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Ausblicke in die Moderne: Die Leiter der deutsch-französischen Ensemble­akademie Fredrik Schwenk und Henry Fourès zusammen mit ihrem Mitbegründer Reinhard Flender. Foto: Patricia Gläfcke
Ausblicke in die Moderne: Die Leiter der deutsch-französischen Ensemble­akademie Fredrik Schwenk und Henry Fourès zusammen mit ihrem Mitbegründer Reinhard Flender. Foto: Patricia Gläfcke
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Interkulturelle Begegnung mit Improvisation

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Deutsch-französische Ensembleakademie auch im zehnten Jahr erfolgreich
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„Man kann sich keinen besseren Ort dafür vorstellen.“ Pauline Renk studiert Geige in Hamburg, und sie kennt sich aus in der Chartreuse in Villeneuve-lez-Avignon. Schon zum zweiten Mal nimmt sie an Opus XXI teil. Die eindrucksvolle Kulisse des mittelalterlichen Klosters an der Rhone und der provençalische Sommer tragen ihren Teil zum einmaligen Charakter dieser Ensembleakademie bei. Zehn Tage lang leben und arbeiten hier 30 ausgewählte Teilnehmer zusammen, wohnen in den alten Mönchszellen, improvisieren und musizieren gemeinsam. Dadurch entsteht fast von selbst eine intensive Arbeitsatmosphäre.

Bereits im zehnten Jahr haben sich auch im August diesen Jahres wieder Studierende mit Dozentinnen und Dozenten aus Frankreich und Deutschland getroffen, um Ensemblewerke des 20. und 21. Jahrhunderts zu erarbeiten. Gegründet wurde die Akademie für Neue Kammermusik 2001 unter dem Namen „Jeunesse Moderne“, unter anderem auf Initiative der Jeunesses Musicales Deutschland. Seit 2007 ist sie mittlerweile eine Kooperation zwischen dem Conservatoire National supérieur de Musique et de Danse in Lyon (CNSMD) und der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg (HfMT) und heißt – in Bezug auf Schönbergs Schlüsselwerk „Pierrot lunaire“, das die Opuszahl 21 trägt – Opus XXI. Nach wie vor findet Opus XXI im Wechsel in Deutschland und in Frankreich statt, und auch das Ziel hat sich nicht geändert: jungen Musikerinnen und Musikern aus beiden Ländern, fast ausnahmslos Studierenden der beiden Hochschulen, eine intensive Erfahrung mit Neuer Musik auf höchstem Niveau zu ermöglichen.

Für jede Arbeitsphase wird ein spezialisiertes Team von Neue-Musik-erfahrenen Dozentinnen und Dozenten aus Frankreich und Deutschland gebildet; in den zehn Tagen gemeinsamen Arbeitens gehen sie mit den Studierenden so weit ins künstlerische Detail wie es im Studienalltag sonst kaum möglich ist. Interkulturelle Erfahrungen mit unterschiedlichen musikalischen und pädagogischen Ansätzen gehören zum Programm. Verschiedene Systeme der instrumentalen Technik, wie etwa bei den Klarinetten, sind da nur ein Problem unter vielen. Fredrik Schwenk, Kompositionsprofessor aus Hamburg und einer der künstlerischen Leiter der Akademie, sieht gerade darin eine eigene Qualität: „Wir haben hier eine Situation, in der sich die unterschiedlichen Mentalitäten mischen müssen, und wir haben ja auch die Ensembles so zusammengestellt, dass französische und deutsche Studenten aufeinander- treffen und ihre ästhetischen und philosophischen Gegensätze hier austragen. Das geht nicht immer reibungslos, aber es kommt am Ende zu einem Ergebnis, das die unterschiedlichen Ästhetiken zu einer gemeinsamen zusammenführt.“

Von Anfang an eine wichtige Rolle im Konzept spielte die Improvisation – sie kommt auch in den öffentlichen Konzerten auf die Bühne und ist für viele Teilnehmer eine neue Erfahrung, weil sie im Studienbetrieb eher selten vorkommt. „Die Improvisation ist auch eine Möglichkeit, innerlich den Weg zueinanderzufinden, Referenzen zu entdecken, und mit gemeinsamen Referenzen teilt man dann auch die Art und Weise, Musik zu denken. Das prägt eine Gruppe, das bringt eine ganz besondere Energie.“ So sieht es Jean Marc Foltz, der seit 2002 als Dozent für Holzbläser und Improvisation dabei ist. Die für alle obligatorischen Improvisationskurse sind somit auch eine wichtige Vorbereitung für die einstudierten Kammermusikwerke.

Schon die beiden Gründerväter Henry Fourès, damals Präsident des CNSMD, und Reinhard Flender, Professor an der HfMT, legten besonderen Wert auf die enge Verbindung von Komposition und Interpretation. So konnten der Tradition entsprechend auch 2010 Kompositionsaufträge an zwei Absolventen der Partnerhochschulen vergeben werden. Die beiden Komponisten Karl Naegelen (Lyon) und Ioannis Papadopoulos (Hamburg) waren während der gesamten Arbeitsphase anwesend und erarbeiteten ihre Werke in unmittelbarem Kontakt mit den Musikern. Davon profitieren beide Seiten, denn auch die Komponisten lernen in der Kommunikation mit den Instrumentalisten. Erst wenn ein Werk diesen Praxistest bestanden hat, ist es wirklich im Musikleben angekommen.

Unter den in der Chartreuse anwesenden Komponisten waren auch zwei alte Bekannte anzutreffen: Vincent-Raphaël Carinola und Sascha Lino Lemke hatten bereits 2001 und 2005 Auftragswerke für Opus XXI geschrieben. Als Dank für ihre erneute Einladung haben beide der Akademie neue Kompositionen geschenkt – Nummer 25 und 26 der seit 2001 entstandenen neuen Werke, die dem Projekt ihre Existenz verdanken. Im großen Abschlusskonzert am 29. August waren also immerhin vier Uraufführungen zu hören. Daneben standen Improvisationen und Werke etablierter Komponisten wie Toru Takemitsu, Giacinto Scelsi oder Manfred Trojahn. Allen Aufführungen gemeinsam war das hohe interpretatorische Niveau; dies ist umso bemerkenswerter, als sich die Mitglieder der Ensembles hier fast alle zum ersten Mal getroffen haben.   

Nach dem großen Erfolg des Gastkonzerts im vergangenen Jahr in Strasbourg wurden die Teilnehmer von Opus XXI auch in diesem Jahr eingeladen, sich am 29. September beim Festival Musica Strasbourg, einem der bedeutendsten internationalen Festivals für zeitgenössische Musik, zu präsentieren. Zudem wird das Abschlusskonzert am 5. Oktober – dann mit vier deutschen Erstaufführungen – in Hamburg wiederholt.

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