Bereits in den 60er-Jahren hat die Vorgängerinstitution der heutigen Konservatorium Wien Privatuniversität einen Jazzbereich eingerichtet, internationales Ansehen erlangte der Studiengang in den letzten Jahren durch spannend programmierte Konzertabende mit hochkarätigen Gästen wie Jim McNeely, Bert Joris, Bob Mintzer und zuletzt Bill Holman.
Als eine der ersten Musiklehranstalten Europas hat das damalige Konservatorium der Stadt Wien im Jahr 1968 einen eigenen Ausbildungsschwerpunkt im Bereich Jazz eingerichtet. Im Mittelpunkt des Studiums stehen bis heute die Ausbildung zum Solisten und die gleichzeitige Schulung künstlerisch-kommunikativer Fähigkeiten für das Ensemblespiel, auf welches im Studienalltag besonderes Gewicht gelegt wird. Das Ausbildungsangebot umfasst derzeit neben den Instrumentalstudien — Klavier, Bass, Trompete, Posaune, Saxophon, Schlagzeug, Gitarre — auch ein Jazz-Gesangsstudium sowie Jazz-Komposition und Arrangement. „Wir sind eine spezifisch akustische Abteilung und ich versuche den klassischen, modernen Jazz auf einer extrem hohen Qualitätsebene zu vermitteln“, so Roman Schwaller über seine Ambition als Studiengangsleiter.
Hochkarätige Gäste
Bei öffentlichen Konzerten und Sessions erhalten die Studierenden die Möglichkeit, Auftrittserfahrung zu sammeln und sich gezielt auf die Anforderungen des Berufslebens vorzubereiten. Eine wunderbare Ergänzung zum Unterrichtsalltag ist das dichte Angebot an Masterclasses während des gesamten Studienjahres. Ein besonderes Highlight stellt das mittlerweile zur Tradition gewordene Dezemberkonzert des kons.wien.jazzorchestras dar, bei dem ein prominenter Musiker mit den Studierenden ein gemeinsam ausgearbeitetes Konzertprogramm auf der Bühne im Porgy & Bess spielt. Die Musik wird über zwei Semester erarbeitet, bevor die Gäste das Zepter für eine Woche übernehmen. Nach Jim McNeely, Mathias Rüegg, Bert Joris und Bob Mintzer durfte zuletzt der Grammy-Preisträger Bill Holman begrüßt werden. Der Besuch des mittlerweile 87-Jährigen war ein herausragender Höhepunkt im bisherigen Schaffen der Big Band der Konservatorium Wien Privatuniversität. Das Ergebnis dieser Konzert-abende wird auch auf CD festgehalten. Gastmusiker Holman zeigte sich auf dem dazugehörigen Booklet angetan von der Zusammenarbeit mit den jungen MusikerInnen: „Bei unserer ersten Probe war ich begeistert und erstaunt, auf welch hohem Niveau die Musiker spielten. Während der Woche konnte ich lediglich Tempo- und Phrasierungsvorschläge machen. [...] die Band spielte mit höchster Präzision, Temperament und Musikalität. Bravo [...].“
„Wenn solche herausragenden Größen aus der Szene für eine Woche an die Uni kommen, ist das ein Wahnsinns-Input, den die Studierenden nie vergessen“, ist Roman Schwaller überzeugt. Daher steht auch der nächste Gast schon fest: Im Dezember 2015 wird der deutsche Pianist, Komponist und Arrangeur Joe Haider ein Programm aus dem Jahr 1974 mit Kompositionen und Arrangements von ihm und seinem damaligen Co-Leader Slide Hampton vorstellen. Dass derartige Projekte eine wichtige Substanz in der Ausbildung der jungen Jazzmusiker darstellen ist unumstritten, in den letzten Jahren konnte der „kleine, aber feine Studiengang“ dadurch sein Renommee auch international steigern, was sich ebenso in der Qualität bei den jährlichen Zulassungsprüfungen niederschlägt. Neben der wertvollen Erfahrung mit internationalen Größen zu arbeiten, möchte Schwaller den Studierenden vor allem eines mitgeben: „Wer Jazz spielen gelernt hat, hat sich ein umfangreiches, handwerkliches Wissen angeeignet, das für alle anderen Stilrichtungen, die mit harmonischer Struktur und Timing zu tun haben, extrem hilfreich ist. Die jungen MusikerInnen sollen ein Rüstzeug mitnehmen, das ihnen später — egal welche Stilistik, Band oder Orchesterstelle sie wählen — von Nutzen ist.“
kons.jazz.festival
Bereits zum vierten Mal in Folge zeigt der Studiengang im Rahmen des kons.jazz.festivals an fünf aufeinanderfolgenden Abenden, was er alles zu bieten hat. Auf dem Programm stehen Bachelorkonzerte, öffentliche Masterprüfungen sowie Beiträge aller Ensembles und dem Jazz-Choir. Ein Höhepunkt ist wie immer die kons.bigbang.night, bei der sich die zwei Big Bands der Universität präsentieren. Das Festival findet von 22. bis 26. Juni im Wiener Jazz & Music Club Porgy & Bess statt.