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Studierende im Messe-Gespräch. Foto: Ruth-Iris Frey-Samlowski
Studierende im Messe-Gespräch. Foto: Ruth-Iris Frey-Samlowski
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Erst denken, dann losrennen

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Eine Exkursion zur Frankfurter Musikmesse als Projekt für Studierende
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Musikgeschäfte drohen aus Kostengründen langsam zu verschwinden. Die übrig gebliebenen unter ihnen reduzieren drastisch ihre Auswahl an vorrätigem Unterrichtsmaterial. Regional kann Unterrichtsmaterial häufig nur noch per Internet oder per Fernbestellung über den Großhandel bezogen werden. Da ist die Musikmesse Frankfurt unbestritten eine Pflichtveranstaltung für Musikstudenten, aber auch für Instrumentalpädagogen und Schulmusiker. Wo sonst gibt es für Musikstudenten ein vollständigeres Angebot, einen besseren Überblick über den Markt an Unterrichtsmaterial? Wo sonst erfahren sie, was sich aus Mangel an Qualität nicht zu kaufen lohnt? Und wo gibt es mehr wichtige und nützliche Informationen für das Studium, spätere Berufsfelder und den Aufbau einer eigenen Gebrauchsbibliothek für Studium und Beruf?

Aber wer weist den Studenten einen Weg durch den Dschungel des Angebots? Wer lehrt sie gezieltes Suchen, Begutachten, Kennenlernen, Vergleichen und Bewerten von Noten, Büchern, Software und Instrumenten, wenn sie nicht mit Informationen erschlagen werden sollen? Wer lehrt sie, aus dem Schlendern genaues, planvolles, ebenso effizientes wie effektives Hinschauen zu entwickeln? Wie also muss der Messebesuch aussehen, der optimale Langzeitergebnisse bringt?

„Exkursion Musikmesse als Projekt“ ist eine kombinierte, bereits an verschiedenen Musikhochschulen durchgeführte Lehrveranstaltung. Sie bietet Studenten die Möglichkeit, einen Messebesuch als Projekt zu planen, durchzuführen und nachzubereiten. Im Rahmen der hauptfachübergreifenden Instrumental- und Gesangsdidaktik und Methodik wie auch der Schulmusik ist eine solche Exkursion mit Studierenden nachweislich eine wertvolle und zugleich lustvolle Erfahrung, von der sie für sich und auch für ihren späteren Unterricht mit ihren jungen Messebesuchern – den Schülern – sehr profitieren. Erst denken, dann losrennen! Zunächst gibt es eine Projektplanung, die – wie nützlich – nicht nur in gleicher Weise auf den alljährlichen Musikmessebesuch anzuwenden ist, sondern auch als Arbeitstechnik auf viele andere Projekte übertragen werden kann. So werden die Weichen für einen professionellen, erfolg- und ertragreichen Messebesuch und zukünftige andere Projekte gestellt:
Erst die Ziele, dann die Grob-, die Fein- und die Individualplanung und so weiter. Wie sieht denn nun eine solche Messeplanung aus? Im zeitigen Vorfeld während der Projektplanung finden die Studenten im Internet Messetage, Messeplan, Preise und Anfahrtsmöglichkeiten – die leichteste Übung. Die Entscheidung für die Fachbesuchertage ist dann die logische Konsequenz – Musikstudenten sind ja die zukünftigen Fachleute und eine Exkursion in dieser Art und Weise braucht die Atmosphäre der Fachbesuchertage. Die Anfahrt zur Messe ist nach der Entscheidung für das Verkehrsmittel und mit dem Wissen um die Öffnungszeiten einfach zu planen. Zusätzlich ist eine Liste der mitzunehmenden privaten Dinge sowie Studentenausweis und ähnliches – als Aufgabe im Strukturplan nicht vergessen – sehr wichtig. Treffpunkte zum Synchronisieren der Gruppe sind zu vereinbaren, und Handynummern von allen für alle als Kommunikationsmittel gehören auf die Notfallliste.

Komplizierter ist dann schon, zu Projektbeginn die zentrale Entscheidung für einige wenige Ziele mit der Fragestellung „Was will ich gesehen und erfahren haben?“ und die Entscheidung für zwei, drei Tagesschwerpunkte sowie für eine kleine Auswahl wichtiger Sachgebiete mit Prioritäten im Konsens zu fällen. Dies erleichtert und steuert gezielt die nachfolgende Planungsarbeit. Darin wird ein Aufgabenplan als systematischer Strukturplan (welche Aufgaben gehören dazu?) und ein grober Zeitrahmen (mit Pausen!) erstellt. Beides sollte den Studenten aus der Berufskunde schon bekannt sein. Nach diesem Raster suchen sie die notwendigen elektronischen Informationen zu Messeanbietern und Sortiment, nicht zu vergessen zu Podiumsdiskussionen, Präsentationen von Unterrichtsmaterialien und Instrumenten, Workshops, Preisverleihungen, und zum sonstigen pädagogischen Angebot und Konzerten heraus. Sie bewerten diese Informationen und passen den generellen Plan individuell an. Gespräche und Bewertungen sind wichtiger Bestandteil eines Messetages. Zur gezielten Vorbereitung ist es notwendig, die Stände, die Gesprächspartner und die Gesprächsinhalte und -struktur bereits jetzt zu erarbeiten. Vor Ort ist dazu keine Zeit, also heißt es ein Standardgespräch mit den wichtigsten Punkten auszuarbeiten und Stände sowie Gesprächspartner aus dem Internet herauszuarbeiten.

Nun geht es an die Aufteilung der geplanten Kontakte und die Absprache darüber in der Studentengruppe. Die Liste der allein oder in Grüppchen zu besuchenden Stände und die Aufstellung der zu besuchenden zeitgebundenen Veranstaltungen werden nach Prioritäten geordnet. Es folgt die Planung der Route (Zeit- und Wegeplan). Der Plan der Messehallen ist dabei für die Ortung der gesuchten Stände und die Planung einer effizienten Laufroute nützlich. So zeigt sich dann sehr bald, wie voll der Tag sein wird. Wird es notwendig sein, einen weiteren Tag anzufügen und zu planen, oder ist es besser, stattdessen Themen zu streichen? Gibt es genügend Zeit für Pausen vor Ort, für Gespräche und für Unvorhergesehenes? Es muss auch individueller Freiraum zum Schmökern, Schnuppern und für Besuche nach eigenem Interesse eingeplant sein. All das muss in den Zeitplan eingearbeitet sein, denn gerade eine so genaue Recherche und detaillierte Planung mit Zeitraster spart letztlich Zeit und erlaubt erfolgreiche Standbesuche.

Die Projektplanung ist abgeschlossen, die Exkursion geht los: Wir treffen uns am Eingang. Die Einzelrouten der Gruppe werden nach Plan abgearbeitet. Jetzt gewinnen die Kriterienkataloge aus der Allgemeinen Instrumentaldidaktik oder der Fachmethodik für die Bewertung von Instrumentalschulen oder anderem Literaturangebot eine neue, wichtige Bedeutung. Durch sie wird eine schnelle und qualifizierte Bewertung der Neuheiten der Verlage möglich. Vorträge, musikpädagogische Projekte und Präsentationen werden mit geschärftem pädagogischen Auge betrachtet und analysiert. Aber Achtung! Allein die Möglichkeit der Unternehmen und der Vortragenden, sich auf der Messe zu präsentieren, bürgt noch längst nicht für besondere Qualität. Die Studenten nehmen gut vorbereitet die Bewertungen selbst vor und machen Notizen – hier helfen die vorbereiteten Gesprächszettel.

Bereits auf der Rückfahrt oder zu Hause werden die Notizen vom Messerundgang aufgearbeitet. So wird zum Beispiel geeignete Literatur bestellt oder wenigstens für eine spätere Nutzung wieder auffindbar notiert, werden neue Ideen notiert und später ausgearbeitet und neue Kontakte mit Gesprächsnotizen protokolliert. Auch ein Mängelbericht kann die Effizienz eines nächsten solchen Projektes steigern, um nur einiges zur Nachbereitung zu erwähnen.

Im Plenum wird schließlich berichtet, bewertet und Projektbilanz gezogen: Haben wir die Projektziele erreicht und wie lässt sich diese erste Planung mit Zeitersparnis auf weitere Projekte transferieren? Ein erfolgreicher Musikmessebesuch, als Projekt und mit entsprechenden Schwerpunkten geplant, ist selbstverständlich mit arbeitsamer Vor- und Nachbereitung verbunden, er führt aber zu größerem Erfolg als ohne Planung und befriedigt obendrein individuelle, eigene Interessen. Müde Füße und das Schleppen von Prospekten gehören jedoch auch bei bester Planung dazu. „Wenige schreiben, wie ein Architekt baut, der zuvor seinen Plan entworfen und bis ins einzelne durchdacht hat; vielmehr die meisten nur so, wie man Domino spielt“, sagt Schopenhauer. Es soll auch jene geben, die Domino auf der Musikmesse spielen…

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