Mit den zwei Studiengängen „Digitale Kommunikation in der Musik- und Entertainmentindustrie“ und „Kulturjournalismus“ (in Kooperation mit der Theaterakademie August Everding) entstehen am Institut für Kulturmanagement und Medien der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) zwei neue Master-Studiengänge, die für Musiker*innen, aber auch für alle Kulturbegeisterten interessante Möglichkeiten bieten. Die Studiengangsleitungen Prof. Dorte Lena Eilers und Prof. Dr. Nicolas Ruth über die neuen Ausbildungsangebote.
Warum entstehen an unserer Hochschule in München gerade zwei neue Master-Studiengänge, die sich beide mit Fragen der Kommunikation beschäftigen?
Eilers: Kommunikation ist ja zunächst ein Oberbegriff für ein Feld, das sich in viele Teilsysteme gliedert. Journalismus ist eines dieser Teilsysteme, das in demokratisch verfassten Ländern mit einem gesellschaftlichen Auftrag verbunden ist, Stichwort »vierte Gewalt«, und einen Ort schafft, an dem sich fundierte und vielstimmige Meinungen bilden können. Das ist heute in Zeiten von Fakenews und gezielter Desinformation wichtiger denn je, auch in Kunst und Kultur. Gleichzeitig haben sich durch die Digitalisierung der vergangenen Jahrzehnte die Medien und damit einhergehend unser Nutzungs- und Kommunikationsverhalten extrem verändert. Es gibt heute zusätzlich zu den linearen Medien wie Fernsehen, Radio und Print eine unglaubliche Diversität an Kanälen, an nicht-linearen, digitalen Angeboten. Demnach hat der Kulturjournalismus heute die Chance, sich neu zu erfinden, sein Themenspektrum weit über die reine Kunstkritik hinaus zu verbreitern und innovative Wege im Digitalen zu gehen – das wollen wir in München tun.
Ruth: Das Neudenken von Medien und das Entstehen von immer neuen digitalen Kommunikationskanälen ist auch für den Master-Studiengang Digitale Kommunikation der wesentliche Ausgangspunkt. Wir denken Kommunikation dabei stärker von innen: Alle, die Musik oder Kultur schaffen, ein Kreativ-Unternehmen gründen wollen oder in einem Kulturbetrieb tätig sind, kommunizieren. Manche wollen oder müssen sich vermarkten, andere wollen ihre Kunst, ihr Schaffen, ihre Ideen darstellen. Zentrale Fragen sind dabei: Was bedeuten entstehende Plattformen für mein Kommunikationsanliegen? Wie kann ich meine Inhalte im digitalen Bereich so kommunizieren, dass ich möglichst viele Menschen gezielt erreiche? Dabei geht es uns nicht nur um Medienproduktion. Wir wollen Marketing-, PR- und Managementaspekte einbeziehen, neue und zukünftige Technologien evaluieren und einsetzen sowie die aktuelle Rezeptions- und Nutzungsforschung in den Blick nehmen.
An wen richten sich die neuen Studienangebote?
Ruth: Wir möchten ein breites Feld ansprechen. Musiker*innen, Komponist*innen und andere künstlerisch Tätige sind ebenso willkommen wie Personen aus musikaffinen Studiengängen oder mit einem kommunikations- oder medienwissenschaftlichen Hintergrund. Der Fokus des Studiengangs liegt auf Inhalten der gesamten Musik- und Entertainmentbranche.
Eilers: Auch der Studiengang Kulturjournalismus soll Interessierte aus verschiedenen Disziplinen ansprechen. Er setzt natürlich eine große Leidenschaft für Kunst und Kultur und gern auch erste Erfahrungen im Journalismus voraus, ist dabei aber offen für Interessierte aus geisteswissenschaftlichen Fächern wie Musik-, Theater- oder Kulturwissenschaften, künstlerischen Studiengängen und auch für kulturbegeisterte Quereinsteiger*innen.
Was erwartet die Studierenden dann?
Ruth: Wir bieten einen kompletten Ritt durch die Einführung in die Medienproduktion, Texten für digitale Plattformen, Online-Distribution, operatives Management, aber auch Medienforschung und -statistik, Wahrnehmungsforschung, Grundlagen und Geschichte von Kommunikation und Marketing sowie Einführungen in neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Blockchains oder Internet of Things. Daneben möchten wir unseren Studierenden die Möglichkeit geben, Praktika zu absolvieren oder am Cultural Entrepreneurship Lab des Masters Kultur- und Musikmanagement am Institut für Kulturmanagement und Medien teilzunehmen und so unternehmerische Initiativen fördern. Wir hoffen auch, dass unsere Studierenden von Angeboten des Wavelab, des Gründungszentrums der Hochschule, profitieren können. Gleichzeitig vernetzen wir uns mit vielen Unternehmen in der Musik- und Entertainmentbranche vom Gaming über Streaming-Dienste bis hin zu Virtual Reality.
Eilers: Unser Studiengang wird im deutschsprachigen Raum der einzige Ort sein, der explizit für den Kulturjournalismus ausbildet. Das Curriculum ruht in der Verbindung von Kulturjournalismus, Technologiekompetenz und Innovation auf drei zentralen Säulen: Wir werden uns intensiv und analytisch mit Ereignissen, handelnden Personen und Strukturen der Kunst- und Kulturszene auseinandersetzen, journalistische Arbeitstechniken mit besonderem Schwerpunkt auf digitale Medien vermitteln und gänzlich neue mediale Formate entwickeln. Klassische Kunstkritik bis hin zum Debattenfeuilleton wird somit ebenso eine Rolle spielen wie der Umgang mit verschiedenen digitalen Kommunikationsformen. Gleichzeitig streben auch wir die Vernetzung mit den Studiengängen Digitale Kommunikation, Kultur- und Musikmanagement sowie dem Cultural Entrepreneurship Lab an. Wir vernetzen uns schon jetzt mit den großen Medien wie etwa der ZEIT, dem BR oder dem ZDF. Vielerorts stehen Pensionierungswellen an, gleichzeitig werden Entwicklungsredaktionen aufgebaut, die Nachwuchskräfte brauchen.
Ruth: Dabei geht es in beiden Studiengängen immer um Reflexion. Digitale Ethik, Umweltbewusstsein, Umgang mit Daten, auch in Bezug auf Gleichberechtigung, Datenschutz und weitere Themen werden eine wichtige Rolle spielen.
Eilers: Auch für die kulturjournalistische Berichterstattung sind dies zentrale Themen. Was bedeutet Digitalisierung als Kulturtechnik? Wo sollte die Gesellschaft vielleicht gegensteuern? Aktuelle Entwicklungen werden immer auch kritisch hinterfragt. Digitalisierung verändert unser Verhalten, aber auch die Kunst an sich – was gleichzeitig extrem spannend ist.
Was heißt das in Zeiten der Digitalisierung konkret?
Ruth: Das berührt beispielsweise eines meiner Forschungsgebiete: die gezielte Produktion für Plattformen und die Auswirkungen auf die Künste. Der Bezahlmechanismus von Spotify etwa greift nach 30 Sekunden. Der Trend vor diesem Hintergrund: Musikstücke werden immer kürzer. Und welche Auswirkungen haben Instagram-Stories mit einer Länge von 15 Sekunden auf die Medienproduktion? Hier gibt es viel zu erforschen …
Eilers: … und mit der Öffentlichkeit lustvoll und neugierig zu diskutieren. Das wollen wir mit unseren Studierenden tun. Für mich ist Kulturjournalismus letztlich ein Modus des Denkens. Ein Denken, das ständig in Bewegung ist, Verknüpfungen herstellt, Widersprüche aushält und daraus produktive Debatten kreiert, die der*die Kulturjournalist*in mit der Öffentlichkeit diskutiert. In welchem anderen Feld hat man schon die Chance, innerhalb einer Woche mit einer KI-Forscherin über die neueste Ausstellung im Museum Brandhorst, mit einem Bühnenbildstudierenden über Recycling im Theater und einer Soziologin über Klassismus im Kulturbetrieb zu debattieren?
Ruth: Deswegen ist es auch so schön, dass beide Studiengänge – genau wie der Master-Studiengang Kultur- und Musikmanagement, den es bereits über zehn Jahre an der HMTM gibt – an einer Hochschule für Musik und Theater angesiedelt sind, wo täglich Kunst und Kultur entsteht. Unsere Studierenden können das erleben und gleichzeitig ihre Perspektive in Beziehung zu Künstler*innen setzen.
Die neuen Master-Studiengänge:
Digitale Kommunikation in der Musik- und Entertainmentindustrie
Abschluss: Master of Arts
Regelstudienzeit: 4 Semester
Studienbeginn: zum Wintersemester,
erster Jahrgang ab Oktober 2022
Nächste Bewerbung möglich bis:
15. Juni 2023Kulturjournalismus
Abschluss: Master of Arts
Regelstudienzeit: 4 Semester
Studienbeginn: zum Wintersemester,
erster Jahrgang ab Oktober 2023
Nächste Bewerbung möglich bis:
31. Mai 2023