Welch Hoffen und Bangen zugleich war wohl mit der Vorbereitung und Durchführung der ersten Dresdner Meisterkurse Musik im Jahr 2013 verbunden. Ein Vorhaben von solch einer Größe ist dem Anfahren eines Frachtschiffes von tausenden Tonnen Gewicht aus dem Stand heraus vergleichbar. Es braucht Unmengen Kraft und letzten Endes viel Geschick, die Fahrt und den Kurs beizubehalten. Hat man die Ladung erfolgreich ans Ziel gebracht, stellt sich natürlich sofort die Frage, ob man die Fahrt ein zweites, drittes, viertes und weiteres Mal machen sollte, um daraus ein Unternehmen – oder wie im Fall der DMM – eine Reihe zu machen. Nun sind wir schon im dritten Jahr und, um bei dem Bild zu bleiben, die Fracht ist immer größer geworden.
Die in der Präambel zu den ersten DMM im Jahr 2013 gestellten Fragen, wie „Warum soll der Geiger nicht auch eine Jazz-Improvisation spielen“ oder „Warum soll die Pianistin nicht ihre Haltung vom Musikermediziner untersuchen lassen“ und vieles andere mehr haben heute noch genau die gleiche Gültigkeit und ziehen sich als Credo durch die Dresdner Meisterkurse Musik hindurch.
Mein Meisterkurs, der sich der Freien Improvisation widmet, hat gezeigt, dass sich Musik interdisziplinär und international vernetzen kann. Junge Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Kontinenten und Sprachräumen kommunizieren im nonverbalen Raum auf der Basis von freier musikalischer Rede und Gegenrede und lernen dabei mit ihren Instrumenten psychosoziale Konflikte zu lösen.
Mit der Einbeziehung eines Kurses für Freie Improvisation erweitern die DMM ihr Anliegen, Musik als umfassendes Phänomen bei der Vernetzung von Menschen aus unterschiedlichen Kultur- und Sprachräumen zu nutzen.
Der „Frachter DMM“ hat eine wertvolle Ladung an Bord. 2015 werden hoffentlich wieder viele Musikerinnen und Musiker sowie Musikinteressierte daran teilhaben.
Prof. Günter Sommer, Leiter des Meisterkurses Freie Improvisation