Banner Full-Size

Ein starker Beitrag der Bürgerschaft

Untertitel
90.000 Euro für HfMDK-Corona-Hilfsfonds
Publikationsdatum
Body

Groß ist die finanzielle Not vieler Studierender in Musik, Theater und Tanz: Die Einkünfte, mit denen sie sich sonst ihr Studium finanzieren, sind weggebrochen. Keine Auftritte. Kein Kellnern. Kein Klavierunterricht. Das Coronavirus hat viele Bereiche des öffentlichen Lebens still gelegt.

Die internationalen Studierenden an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) trifft die Krise besonders hart. Ohne stabile Einnahmen ist ihr Aufenthaltsstatus gefährdet. Darum hat die Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK (GFF) einen Corona-Hilfsfonds eingerichtet. Innerhalb von vier Wochen waren knapp 90.000 Euro eingegangen. Die Anträge von rund 150 notleidenden Studierenden konnten bislang berücksichtigt werden.

Zahlreiche Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen haben sich mit Spenden am Aufbau des HfMDK-Corona-Hilfsfonds beteiligt. Studierende der HfMDK erhalten hieraus auf Antrag und bei entsprechendem Nachweis einen Sofortzuschuss in Höhe von bis zu 500 Euro.

„In dieser Krisen-Situation, in der Land und Bund nicht alles leisten können, ist es besonders wichtig, dass privates und öffentliches Engagement ineinander greifen. Denn ich denke, dass wir diese Krise nur mit einem starken Beitrag der Bürgerinnen und Bürger überwinden können. Deshalb bin ich stolz auf die Freunde und Förderer unserer Hochschule, auf ihre überwältigende Hilfsbereitschaft. Ich danke allen Spendern auf das Herzlichste“, sagt Prof. Elmar Fulda, Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK).

Was die Nothilfe für die Studierenden bedeutet

„Ich war sehr erleichtert, mich an meine Hochschule wenden zu können, nachdem ich beide Nebenjobs am Theater wegen der Covid-19-Krise verloren hatte. In Krisenzeiten zeigen sich nicht nur persönliche Qualitäten, sondern eben auch die Integrität der jeweiligen Institutionen – die HfMDK trägt ernsthaft Sorge für das Wohlergehen und die Chancengleichheit ihrer Studierenden. Das hat sich für mich in Form des Hilfsfonds sehr deutlich gezeigt“, beschreibt eine der geförderten Studentinnen ihre Situation und freut sich über die Unterstützung.

Auch Florian Lohmann, Professor für Chorleitung an der HfMDK, zeigt sich erleichtert: „Mit dieser Finanzspritze kann mein Student zumindest für den nächsten Monat seinen Lebensunterhalt bestreiten. Er finanziert sich sein Studium selber und verdient momentan coronabedingt weniger hinzu. Es ist großartig, wie das Netzwerk der Hochschule – und hier sind insbesondere die Freunde und Förderer zu nennen – in dieser schweren Zeit zusammenhält. Haben Sie herzlichen Dank für die schnelle und unbürokratische Hilfe.“

Dr. Stefanie Heraeus, Vorsitzende der GFF, freut sich ebenfalls über das große Engagement der Freunde und Förderer: „Für die Studierenden ist der Corona-Hilfsfonds ungemein wichtig, weil die rasche Unterstützung Freiräume schafft, um wieder konzentriert studieren zu können und Mut macht. Ich danke allen sehr für ihre großzügigen Spenden! Aufgabe der Freunde und Förderer ist es, den Studierenden eine produktive Zeit an der HfMDK zu ermöglichen, die sie bestmöglich auf die Zukunft vorbereitet, das ist derzeit von ganz besonderer Bedeutung.“

Hildegard und Günter Prack stehen für zwei private Förderer, die den Hilfsfonds besonders großzügig unterstützt haben: „Die Idee, einen Corona-Hilfsfonds aufleben zu lassen, fanden wir großartig; die zielführende Umsetzung fast zwangsläufig. Somit gibt dieser Fonds die Möglichkeit, auf breiter Basis viele Studierende in schwerem Fahrwasser zu unterstützen.“

Durch die verlängerte Vorlesungszeit bis Ende September ist dieses Sommersemester 2020 ein herausforderndes für die Studierenden. Mit der Nothilfe wollen die Gesellschaft der Freunde und Förderer (GFF) und die HfMDK möglichst viele ihrer jungen Künstlerinnen und Künstler, Pädagoginnen und Wissenschaftler unterstützen. Darum sind weitere Spenden sehr willkommen. 

Über die Runden kommen – Fünf Studierende über ihr Leben seit Beginn der Corona-Krise und die Soforthilfe der GFF

Ganz allmählich melden sich Kunst und Kultur zurück im öffentlichen Raum. Auch in der HfMDK wird es wieder lebendig, hört man vereinzelt wieder Musik aus den Räumen und Stimmen in den Fluren. Der Präsenzunterricht an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt wird nach acht Wochen des Übe-Notbetriebs langsam wieder aufgenommen. Von einer wirklichen Entspannung der finanziellen Notsituation vieler unserer Studierenden kann jedoch längst noch nicht die Rede sein. Was das konkret heißt?

Fünf der jungen Künstlerinnen und Künstler reden offen über ihre persönlichen Erlebnisse in den vergangenen Wochen, ihre konkreten Situationen. Sie sprechen über ihre Sorgen und Ängste. Und sie überraschen. Durch ihre Kraft und ihre Zuversicht – in die eigene Kreativität, in die Zukunft der Künste. Auf eigenen Wunsch bleiben ihre Antworten anonym.

Alles ging Schlag auf Schlag, schildert die Geigerin. „Wir hatten mit unserem Ensemble im Winter jede Menge Auftritte, auch in großen Konzerthäusern – damit konnten wir einiges ansparen. Ab Januar war unser Terminkalender sehr übersichtlich: proben, proben, proben. Wir hatten uns bei wichtigen internationalen Wettbewerben angemeldet. Es war eine harte, eine anstrengende Vorbereitungszeit. Aber wir wussten, wofür. Das gab uns die nötige Energie. Und im März, April und Mai standen ja wieder Engagements an – unsere Haushaltskassen würden sich wieder füllen.“ Dann kam alles anders: der Shutdown. Die Wettbewerbe, für die sie monatelang geackert hatten, wurden verschoben oder gleich abgesagt – wie die Konzerte. Alle Auftritte gestrichen. Kammermusik – außer das Duo – ist gar nicht möglich.

Applaus – das wichtigste Künstlerhonorar

Und der Applaus? Für Musiker, für jeden Künstler, ist er das wichtigste Honorar: Bestätigung und Belohnung für die harten Übephasen. Gestrichen! „Ich fühlte mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Existenziell und psychologisch waren da die 500 Euro aus dem Hilfsfonds unheimlich wichtig. Damit konnte ich meine Miete zahlen und die Lebenshaltungskosten. Und ich hatte das Gefühl: Wir sind nicht alleine! Jetzt halte ich mich mit familiärer Unterstützung über Wasser.“ Eine andere Studentin hat die Fixkosten reduziert und muss auf einen zeitnahen Job im Einzelhandel hoffen. Und ein Student der Darstellenden Kunst muss sehen, wie er und seine Frau über die Runden kommen.
Für eine Musikerkommilitonin aus dem Ausland gestaltet sich die existenzielle Situation ebenfalls dramatisch: Die Soforthilfe der HfMDK hat auch hier die akute Not gelindert. Die nächste Miete ist aber in wenigen Wochen fällig. Immerhin hat sie seit Corona viel Zeit zum Üben. Für Musiker ist das sehr wichtig – für sie, die in Kürze ihren Abschluss machen will, besonders.

Eine Kollegin aus der Darstellenden Kunst musste aufgrund der Corona-Krise sogar umziehen: Als der Theaterjob plötzlich wegfiel, war ihre bisherige Studentenwohnung zu teuer. Dank der Soforthilfe der GFF konnte sie problemlos Umzug und erste Miete begleichen.

Ein Kommilitone weiß von Kollegen, die im Supermarkt arbeiten. Und eine Studentin erzählt, dass ihr ihre beste Freundin finanzielle Unterstützung angeboten hat. Aber auch selber hatten die jungen Künstler das Bedürfnis, sich zu engagieren. Die Geigerin stellte sich mit einer Ensemblekollegin zu Ostern in ihrer Heimatgemeinde in den Innenhof eines Krankenhauses und gab ein kleines Konzert. Die glücklichen Patienten bedankten sich mit Applaus. Und der setzt Energie frei für neue Ideen. „Die sind jetzt gefragt!“ Sie kennt eine Musikerkollegin, die nicht mehr kann, die nach dem Bachelor aufhören wird. Ihr fehlt die Kraft … und glückliche Umstände …

Eine andere Studentin aus der Darstellenden Kunst wird sich an der Uni einschreiben … Psychologie … als zweites, krisensicheres Standbein … Klar, das erste ist und bleibt die Kunst. Nach knapp vier Jahren dialog­orientiertem Studium wird ihre Abschlussprüfung vor der Kamera sein, online – ganz ohne Kontakt zum Publikum. „Das macht mich traurig.“ Und danach? Bewerbungen sind schwierig momentan. Gastverträge an Theatern stehen wohl auf der Kippe. Viele neue berufliche Ungewissheiten, die die Jobsuche nicht erleichtern.

Mit Solidarität gegen Dumpinghonorare

Und die Kunst selbst? Das Kunststudium? Wie soll „Studieren auf Distanz“ funktionieren? Was passiert mit den Theatern, Konzerthäusern, freien Ensembles? Wie viele freie Künstler werden diese Situation beruflich überleben? Große Fragen. Auf die sie alle Antworten suchen. Sehr real die eine Studentin: Sie appelliert an ihre Musikerkollegen, jetzt nur nicht für Dumpinghonorare nach jedem Engagement zu greifen – Hauptsache man kann wieder spielen. „Hier müssen wir Solidarität zeigen. Untereinander. Damit die Honorare in Zukunft nicht noch kleiner werden.“ Die Gefahr sieht sie.

Die andere Kollegin fordert stärkere soziale Verantwortung: „Kunst funktioniert nur gemeinsam.“ Darum sollte sie sich mehr mit den alltäglichen Themen, den konkreten Ängsten, Träumen der Menschen auseinandersetzen und die Angst vor dem Banalen überwinden. Auf Intellekt, Sarkasmus, Ironie brauche sie nicht zu verzichten. Außerdem sollten Intendanten die Vergütung ihrer Künstler im Auge haben: Der Künstlerberuf muss lebenswert bleiben. Wieder eine andere Studentin hofft, dass sie nach sechs Wochen kompletter Isolation und Selbstreflexion zu einer besseren Künstlerin und einem nachsichtigeren Menschen geworden ist. Ein schöner Gedanke.

In einem sind sich alle einig: Kunst und Kultur existieren weiter. Ob im großen Theater oder in den sozialen Medien? Wir wissen es nicht. Fünf Gespräche – fünf Ansichten. Eine jede reflektiert, klug, weitsichtig, empathisch. Eine gute Voraussetzung, sich mutig auf den Weg in die Zukunft zu machen …

Kulturgenuss auf Distanz

Eine weitere wichtige Maßnahme der GFF zur Unterstützung unserer Studierenden: Die Balkon- und (Treppen-)Hauskonzerte. Eine der Initiatorinnen und Vorstandsmitglied der Freunde und Förderer, Dr. Daniela Favoccia, hat seit dem Shutdown zu insgesamt 10 Hauskonzerten geladen: „Hier gibt Covid-19 den Ton an. Da wir in Zeiten von Corona vor allem die kulturelle Unterhaltung vermisst haben, beschlossen wir, Corona zu trotzen und die Kultur weiterhin hochleben zu lassen. Musik bzw. Schauspiel verbinden uns jeden Samstagabend – auch mit 1,5 m Abstand – und sind das Highlight der Woche. Die Studierenden sind fantastisch!“ Die beiden Musiker freuen sich nicht weniger als ihre Auftraggeberin: Endlich stehen sie wieder auf einer Bühne!

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!