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Gerhard Mantel. Foto: HfMDK Frankfurt
Gerhard Mantel. Foto: HfMDK Frankfurt
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Einleuchtende Anregungen, reflektiertes Tun

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Zum Tod des bedeutenden Violoncello-Pädagogen und Autors Gerhard Mantel
Publikationsdatum
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Seine Lebensreise ging von Karlsruhe, seinem Geburtsort, über Bergen in Norwegen und Köln, wo er als Solo-Cellist wirkte, nach Frankfurt. Dorthin folgte Gerhard Mantel 1973 dem Ruf auf eine Professur an der Musikhochschule. Generationen von jungen Cellisten hat er hier auf ihren Weg gebracht und sich als Fachbereichsleiter und zeitweiser Prorektor zugleich rege an der Hochschulpolitik beteiligt.

Weltweit war er nebenbei konzertierend als Solist und Kammermusiker unterwegs, nahm sich Zeit für Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen. Glücklich schätzen durfte sich, wer bei seinen zusätzlichen Meisterkursen zwischen Los Angeles und Seoul, Salzburg und Ostfriesland einen Platz fand. Er gab weiter, was er selbst bei seinen Lehrern und Mentoren, in Heidelberg bei August Eichhorn, in Paris bei Pierre Fournier, Paul Tortelier, André Navarra, Pablo Casals und in Saarbrücken bei Maurice Gendron, gelernt, erfahren und verarbeitet hat, resümiert um eigene Erfahrungen und Erkenntnisse aus Unterricht und Jurytätigkeit. 

Neben dem Praktiker – als Komponist hinterließ er 25 Duettüden – bewies sich Gerhard Mantel als Denker, der sein Tun reflektierte. Und da er die Nöte seiner unterrichtenden und konzertierenden Kollegen kannte, legte er seine Gedanken schriftlich nieder. Einleuchtend und hilfreich all seine Anregungen und Rezepte für Instrumentalisten: „Cellotechnik“, „Intonations-Spielräume der Streicher“,  oder Aufrufe wie „Cello üben“, „Cello mit Spaß“, „Mut zum Lampenfieber“, oder einfach der Interpretationsweg vom Notentext zum Klang. Das sind zugleich Titel und Themen seiner einschlägigen viel gefragten Buchveröffentlichungen (bei Schott) und weiterer Fachartikel. 

Er ging noch weiter, strebte eine „Vertiefung praktizierter und die Entwicklung neuer Lehr- und Lernprinzipien“ an, gründete dazu ein Forschungsinstitut für Instrumental- und Gesangspädagogik und erhob instrumentalmethodische Grundlagenforschung als Conditio für berufsorientierte Ausbildung junger Musiker. Dieses nun weiterzuführen ist gleichsam sein Vermächtnis, jetzt nachdem er, Ehrenpräsident der deutschen Sektion der ESTA, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz, im Alter von 82 Jahren in Frankfurt die Augen schloss. 

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