Halle - Die Frankeschen Stiftungen wollen ihre kulturwissenschaftlichen Bestände aus Archiv und Bibliothek verstärkt digitalisieren. Im Rahmen der Digitalisierungsoffensive des Landes seien den Stiftungen nun Mittel für den Kauf eines Hochleistungsscanners zur Verfügung gestellt worden, teilte Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen, am Dienstag mit.
Damit könne im Studienzentrum die systematische Digitalisierung vorangetrieben werden. Besondere Aufmerksamkeit habe eine kürzlich im Rahmen eines solchen Erschließungsprojekts entdeckte, unscheinbare Notiz im Tagebuch des hallischen Missionars Johann Andreas Manitius (1707-1758)erregt, berichtete Müller-Bahlke. Sie machte insbesondere die Forschung zum Komponisten Georg Friedrich Händel hellhörig. Der Quellenfund wirft etwa zum «Prediger Hendel» oder seinem »Oratorium« von 1734 Fragen auf, die die Händelforschung bisher noch wenig im Blick hatte. «Das betrifft vor allem seine Kontakte zu jüdischen Personen, über die wir noch sehr wenig wissen», erklärte Konstanze Musketa, Leiterin der Forschung der Stiftung Händel-Haus.
Händel war nach Angaben der Stiftung nicht nur den verschiedensten christlichen Konfessionen gegenüber aufgeschlossen, sondern zeigte gerade bei seinen Oratorien eine Vorliebe für alttestamentliche Stoffe, für die jüdischen Wurzeln des Christentums.
Die Franckeschen Stiftungen gehen auf den evangelischen Pfarrer und Pietisten August Herrmann Francke aus Halle-Glaucha zurück. Er hatte die Stiftungen zunächst mit einem Waisenhaus im 17. Jahrhundert gegründet. Daraus entwickelte sich eine Schulstadt von europäischem Rang. Franckes Anliegen war es, Kindern unabhängig ihrer sozialen Herkunft die Chance auf Bildung zu geben.