Es war der 50. Todestag Mozarts, als sich vor 175 Jahren „musikbegeisterte und engagierte Bürger der Salzburger Oberschicht mit Unterstützung des damaligen Fürsterzbischofs Friedrich von Schwarzenberg“ zur Gründung des Mozarteums zusammenfanden. Die Pflege der anspruchsvollen Kirchenmusik sollte im Mittelpunkt stehen, und da in der Kirche (noch heute) die Männer dominieren, waren 1841 auch die ersten Statuten des zuständigen Dom-Musik-Vereins entsprechend formuliert: „…eine Anstalt, in welcher Zöglinge des männlichen Geschlechts im Gesange, in der Deklamation, auf Instrumenten, im praktischen Generalbasse, und im Tonsatze ausgebildet werden sollen. Wenn es die Kräfte des Vereins und sonstigen Verhältnisse gestatten, so wird sich der Verein auch angelegen seyn lassen, den Unterricht am Mozarteum auch auf das weibliche Geschlecht, jedoch jedenfalls abgesondert, auszudehnen.“
Vier Jahrzehnte später hatte sich das Salzburger Mozarteum als qualitätsvolle Ausbildungsstätte etabliert. Die Presse urteilte wohlwollend: „Wer Gelegenheit hatte, den beiden vorangegangenen öffentlichen Prüfungen dieses Instituts anzuwohnen, der konnte sich sofort die Überzeugung verschaffen, dass die neue Musikschule den in sie gesetzten Erwartungen nicht nur entsprochen, sondern dieselben noch weit übertroffen hat.“ (Salzburger Volksblatt, Juli 1881). Das Fächerangebot wurde breiter, doch die Regeln blieben dem Zeitgeist entsprechend streng. Aus der Disziplinarordnung des Mozarteums im Studienjahr 1910/11: „Das öffentliche Auftreten der Schüler außer der Schule ist nur mit schriftlicher Bewilligung der Direktion gestattet. Das Spielen bei Bällen, Tanzunterhaltungen und Musikproduktionen, die tief in die Nacht hinein währen, ist unter allen Umständen untersagt.“
Kriegszeiten: Nähmaschinen statt Klaviere
1922 konnte das Mozarteum aufgrund der schwierigen Finanzsituation nach dem Ersten Weltkrieg nur durch die Verstaatlichung gerettet werden. Redner im Österreichischen Nationalrat schilderten die Notlage des Mozarteums und die traurigen materiellen Verhältnisse der Lehrer, „deren Gehalte vielfach so niedrig seien, dass ein Monatsgehalt kaum den Gegenwert für ein Paar Schuhe darstelle“. Im Zweiten Weltkrieg waren die Lehrerschaft, das Verwaltungspersonal und die Studierenden entweder zur Wehrmacht oder zum Arbeitsdienst eingezogen. Der Unterricht musste eingestellt werden. Danach beherbergte das Gebäude zunächst eine Bekleidungsfirma, später die Gauwirtschaftskammer. Ein Teil der Studentinnen fand einen Arbeitsplatz in gewohnter Umgebung: Die Mädchen besuchten im letzten „Schuljahr“ der NS-Zeit weiterhin das Mozarteum, nur saßen sie nicht mehr an den Klavieren, sondern an den Nähmaschinen eines kriegswichtigen Textilbetriebs.
Unmittelbar nach Kriegsende verwandelten die Amerikaner den Großen Konzertsaal des Mozarteums zunächst in ein Kino und quartierten ihre Feldpost im Schulgebäude ein. Doch bereits am 8. Oktober 1945 konnte das Mozarteum als erste österreichische Hochschule die Pforten wieder öffnen und in weiterer Folge bis in die Jetztzeit als Kunstuniversität von internationalem Ruf wachsen und gedeihen. Auch der anfangs zögerliche Umgang mit dem weiblichen Geschlecht ist längst Geschichte. Heute sind die Damen sogar deutlich in der Überzahl und machen aktuell 62 Prozent der Studierenden aus.
Das Studienjahr 2016/17 steht mit mehreren Veranstaltungen im Zeichen des Jubiläums „175 Jahre Mozarteum“. Den Auftakt machte die im Oktober eröffnete Dauerausstellung „Entfaltung – Die Geschichte der Universität Mozarteum“, die historischen Stationen und prägenden Persönlichkeiten gewidmet ist und täglich von 10 bis 20 Uhr im Foyer der Universität Mozarteum Salzburg (Mirabellplatz 1) besucht werden kann. Zu den nächsten Highlights im Jubiläumsjahr zählen das Neujahrskonzert der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg am 6. Januar 2017 im Großen Festspielhaus sowie die Oper „Eugen Onegin“, die von 25. bis 28. Januar 2017 täglich im Großen Studio der Universität Mozarteum Salzburg aufgeführt wird.
Infos: www.uni-mozarteum.at