Krystoffer Dreps ist seit 2015 am Fachbereich Musikhochschule an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Lehrkraft für besondere Aufgaben tätig, darunter die Vermittlung zwischen den Fachabteilungen Klassik und Pop.
Herr Dreps, die Rolle als Vermittler ist Ihnen nicht fremd. Sie kam Ihnen sicher auch zugute beim 2019 gegründeten Kooperationsprojekt HORIZONS zwischen der Musikhochschule im brasilianischen Belo Horizonte und Münster. Worum ging es?
Darum, künstlerische Ausdrucksformen neu miteinander zu verbinden. Grenzüberschreitend. Und mit dem Blick über den je eigenen Tellerrand hinaus. Ganz konkret kamen in unserer fünftägigen Arbeitsphase im Oktober 2021 Bewegung, Bild und Klang zusammen, wobei es von vornherein nicht so sehr um „Ergebnisse“ ging, sondern um die Prozesse als solche. Das Projekt lief coronabedingt über Zoom. Ich habe Samples als Input angeboten, vier studentische Kleingruppen in Brasilien haben daraus Ideen entwickelt, wobei die Gruppen mit insgesamt rund 20 TeilnehmerInnen sehr heterogen zusammengesetzt waren. Cello, Percussion, computergestützte Komposition, Videobearbeitung, Tanz - hier trafen sich Menschen, die sonst auf ihrem „Spezialgebiet“ unterwegs sind und eigentlich eher selten Berührungspunkte haben.
HORIZONS geht weiter?
Das ist so geplant, ja. Wir wollen eine Plattform schaffen für künstlerischen Austausch, für das Miteinander verschiedener musikalischer Stile und den langfristigen Ausbau und die Vertiefung unserer Beziehungen.
Dieses spartenübergreifende Engagement ist auch typisch für das interdisziplinäre Format „FreiSpiel“, das vor zwei Jahren gestartet ist …
Ja, genau. Als Musikhochschule an einer Universität haben wir die große Chance und beste Voraussetzungen, mit anderen Fachbereichen der Uni jenseits der Musik zusammen zu arbeiten und zu erfahren, was das Musikstudium mit seinen Nebenfächern verbindet oder sich mit universitärer Forschung zu beschäftigen, die auf den ersten Blick erst einmal ganz außermusikalisch zu sein scheint.
Musik und Physik zum Beispiel! Die Wahl, die von den Studierenden persönlich getroffen wird, ist offen…
... und deren Kreativität überlassen. Wir als Betreuer-Team von FreiSpiel stellen die notwendigen Kontakte her. Die konkreten Inhalte dieser Zusammenarbeit bestimmen dann die Studierenden selbst. Da ist deren gedankliche Flexibilität gefragt! Auch deren Selbstständigkeit.
Was durchaus auch auf den möglichen beruflichen Alltag vorbereitet, der ja nicht unbedingt und immer in der Existenz als typischerweise festangestellte OrchestermusikerIn endet.
So ist es. Im Idealfall entwickeln die Studierenden ihr je eigenes Profil, machen Nischen ausfindig, die berufliche Perspektiven eröffnen.
Aller guten Dinge sind drei: seit einem Jahr gibt es das INTER_Ensemble ...
Auch mit diesem neuen Ensemble versuchen wir den Bereich der klassischen Musik mit dem der Popularmusik in all seinen Facetten zu verbinden. Diesem deutsch-französischen Klangkörper geht es bewusst um die Entwicklung eines eigenständigen Repertoires und er profitiert von professionellen Studioräumlichkeiten in der Nähe von Carcassonne, den „Limusic Residential Studios“ in Limoux, die technisch und infrastrukturell perfekt ausgestattet sind. Die Universitäten Münster und Toulouse sind hier die Kooperationspartner. Und vielleicht gelingt es uns, auch die Partner aus Brasilien mit einzubinden. Das wäre ein Wunsch für die Zukunft.