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Eliteschmiede ohne musikalische Bildung

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Die Ludwig-Maximilians-Universität München löst den Lehrstuhl Musikpädagogik auf
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Wir kennen sie gut, die Lippenbekenntnisse von den Kulturministern, die über den Verfall der allseitigen Bildung an unseren Schulen klagen. In der Praxis sieht es dann immer ganz anders aus. Lehrpläne werden in diesen Fächern besonders gern gekürzt und man beruft sich auf den Anforderungsdruck der zentralen Fächer.

Hierher passt auch die Meldung, dass die Universitätsleitung der LMU München offenbar schon 2004 beschlossen hat, den Lehrstuhl für Musikpädagogik aufzulösen und die Ausbildung an die Musikhochschule abzuschieben. Das wurde nach immer wieder beruhigenden Zusagen nun am 9. Juli 2008 (!) der Lehrstuhlleitung förmlich mitgeteilt, freilich ohne den Betroffenen ein Mitspracherecht einzuräumen. Die Sache ist auf höherer Ebene längst abgehakt, man hatte bislang aber auch vermieden, die Musikhochschule von ihrem „neuen Glück“ zu unterrichten.

Nun ist die Musikpädagogik gegenwärtig sinnfällig eingebettet. In einem Brief der Studentenvertretung an den Bayerischen Elternverband wird dies besonders hervorgehoben: „In der Leopoldstraße 13, dem momentanen Standort des Lehrstuhls, sind wir mit Grund-, Haupt- und Sonderschulpädagogik sowie allgemeiner Pädagogik und Psychologie unter einem Dach und im ständigen direkten Austausch. Lehrstuhlübergreifende Seminare und musikdidaktische Angebote für Studierende anderer Fächer erweitern die pädagogischen Handlungsspielräume aller Beteiligten. Die Separierung des Faches Musikpädagogik von der pädagogischen Ausbildung und ein drastischer Abbau auch in anderen Bereichen der Lehrerbildung an der LMU widerspricht vollkommen der von der Universitätsleitung angestrebten Kompetenzbündelung und der in der Öffentlichkeit lautstark geforderten Verbesserung der Lehrerausbildung.“

Der jetzige Plan sieht vor, dass die Magisterausbildung zum Musikpädagogen an der LMU in spätestens fünf Jahren auslaufen soll, neue Studenten werden hier nicht mehr angenommen. Eine Planung des Studiums ist kaum mehr möglich, auch der Lehrapparat wurde in den letzten Jahren ausgetrocknet, eine neue, dringend benötigte Assistentenstelle ist noch nicht bewilligt, ein Vorlesungsverzeichnis ist auf dieser Basis kaum zu erstellen. Seit der Erkrankung des Lehrstuhlinhabers Prof. Eckhard Nolte vor zwei Jahren arbeitet man hier an der Grenze der Belastbarkeit. Mit der nun anstehenden Streichung seiner Professorenstelle fällt für die verbliebenen Lehrbeauftragten zusätzlich Arbeit an.

Es sind schlimme Zustände, die offensichtlich darauf zielen, dass durch Austrocknung und Überbelastung das Widerstandspotenzial der Unterrichtenden und der Studenten zusammenbricht. Ein kontinuierliches Studium – also ein Studium, das die pro Semester anfallenden Studiengebühren zumindest teilweise rechtfertigen würde – ist kaum mehr möglich. Eine innovative Lehrerbildung, die gerade in Fächern wie Musik vordringlich erscheint, ist in den Grundlagen gefährdet.

All dies sind Anzeichen für eine Neuformierung der Eliteuniversität LMU. Sie soll einem relativ eng gefassten Begriff von Forschung dienen, die ästhetischen Bereiche werden gestrichen und ausgelagert, die Ausbildung von Kräften, die jungen Menschen ein breites Spektrum von Kultur vermitteln können (und Kultur ist ein Grundrecht), wird minimiert. Aber eine Eliteuniversität muss sich sagen lassen: Jede Elite, die diesen Namen verdient (so fragwürdig er in manchen Facetten auch erscheint), hatte vor allem auch Kultur. Der Druck des Marktes kehrt diesen Aspekt unter den Tisch.

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