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Trägerverein beantragt wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz: St. Wendel. Das m u s s nicht das Ende der Kreismusikschule St. Wendel sein, kann es aber. Fest steht jedenfalls, dass in den kommenden drei Monaten ein Insolvenzverwalter das Sagen in der Bildungseinrichtung haben wird.
Denn die Mitgliederversammlung des Trägervereins "Kreismusikschule St. Wendel" hat mit acht Ja-, zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestimmt. Der Musikunterricht für die rund 900 Schülerinnen und Schüler kann indes weiter gehen. Zumindest in den nächsten drei Monaten. Denn im Verlaufe eines solchen Insolvenzverfahrens werden die Gehälter der 37 Lehrer vom Arbeitsamt bezahlt.In dieser Zeit wird der Insolvenzverwalter, der vom zuständigen Sulzbacher Amtsgericht eingesetzt wird, versuchen, die Sache doch noch irgendwie ins Lot zu bringen. Gelingt das, wird es weiterhin Unterricht in der Kreismusikschule St.Wendel geben. Gelingt es aber nicht, geht die Bildungseinrichtung flöten.
Bis zum Schluss reduzierte sich das Problem "Kreismusikschule" auf die Geldfrage. Der Kreistag hatte die Zuschüsse für die defizitäre Bildungseinrichtung in diesem Jahr auf rund 350000 Euro gedeckelt. Indessen waren zwölf der derzeit 37 Musiklehrer, die einst nach dem Bundesangestelltentarif bezahlt worden waren, vors Saarbrücker Arbeitsgericht gezogen. Sie hatten dort ihre geringere Vergütung nach Tarif des 2000 gegründeten Trägervereins beanstandet. Zwei der Musiklehrer hatten jetzt Recht bekommen, wollten aber auf selbiges nicht pochen. Gleichwohl hätte ein von ihnen vorgelegter Vergleichsvorschlag eine zusätzliche Finanzspritze nach sich gezogen. Und damit waren die Mitglieder des Trägervereins jetzt nicht einverstanden gewesen. "Die Lehrer wollten nur die Planbarkeit ihres weitern Lebens und Rechtssicherheit erlangen", begründete die Betriebsratsvorsitzende der Kreismusikschule Maria-Theresia Meier den Gang einiger ihrer Kollegen zum Kadi. Dem entgegnete die Oberthaler Bürgermeisterin Sigrid Morsch (CDU) während einer Pressekonferenz, die sich an die gestrige Sitzung des Trägervereins anschloss: "Mit den beiden nun gesprochenen Urteilen haben wir die Ebene der Vergleichsmöglichkeiten verlassen. Wir haben nichts, das wir geben könnten. Wir haben nichts zu verteilen, wir sind im Bereich eines Minus-Postens, den wir gegenüber den Bürgern zu verantworten haben." Hintergrund: Das Defizit der Musikschule, das sich mittlerweile um die 350000 Euro pro Jahr eingependelt hat, wird auf die Mitglieder des Trägervereins, dem auch die Stadt St. Wendel und die sieben Kreisgemeinden angehören, verteilt, muss also aus dem Steueraufkommen der ohnehin notorisch klammen Kommunen beglichen werden.
Gleichwohl hätten alle Mitglieder des Trägervereins "zu erkennen gegeben, dass sie die Kreismusikschule erhalten wollen, allerdings mit begrenzten Zuschüssen", betonte der St. Wendeler Landrat Franz Josef Schumann (CDU) während der Pressekonferenz. Der Verwaltungschef empfahl: "Deshalb sollte das Bemühen des Insolvenzverwalters von allen Beteiligten unterstützt werden." Das bekräftigte auch die Betriebsratsvorsitzende Meier. Sie nannte einige Einsparmöglichkeiten, die sie allerdings als ihre persönliche Sicht auf die Dinge gewertet wissen möchte. So sieht die Gesangslehrerin Einsparpotenzial bei den Verwaltungskosten, und sie denkt daran, die Unterrichtsentgelte um bis zu fünf Prozent zu erhöhen, was der Musikschule rund 22000 Euro im Jahr an zusätzlichen Einnahmen bringen würde. Meier könnte sich zudem vorstellen, mit dem Geld die Gehälter der Lehrer etwas aufzustocken, die nach dem Wechsel vom Bundesangestelltentarif zum Trägervereinstarif hatten Einkommenseinbußen von 25 bis 38 Prozent hinnehmen müssen.
Auch darüber wird der Insolvenzverwalter nachzudenken haben. Vielleicht gelingt es ihm ja, diesem oder jenem Beteiligten die Flötentöne beizubringen.
Saarbrücker Zeitung
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