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Musikschulen im Umkreis kaum Alternative für Freinsheimer - Einrichtungen in Grünstadt und Frankenthal haben wenig Platz - Bürgermeister sehen höhere VG-Umlage kritisch
"Es wäre schwierig, viele aufzunehmen", sagte der Leiter der Musikschule Leiningerland in Grünstadt, Richard Martin. Die rund 1200 Schüler an seinem von einem Verein geführten Institut könne er nicht überschreiten. Sicher gebe es für einige Instrumente noch "Vakanzen". Dies sei im Einzelfall zu prüfen. Zudem sind in Grünstadt für auswärtige Schüler "Strafzölle" fällig. Sie müssen 6,50 Euro mehr pro Monat bezahlen als einheimische. Ohnehin ist der Unterricht in Grünstadt teurer als in Freinsheim. Während hier 30 Minuten Einzelunterricht monatlich 48,50 Euro und 45 Minuten für eine Zweiergruppe 38,50 Euro kosten, sind in Grünstadt 49,50 beziehungsweise 42,50 Euro zu bezahlen. Die mögliche Schließung der Freinsheimer Einrichtung sieht Martin kritisch. Diese reiße eine weitere "Lücke in der Kulturlandschaft" des Landes. "Und das rächt sich über kurz oder lang", so der Musikschulleiter.
Auch die Frankenthaler Musikschule könnte nur für einige wenige der 350 Freinsheimer Schüler eine Alternative sein. Das Gros kommt mit 152 aus der Stadt Freinsheim - 83 Schüler sind aus Weisenheim am Sand und 60 aus Weisenheim am Berg. "Wir sind seit Jahren an der Obergrenze", meint der Leiter der Frankenthaler Musikschule, Hans-Jürgen Thoma, der höchstens "etwa ein Dutzend" Schüler aus der VG Freinsheim aufnehmen könne. Anders als in Grünstadt müssen Auswärtige in Frankenthal jedoch keine Aufschläge berappen. Die Preise sind denen in Freinsheim vergleichbar. Thoma, der von 1979 bis 1990 die Freinsheimer Musikschule leitete, spricht angesichts der drohenden Schließung von einem "Supergau". "Es gab immer schwierige Zeiten." Mit viel Fantasie habe man die jedoch stets meistern können.
Der Bürgermeister der VG Freinsheim, Wolfgang Quante, sieht nicht die Gefahr, dass Jugendliche, die ein Instrument lernen wollen, Ende des Jahres auf der Straße stehen. "Private Anbieter könnten diese Lücke schließen", meint er. Konkrete Pläne gebe es jedoch nicht. Von einer möglichen Umwandlung der Freinsheimer Musikschule in einen Verein verspricht er sich keine Rettung. "Das hilft auch nicht weiter, das bleibt ein Zuschussbetrieb", so Quante. Noch sei das Aus der Musikschule keine beschlossene Sache. "Hinter den Kulissen wird heftig diskutiert." Auch in einem Gespräch mit dem Landesverband deutscher Musikschulen am Montag, an dem auch die Fraktionsvorsitzenden des VG-Rats teilnehmen, soll weiter nach einer Lösung gesucht werden.
Der Leiter der Freinsheimer Musikschule, Dietmar Arnold, teilt den Optimismus Quantes nicht. Er glaubt nicht, dass der private Markt den hiesigen Bedarf an Musikunterricht abfedern kann. Ein Teil seiner Lehrer gebe jetzt schon private Stunden. "Viele Lehrer kommen aber von außerhalb, zum Teil sogar aus Darmstadt, Ludwigshafen oder Schifferstadt." Und für sie würde sich das nicht lohnen.
Mehr als lohnen würde es sich für viele Ortsbürgermeister jedoch, die Musikschule trotz der finanziell angespannten Situation in der VG zu halten. Stadtbürgermeister Klaus Bähr spricht von einer "frustrierenden" Situation. Er habe erst vor zehn Tagen von dem drohenden Aus erfahren. Er spricht sich dafür aus, sowohl die VG-Umlage als auch die Gebühren für den Musikschulunterricht zu erhöhen. Die Steigerung der Umlage um 1,7 Prozentpunkte - wie sie die Beschlussvorlage für die VG-Ratssitzung am 3. Juni zur Sanierung des VG-Etats vorsieht (wir berichteten am Samstag) - lehnt er in dieser Höhe jedoch ab. "Bedenken" die VG-Umlage anzuheben, hat auch der Dieter Fesser, Ortsbürgermeister von Weisenheim am Sand. "Schließlich pfeifen wir ja auch aus dem letzten Loch", verdeutlicht er die finanzielle Schieflage der Ortsgemeinden. Fesser plädiert für höhere Unterrichtsgebühren. "Das ist sicher nicht angenehm, aber besser als die eiskalte Schließung." Am runden Tisch - ähnlich dem wegen des geplanten Golfclubhauses - soll das Problem angegangen werden. Auch der Ortsbürgermeister von Weisenheim/Berg, Georg Blaul, erteilt einer VG-Umlagen-Erhöhung eine Absage. Viel eher würde er den Rotstift bei der Tourismusabgabe ansetzen. Edwin Schrank, Dackenheimer Ortschef, sieht in dem möglichen Ende der Musikschule zwar einen "schmerzhaften" und "sehr unpopulären" Einschnitt. Seine Hoffnung setzt er jedoch - wie Bürgermeister Quante - in privaten Musikunterricht. (dts)
Die Rheinpfalz http://www.ron.de/osform/cms_osmm?articleName=HERMES:20020522:2907744&t…