und Kenntnisse im Zentrum. Unter der Abteilungsleitung von Prof. Heinz Zarbock hat der Master-Studiengang einen zusätzlichen Fokus erhalten: Neben allgemeiner Technik und Repertoireschliff steht auch das Modul „Dirigieren vom Klavier“ im Plan, bei dem die Studierenden parallel zu ihrem Spiel das Orchester leiten. Dies macht die Ausbildung für Pianistinnen und Pianisten besonders umfassend, und führt bei den Studierenden zu einem bewusster reflektierten Spiel und kontrollierteren wie konzentrierteren Bewegungsabläufen. Der sich anschließende Studiengang Konzertexamen bereitet eine kleine Zahl besonders befähigter Studierender speziell auf eine Laufbahn als Solistin oder Solist vor.
Für die 2016 vakante Professur für Klavier und Kammermusik konnte mit Thomas Hell ein international tätiger Pianist mit umfangreicher Hochschulerfahrung gewonnen werden, der auf allen Gebieten der Klavierliteratur einschließlich der Neuen Musik zu Hause ist und nicht nur mit der grandiosen Einspielung der Etüden von Ligeti gezeigt hat, welch zentrales Anliegen die Neue Musik für ihn ist.
Zukunftsmusik
International renommierte Dozenten, zahlreiche Meisterkurse und Stargäste, ein vielschichtiges auf den aktuellen Musikmarkt ausgerichtetes Curriculum und nicht zuletzt der Standort Mainz – die Gründe für den Erfolg der Mainzer Abteilung für Jazz und Populäre Musik sind vielfältig.
Das mehrfach preisgekrönte Dozententeam (WDR Jazzpreis, Neuer Deutscher Jazzpreis, Preis der Deutschen Schallplattenkritik etc.) ist international vernetzt. Abteilungsleiter Prof. Sebastian Sternal wurde schon zweimal mit dem ECHO Jazz ausgezeichnet – und ist 2018 wieder nominiert. Zahlreiche internationale Workshop-Gäste kommen nach Mainz, darunter Gary Keller und David Binney, die Studierenden spielten bereits mit Al Jarreau, Gregory Porter und Joshua Redman. Die innovative Veranstaltungsreihe „Treffpunkt Jazz!“ bricht regelmäßig Zuschauerrekorde. Austauschprojekte u.a. mit den Universitäten in Miami und Paris unterstreichen den internationalen Ruf der Abteilung.
Immer richtet sich der Blick auch auf den Nachwuchs. Das Ensemble „Jazz Messengers“ kommt in allgemeinbildende Schulen und Musikschulen des Landes und bringt „Jazz zum Anfassen“. Die enge Kooperation mit der Abteilung Schulmusik und Konzertprojekte mit Klassik-Crossover-Programmen öffnen das musikalische Betätigungsfeld weiter. Seit 2017 unterstützt die „Gutenberg Jazz Alliance“ – ein Kuratorium und Künstlerischer Beirat unter anderem mit Claus Kleber, Lars Reichow, Jiggs Whigham, Joachim Ullrich, Wolfram Knauer – die Abteilung in ihren weiteren Projekten, ihrer Entwicklung und Vernetzung in die Musikszene.
Mit ihren Disziplinen Satzlehre, Hörschulung, Form- und Strukturanalyse, Werkanalyse und Instrumentation ist die Abteilung Musiktheorie in allen grundständigen Studiengängen der Hochschule für Musik Mainz verankert. Neben der wissenschaftlichen Ausbildung liegt eine Besonderheit des Mainzer Master-Studiengangs in der Integration von Didaktik und Lehrpraxis, um gezielt auf die spätere Tätigkeit in der Lehre vorzubereiten und in der engen Anbindung an die Schwesterdisziplin Musikwissenschaft – einer der Vorteile der Einbindung der Hochschule in die Universität.
Nicht zuletzt durch ihre Präsenz in der Gesellschaft für Musiktheorie ist die Abteilung um Prof. Dr. Immanuel Ott und Prof. Dr. Birger Petersen national eng vernetzt. Mit der Reihe „Spektrum Musiktheorie“ im Are Musikverlag Mainz existiert seit 2013 eine Plattform für musiktheoretische Publikationen der Hochschule, unter anderem für die hier entstehenden Dissertationen: Mainz bietet in den Fächern Musiktheorie und Musikpädagogik eben auch die Möglichkeit einer Promotion.
Seit dem laufenden Semester neu im Angebot ist ein Weiterbildungs-Masterstudiengang Gitarre, der in Kooperation mit dem Koblenz International Guitar Festival & Academy angeboten wird. Der Studiengang bündelt die Expertise der einzigen Musikhochschule in Rheinland-Pfalz mit der einer ganz wesentlichen Ausbildungsinstitution für das Fach Gitarre – und weist neue Wege für die Hochschule für Musik Mainz.
Mehr unter www.hfm-mainz.de
Am 23. Juni laden wir alle ehemaligen Studierenden, Lehrenden und MitarbeiterInnen zu einem großen Wiedersehen ein. Mehr unter www.alumni.hfm-mainz.de