Bayreuth - Mit einer Sonderausstellung will das Historische Museum in Bayreuth die Bedeutung des Komponisten und Pianisten Franz Liszt (1811 bis 1886) für die Stadt beleuchten. Die Schau zum 200. Geburtstag des Künstlers sollte am Dienstagabend im Beisein von Oberbürgermeister Michael Hohl (CSU) eröffnet werden und dauert bis zum 3. Oktober.
Die Zahl seiner Aufenthalte in Bayreuth ist überschaubar. Dennoch genießt der Komponist und Klaviervirtuose Franz Liszt in der Festspiel-Stadt noch heute einen besonderen Status. Denn der Schwiegersohn von Richard Wagner (1813 bis 1883) gilt als Förderer der Opernfestspiele, die ohne ihn wohl niemals zustande gekommen wären. Als der Weltenbummler am 31. Juli 1886 an einer Lungenentzündung starb, wurde er - seinem Willen entsprechend- in der Stadt beerdigt, in der er starb: Und das war Bayreuth. Zu seinem 200. Geburtstag am 22. Oktober widmet ihm das dortige Historische Museum nun die Sonderausstellung «Franz Liszt und Bayreuth» (29. Juni bis 3. Oktober), die am Dienstagabend eröffnet werden sollte.
«Liszt war insgesamt nur 15 Mal hier», erklärt Museumsleiterin Sylvia Habermann. Seine Aufenthalte dauerten meist nur wenige Tage, lediglich zweimal sei er länger geblieben.
Als der 1811 im damals noch ungarischen Raiding geborene Musiker im Oktober 1872 zum ersten Mal nach Bayreuth reiste, um seine Tochter Cosima zu besuchen, war er bereits 61 Jahre alt und damit nur zwei Jahre älter als sein Schwiegersohn Richard Wagner, den Cosima 1870 geheiratet hatte.
«Die Wagners haben versucht, Liszt für immer nach Bayreuth zu locken und ihn für die Festspiele einzuspannen, aber er wollte das nicht», erklärt Habermann nach intensivem Studium der Tagebücher von Cosima Wagner und zweier neu erschienener Liszt-Biographien.
«Liszt war ein mondäner Superstar»
Liszt sei ein Mann von Welt gewesen, erzählt sie. Er sei Zeit seines Lebens auf Reisen gewesen, meist mit der Bahn, mit der er jährlich mehrere Tausend Kilometer zurückgelegt habe. Häuslich niedergelassen habe er sich nur in Rom und Weimar. In Bayreuth, da ist sich die Museumsleiterin sicher, hätte er sich auf Dauer nicht wohlgefühlt. «Liszt war ein mondäner Superstar».
Anhand von Fotos, Postkarten, Briefen oder Zeitungsartikeln ermöglicht die Ausstellung auf etwa 100 Quadratmetern Fläche vor allem einen Einblick in Liszts späte Jahre. Sie zeigt, in welchem, heute nicht mehr existierenden Hotel (Hotel Reichsadler) er am liebsten wohnte, wenn er in Bayreuth war, in welcher Kirche (Katholische Schlosskirche) der stark religiöse und zum Abbé geweihte Künstler gerne betete und zur Messe ging und an welchem Ort (Eremitage) er sich am wohlsten fühlte.
Und sie zeigt auch ein Foto des einstöckigen Gebäudes neben Wagners Wohnaus «Villa Wahnfried», mit seinen roten, Efeu bewachsenen Backsteinwänden, in dem Liszt sich gerne im Erdgeschoss einmietete und in dem er auch starb. Seit 1993 ist dort das Liszt-Museum untergebracht.
Auch ein Stück Stadtgeschichte
Darüber hinaus verdeutlicht die Ausstellung anhand von Stadtansichten, wie sich Bayreuth zur Zeit Liszts veränderte und durch den Bau immer neuer Häuser von der kleinen markgräflichen Residenz zur Metropole heranwuchs. Dabei darf natürlich auch der Bezug zum Festspielhaus auf dem damals noch tatsächlich nur von Wiesen und Wäldern umgebenen «Grünen Hügel» nicht fehlen, dessen Richtfest 1873 einmal mehr einen Besuch Liszts mit sich brachte.
«Cosima Wagner hat die Berühmtheit ihres Vaters gerne für die Belange Wagners eingesetzt», beschreibt Habermann. Sie habe ihn beispielsweise auf Konzerten zugunsten der Festspiele spielen lassen und damit ein riesiges Publikum und somit Kapital angezogen.
Für Habermann steht aber fest, dass Liszt seinen Schwiegersohn nicht nur aus Liebe zu seiner Tochter unterstützte, sondern in erster Linie, weil er von dessen Werk überzeugt war. Umso unverständlicher erscheint es, dass Richard Wagner häufig verstimmt und schlecht gelaunt gewesen sein soll, wenn sein Förderer zu Besuch war. «Er war wohl immer etwas eifersüchtig auf seinen Schwiegervater», mutmaßt die Kunsthistorikerin.
Dass um Liszts Geburtstag trotz seiner seltenen Aufenthalte in Bayreuth nun so viel Aufsehens gemacht wird, hätte den Virtuosen wohl nicht gestört, glaubt Habermann. «Er hat sich ja selbst Zeit seines Lebens vermarktet», betont sie. «Ich denke, er hätte nichts dagegen gehabt».