Die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz begeht ihr 200-jähriges Jubiläum. Sie feiert im Studienjahr 2016/17 mit einem umfassenden Programmreigen mit Gästen wie Alfred Brendel, Martin Kušej, Händl Klaus oder Sven Helbig. Ein besonderer Fokus wird auf die Aufarbeitung von NS-Zeit und kultureller Grenzlandpolitik gelegt.
Schon der Auftakt zum Jubiläumsprogramm der Kunstuniversität Graz war ungewöhnlich: Am 16. November 2016 gestalteten über 100 Akteurinnen und Akteure aus dem Haus eine Klaus-Lang-Uraufführung mit dem Titel „200 Jahre bewegte Luft“. Schauplatz war der Musikverein für Steiermark. Damit kehrte die Universität zwar nicht an den Ort, aber zu jener Institution zurück, wo die Geschichte des Hauses begann: 1816 wurde am Musikverein mit der Errichtung einer Singschule eine institutionalisierte Form der Musikausbildung initiiert, von der ausgehend sich die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz entwickelt hat. Sie ist damit die älteste heutige Musikuniversität der Musiknation Österreich.
Programm-Highlights im Monatstakt
Mit dem Jubiläumsprogramm wird in der Folge zwischen Begriffen wie Herkunft und Hinkunft ein Themenfeld vermessen, das ebenso auf die Entgrenzung der „klassischen“ Musiktradition fokussiert, wie auf mögliche Perspektiven für die Musik- und Theaterforschung der nächsten Jahrzehnte.
Am 7. Dezember 2016 ist Alfred Brendel, seit 1981 Ehrenmitglied der Kunstuniversität Graz, zu Gast im Rahmen der Reihe „Begegnungen“. Er liest aus seiner Lyrik und Prosa, musikalisch gestaltet wird der Abend von Adrian Brendel und Andrej Bielow (Professor für Violine an der Kunstuniversität Graz). Am 10. Jänner 2017 folgt eine zweite prominente „Begegnung“: Der Komponist Georg Friedrich Haas, ebenfalls Lehrender an der Kunstuniversität Graz, spricht mit dem Autor und Filmemacher (zuletzt „Kater“) Händl Klaus, Studierende interpretieren Werke von Georg Friedrich Haas. Ein weiterer prominenter Gast mit Verbindung zum Haus ist der Regisseur und Absolvent der Kunstuniversität Graz Martin Kušej, der „seine“ Universität am 2. Februar 2017 für ein künstlerisch umrahmtes Gespräch besucht. Hoher Besuch ist auch am 17. März 2017 angesagt, da werden die Kunstuniversität Graz und alle vier anderen Musikuniversitäten Österreichs die Proberäume und Bühnen mit ihrer Leistungsschau „take five“ bis spät in die Nacht hinein bespielen.
Die bahnbrechende Erweiterung des Instruments Orgel und seiner Literatur wird am 16. Mai 2017 beim Konzert „An Offer you can‘t refuse“ im Austausch mit Mafia-Mythen und Brass-Klängen hörbar gemacht. Spannend, verspricht auch die Diskussionsrunde am 8. Juni 2017 zu werden, für die der schillernde Musikproduzent Sven Helbig (unter anderem für die Pet Shop Boys, Rammstein, Snoop Dogg, Polarkreis 18 und das Fauré Quartett) gewonnen wurde. Und das traditionelle Sommertheater Ende Juni/Anfang Juli leitet im Jubiläumsjahr kein Geringerer als Regisseur Maxim Didenko – Shootingstar der russischen Theaterszene.
Rückblick auf NS-Zeit und Grenzlandpolitik
Thema wird auch die Geschichte des Hauses im Kontext der NS-Zeit sein. Die Kunstuniversität Graz begnügt sich dabei nicht mit der Aufarbeitung ihrer institutionellen und personellen Vergangenheit, der Wissenschaftler Boris v. Haken beforscht in diesem Kontext am Haus auch das Thema „Grenzlandpolitik“, das für beide Standorte – in Graz wie im burgenländischen Oberschützen – Relevanz hat und so einen regionalspezifischen Kontext bildet.
Weitere Informationen unter
www.kug.ac.at