Seit Anfang 2022 beherbergt die Hochschule für Musik Trossingen ein neues Projekt am Puls der Zeit, welches Musik, innovative Technologie und kreative Praxis miteinander verbindet. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte interdisziplinäre Projekt „Künstliche Intelligenz Service und Systeme” (KISS) in Kooperation mit der Hochschule Furtwangen (HFU) wird vom Team der HfM Trossingen unter der Leitung von Prof. Florian Käppler und in aktiver Zusammenarbeit mit dem Landeszentrum MUSIK-DESIGN-PERFORMANCE entwickelt.
Für die Laufzeit von vier Jahren wird die HfM Trossingen als einzige deutsche Musikhochschule im Rahmen des Bund-Länder-Programms zur Künstlichen Intelligenz (KI) gefördert. Auf der Basis der seit zwölf Jahren bestehenden erfolgreichen Kooperation im Bachelor Studiengang Musikdesign können HFU und HfM die Zusammenarbeit nun auf einen der ganz großen Zukunftsbereiche erweitern. Der Schwerpunkt musikbezogener Anwendung von KI-Technologien trägt zu einem größeren Projektrahmen bei, indem die Anwendungsbereiche Cognitive Robotics, Smart Production, Autonome Systeme und Smart Health Technologies sinnvolle Erweiterungen zur Integration von KI in akademische Lernkontexte bieten.
Neben den weitergehenden Bemühungen um den Aufbau eines hochschulübergreifenden Kompetenzzentrums mit innovativen Lehrformaten zur Anwendung von KI ist das primäre Ziel des Teams der HfM Trossingen die Entwicklung des ersten europäischen (wenn nicht weltweiten!) Masterstudienschwerpunkts im Bereich Musikdesign mit Schwerpunkt KI. Sowohl in diesem neuen interdisziplinären Studienschwerpunkt als auch in weiteren bereits bestehenden Studienangeboten der HfM werden KI-Inhalte im Bereich Music Tools (u.a. Komposition, Musiktheorie, Übeassistenten), Mensch-Maschine-Musik (u.a. Inklusion und Teilhabe), UI/UX Soundsysteme, Musikpädagogik und Musikwissenschaft reflektiert und vermittelt. Ziel sind die künstlerischen Techniken und Praktiken in der Klang- und Partiturerzeugung.
KI wird im Sinne eines Werkzeugs bzw. zur Erweiterung des künstlerischen Ausdrucks auf verschiedenen Anwendungsfeldern eingesetzt und erforscht. Hierzu gehört die Entwicklung neuer Kompositionsmethoden, die Klassifizierung von Klängen oder die Erzeugung neuer Klangeigenschaften. Auch die musikspezifische Erforschung von KI als persönliche Assistenz ist enthalten; im Sinne einer Demokratisierung von Kunst können auch für Menschen mit Behinderung die individuellen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten enorm erweitert werden. Nicht zuletzt bietet der Einsatz KI-gestützter Modelle und Werkzeuge Möglichkeiten für die Verbesserung der Lehre – insbesondere in der Gehörbildung und Musiklehre – oder die objektive Bewertung künstlerischer Darbietungen und Interpretationen.
Da die Auseinandersetzung mit KI sowohl forschungs- als auch praxisorientiert sein wird, wurde ein KI-Labor (Doppel-Überseecontainer am Standort DIE HALLE in Schwenningen Hammerstatt) eingerichtet und mit entsprechendem Equipment zur Erstellung, Aufzeichnung und Wiedergabe von Audio und Video ausgestattet. Das KI-Labor ist als offener, kollaborativer Raum konzipiert, in dem Studierende beider Partnerinstitutionen musikalisch-ästhetische Experimente mit KI durchführen und präsentieren können. Für künstlerisch spannende Projekte wird die Anschaffung eines Full Body Tracking Anzugs sorgen, der sich für interdisziplinäre Performances und die Auslotung neuer Klanginteraktionsmöglichkeiten, aber auch für Bewegungsstudien im Kontext der Instrumentaldidaktik eignet.