Ein kleiner Song mit simpler Melodie und wechselnder gestischer Begleitung genügt Dr. Björn Tischler, externer Berater beim ersten Inklusions-Campus der MHL 2015, um eine Gruppe Studierender zu motivieren, begeistert mitzumachen. Mit einem Minimum an Erklärung entsteht ein Maximum an Aktivität, unabhängig von musikalischen Vorkenntnissen. Seine Anweisungen sind klar und direkt, sodass sich niemand ausgeschlossen fühlt. In diesem Sinne einfache Sprache ist eine Methode von Dr. Björn Tischler, Musik als Erlebnis zu organisieren.
Er nennt das „vorstrukturiertes Imitationslernen“. Alternativ oder ergänzend setzt er im Unterricht auch Tafelbilder, grafische Darstellungen und vor allem Geschichten ein: „Ich arbeite viel mit Geschichten, die eigentlich auch Bilder oder Handlungen sind. Geschichten sind näher am Erleben und nicht kognitiv geprägt.”
Dr. Björn Tischler, geboren 1946 in Itzehoe, studierte Lehramt (Französisch, Musik und Sonderpädagogik), war von 1975 bis 2010 musiktherapeutisch in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychatrie der Universität Kiel, als Studienleiter für Musik-Sonderpädagogik am IQSH und ist als Referent national und international tätig. Wesentliche Erfahrungen, die er für sein Inklusions-Konzept reflektierte, erwarb er, außer in Kiel, 1968 bis 1969 im Institut Médico-Pédagogique für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung in Süd-Frankreich, „wo ich die Möglichkeiten entdeckte, über das Medium Musik anfängliche Sprachbarrieren überbrücken und Beziehungen aufbauen zu können.”
Musik ist für Dr. Björn Tischler das am besten geeignete Medium für inklusiven Unterricht, wobei „weniger das Material als vielmehr die Methodik, Zielsetzung und Funktion der Musik eine entscheidende Rolle spielen”. Auf andere Fächer ist dieses Konzept nach seiner Meinung nur bedingt übertragbar, denn für ihn ist ein emotional-sozial geprägter „Unterricht mit allen Sinnen” optimal. Dann wäre eine Übertragbarkeit im Hinblick auf den Sekundarstufenbereich zu überprüfen. Um Inklusion im Schulalltag zu verankern, sollten „Wissenschaftler, Bildungspolitiker und vor allem praxiserfahrene Regelschullehrkräfte und Sonderpädagogen in ständigem Austausch sein. Denn nur in der Auseinandersetzung unterschiedlicher Sichtweisen lässt sich ein fundiertes Schulcurriculum erstellen.”