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Burscheid. Ende Juni feiert die Musikschule ihr 30-jähriges Bestehen - und leidet nach wie vor unter Geldmangel. Ein kostenloser Theorieunterricht ist bisher nicht möglich. Heute ist das Burscheider Kultur- und Musikleben ohne die Jugendmusikschule undenkbar. Doch vor 30 Jahren sah das noch ganz anders aus. Zwar gab es bereits seit dem Jahr 1826 eine Musikschule unter der Federführung der Musicalischen Academie, doch diese Schüler wurden logischerweise nach ihrer Ausbildung in den eigenen Verein integriert.
Darum bildete auch der Orchesterverein Hilgen (OVH) eine eigene Ausbildungsstätte, die jedoch schnell an ihre Grenzen stieß. Musikschulleiter Bernhard Lemmen schildert die damaligen Umstände: "Wenn Laien Laien ausbilden, wird die Ausbildung immer schlechter." Zudem war man personell auch unterbesetzt, denn viele der freiwilligen Musiklehrer verrichteten den Unterricht noch nach ihrer eigenen täglichen Arbeit.So fanden sich die beiden Vereine zu einem Arbeitsausschuss Musik zusammen und gemeinsam mit Politikern und Eltern wurde am 20. März 1972 die damalige Jugend- und Volksmusikschule Burscheid gegründet. Lemmen wurde mit 26 Jahren der jüngste Leiter einer Musikschule.
Und der Erfolg gab den Gründern Recht. Waren es im ersten Jahr noch 30 Lehrer, die 315 Jungen und Mädchen in rund 6000 Unterrichtsstunden (an zwei Tagen in der Woche) unterrichteten, sind es heute 31 Lehrer, die 360 Schüler in fast 8000 Unterrichtstunden rund um die Uhr an 20 verschiedenen Instrumenten unterweisen.
Doch damals wie heute ist das fehlende Geld das größte Problem der Musikschule. Denn Bernhard Lemmen und Geschäftsführerin Heidi vom Stein möchten dringend Musiktheorie anbieten. "Viel Zeit vergeht beim Unterricht allein damit, den Kindern zum Beispiel Noten beizubringen, sagt Lemmen.
Das kostet zusätzliche Zeit beim Lernen; dabei möchte man doch den Jungen und Mädchen kürzere Wege zu ersten Lernerfolgen ermöglichen. Doch der angedachte kostenlose Unterricht in Musiktheorie scheitert bisher an den finanziellen Möglichkeiten: Etwa 6000 bis 7000 Euro veranschlagen Leiter und Geschäftsführerin für die Einrichtung der Kurse.
Und noch ein finanzielles Problem trübt die Feierlichkeiten am 29. und 30. Juni zum 30-jährigen Bestehen: Zwar will man an beiden Tagen ein großes Musikfest ausrichten, doch auf eine richtige Festschrift wird verzichtet. Stattdessen ist eine kleine Jubiläums-CD (Bernhard Lemmen: "Eine Ton-Festschrift") geplant.
Fände sich hierfür ein Sponsor, der die voraussichtlichen Produktionskosten in Höhe von rund 2000 Euro übernehmen würde, könnte in Zusammenarbeit mit dem Megaphon eine größere Auflage geplant und vor allem ein niedrigerer Verkaufspreis erreicht werden.
Doch all die finanziellen Nöte fechten die Jungen, Mädchen und ihre Lehrer an ihrem Jubelwochenende nicht an. Der Samstag beginnt um 15 Uhr auf dem Schulhof des Pädagogischem Zentrums der Montanusschule. Natürlich steht hier die Musik im Vordergrund, selbst die "Domstädter" aus Köln haben ihr Kommen mit Dudelsack zugesagt.
Daneben gibt es Spiele und einen Kinderflohmarkt. Der Sonntag beginnt um 12 Uhr mit einer ökumenischen Andacht unter freiem Himmel auf dem Schulgelände. Danach werden die Lehrer der Musikschule ihr Können bei einem Jazz-Frühschoppen zum Besten geben.
Westdeutsche Zeitung
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