In einer Pressemitteilung kritisiert der Landesmusikrat Berlin die Fernsehshow „Wetten dass...?“, die mit einer absurden Stadtwette aufwartete und damit den Bemühungen um eine Nachhaltigkeit musikalischer Bildung - nicht nur in Berlin - schadet. "Wer spielt den Flohwalzer am schnellsten? Was als Unterhaltungsgag in der letzten Ausgabe von „Wetten dass...?“ in Szene gesetzt wurde, untergräbt die jahrelangen Bemühungen von verschiedenen Institutionen und Verbänden in Berlin und auch Deutschland, den Stellenwert und die erforderliche Qualität musikalischer Bildung endlich fester im öffentlichen Bewusstsein zu verankern."
In seiner Samstagabend-Show hatte Gottschalk bei einer so genannten Stadtwette nach Kindern gesucht, die den bekannten Flohwalzer schneller spielen können, als die herausfordernde Kandidatin Pauline. Ein absurder Schnelligkeitsrausch, der mit gutem Klavierspiel oder sinnvollem, weil die persönliche Entwicklung förderndem Musizieren nichts zu tun hat.
Christian Höppner, Präsident des Landesmusikrates Berlin nahm zu der Sendung bereits in einem Interview für die Berliner Zeitung Stellung: „Schnell zu spielen ist kein Ausweis von Talent. Bei allem Verständnis für den Unterhaltungscharakter einer Show sollte Thomas Gottschalk gerade vor dem Hintergrund der Qualitätsdiskussion um das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht in die Mottenkiste längst überholter Qualitätsvorstellungen greifen. Vielleicht sollte Herr Gottschalk selbst einmal Klavierunterricht nehmen, um zu erfahren, worauf es beim Musizieren eigentlich ankommt. Mit seiner Sendung ist Herr Gottschalk ein exzellenter Multiplikator von Botschaften und es ist ein Jammer, dass er diese Chance nicht genutzt hat. Er hat jetzt eine Bringschuld gegenüber unserer Stadt, das Thema in einer seiner nächsten Sendungen in anderer Art und Weise aufzuarbeiten und etwas über die Situation der musikalischen Bildung zu sagen.
Die nämlich sieht schlimm aus: 6 000 Kinder stehen in Berlin auf den Wartelisten der Musikschulen. Der Bedarf ist allerdings noch viel höher, weil sich viele Eltern gar nicht mehr trauen, ihre Kinder an einer Musikschule anzumelden. An den Berliner allgemein bildenden Schulen fallen bis zu 80 Prozent des Musikunterrichts aus, weil auch hier die Kürzungen greifen und Musiklehrer fehlen.“
Landesmusikrat Berlin, 11.11.2008