Studieren und Arbeiten an einer Hochschule für Musik, Theater und Tanz – ohne Angst, ohne zweideutige Nähe, ohne anzügliche, übergriffige Sprache und Körperlichkeit. Das sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht.
„Eindeutige Regeln, Klarheit im Umgang mit Nähe und Distanz, ein konsequentes Nein zu Machtmissbrauch und Diskriminierung im Hochschulalltag – das ist die Voraussetzung dafür, dass wir in Freiheit und auf Augenhöhe arbeiten, lernen, lehren, forschen, Kunst machen können. Diese Voraussetzungen sind nicht verhandelbar,“ so Prof. Elmar Fulda, Präsident der HfMDK.
Deshalb gibt es die Antidiskriminierungsrichtlinie der HfMDK. Deshalb gibt es Beratungsstellen und Beauftragte. Deshalb gibt es – neu und druckfrisch – ein praxisnahes und informatives Handbuch für den Hochschulalltag.
Prof. Silke Rüdinger und Prof. Florian Hölscher (Antidiskriminierungsbeauftragte), Prof. Stefanie Köhler (Vertrauensdozentin) sowie Prof. Dr. Thomas Schmidt und Dr. Marie Wokalek, die als HfMDK-Redaktionsteam das Handbuch initiiert und erarbeitet haben, sehen darin den Auftakt für eine aktive und fortlaufende Auseinandersetzung mit Grenzverletzungen, die an Kunsthochschulen vorkommen können.
Diskriminierung, Übergriffe, Gewalt. Das Handbuch zeigt Erscheinungsformen auf, vom sublim Angedeuteten bis physisch Ausgeführten. Es stellt Beratungsangebote und Beschwerdewege vor. Es macht deutlich: Wer Diskriminierung, Übergriffe oder Gewalt erlebt, hat Handlungsmöglichkeiten, kann aktiv werden und findet Gehör, Hilfe und Unterstützung.
Den Autor*innen ist es gelungen, sich dem komplexen Thema äußerst differenziert aus verschiedenen Perspektiven zu nähern. Vier Texte beleuchten die Themenbereiche: „Sexuelle Grenzverletzungen“, „Meister, Guru – und Täter? Zwischen Lehrverständnis und Übergriff“, „Kommunikation und Körperausdruck im Einzelunterricht“, „Macht und Verantwortung“. Dem Redaktionsteam war es ein großes Anliegen, durch eine bedachte Zusammenstellung des Handbuchs die Leser*innen zur Selbstreflexion anzuregen. Konkrete Fallbeispiele machen deutlich: Es gibt keine Grauzonen, keine Witze, die man doch „mal“ machen darf, Gesten, die nicht so „gemeint“ waren, Berührungen, die man eben „ertragen“ muss.
Denn Grauzonen, das sind häufig die Bereiche, in denen Täter*innen agieren, indem sie die eigene Perspektive mit der des Gegenübers gleichsetzen, Machtpositionen, Abhängigkeitsverhältnisse, Unsicherheit oder Unwissen ausnutzen und damit das Grundvertrauen zerstören, auf dem das System Hochschule aufbaut. Eine der wichtigsten Botschaften dieses Buches ist, so Elmar Fulda: „Wir tolerieren keine Diskriminierung, keine Übergriffe, keine Gewalt, egal von wem sie ausgeht. Denn angstfreie Kommunikation, Vertrauen in die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, die Gewissheit, dass sie Grenzen, die ich setze, respektieren – dies sind Voraussetzungen dafür, dass wir uns in den Künsten Musik, Tanz und Theater mit dem Menschsein in all seinen, auch extremen Ausformungen auseinandersetzen können.“
Interessierte Leser finden in dem Handbuch zu diesem Thema zahlreiche weiterführende Literaturhinweise. Das Handbuch soll künftig auch auf Englisch und in einer Online-Version auf der HfMDK-Website erscheinen.