Lehrende als Lernende

„Als Lehrende sind wir immer auch Lernende. Eine kontinuierliche Fortbildung und die Reflektion unseres eigenen Lehrkonzepts sollten eine Selbstverständlichkeit für uns Lehrende sein“, erklärt Prof. Dr. Sonja Stibi, Vizepräsidentin für Lehrentwicklung, Diversität und Forschung an der HMTM. Aufgrund dieses Selbstverständnisses liegt ein Schwerpunkt im aktuellen Hochschulvertrag auf der Lehrentwicklung. Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe Lehrentwicklung, dem Gleichstellungsteam und anderen Beratungsstellen sowie einer Referentin und dem Career Center konzipiert Sonja Stibi ein breites Fortbildungsprogramm, insbesondere für die Lehrenden der HMTM.

Fortbildungsprogramm in fünf Themenblöcken

Das Angebot an der HMTM basiert auf fünf Themenblöcken: Im Themenblock „Kunstbezogene Hochschuldidaktik“ steht die Lehr- und Lern-Kultur im Zentrum. Hier werden zum Beispiel Workshops zum Thema Feedback, Kommunikation im Unterricht oder Verhalten in Prüfungen angeboten. Der zweite Bereich „Kunst, KI und Digitalität“ vermittelt Kompetenzen im Umgang mit KI und digitalen Tools und bringt Entwicklungen zu digitalen Lehrformaten mit ein. Unter dem Titel „Safe & Brave Spaces“ sind Fortbildungen und Workshops zu Sensibilisierung und Prävention gegen Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt, aber auch Angebote zu Themenfeldern wie Diversität und Antidiskriminierung zusammengefasst. Im vierten Themenblock „Empowerment“ geht es vor allem um Kommunikation und Gesprächsführung, aber auch darum, eigene Grenzen deutlich machen zu können sowie um Coachingangebote für einzelne Lehrende, für Gruppen oder ganze Institute. Unter dem Titel „Onboarding / How to HMTM“ versammeln sich schließlich Angebote für neue Beschäftigte, etwa der Willkommenstag. Das Fortbildungsprogramm kann von allen Hochschulangehörigen in den unterschiedlichsten Formaten wahrgenommen werden, ob als kurzes Online-Angebot, individuelles Coaching oder halbtägigen Workshop.

Lebenslanges Lernen als Verantwortung

Die HMTM versteht Fortbildung für Lehrende und Beschäftigte als zentrale Aufgabe der Hochschule und gleichzeitig als Verantwortung jedes einzelnen Hochschulmitglieds. Nicht zuletzt aufgrund der im April 2024 veröffentlichten Ergebnisse der Studie „Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt an der HMTM“ entwickelt die HMTM daher für alle Mitarbeitenden und Lehrenden, die neu an die Hochschule kommen, ein verpflichtendes Fortbildungsprogramm. Für bestimmte Bereiche oder auch einzelne Lehrpersonen kann die Hochschulleitung darüber hinaus Fortbildungen anordnen, wenn dies erforderlich ist. Gleichzeitig können ganze Institute oder auch einzelne Studiengänge Bedarfe äußern und eingeben, die dann in konkrete und individuell zugeschnittene Fortbildungsangebote umgesetzt werden. Zentral ist die Selbstverantwortung von Lehrenden, die Prof. Dr. Sonja Stibi stärken möchte: „Man hat nie ausgelernt. Die Welt entwickelt sich weiter – und mit ihr unsere Studierenden. Auch Kunst und Wissenschaft verändern sich ständig. Somit sind wir als Lehrende gefordert, unser Unterrichten, unsere methodisch-didaktischen Ansätze stetig weiterzuentwickeln und unsere künstlerischen und wissenschaftlichen Positionen zu reflektieren.
Dafür brauchen wir Fortbildungsangebote auf ganz unterschiedlichen Ebenen, auch als Forum für kollegialen Austausch.“

Kollegialer Austausch am Tag der Lehre

Dem Wunsch nach Reflektion und Austausch kommt die HMTM mit dem „Tag der Lehre“ nach. Ziel dieses Tages ist es, sich fokussiert mit einem Thema aus der Lehre auseinanderzusetzen, Good Practices und neue und innovative Lehrkonzepte im Rahmen von Workshops vorzustellen und darüber in Austausch zu kommen. Im Oktober 2024 wird der Tag der Lehre zum zweiten Mal stattfinden, diesmal unter dem Motto „Gute Lehre an Musikhochschulen – wie wir eigenverantwortliches, nachhaltiges Lernen fördern“. Modelle künstlerischer Lehre bilden den Kern, um einen Diskurs über Qualitätskriterien kunstbezogener Lehre anzustoßen. Der erste Tag der Lehre im letzten Jahr stellte Modelle zum Teamteaching innerhalb der Hochschule vor.

Angebote im Netzwerk: Musikhochschule 4.0

Beim Aufbau ihres Fortbildungsprogramms profitiert die HMTM von Angeboten des Netzwerks 4.0 der Musikhochschulen. Seit August 2021 arbeitet das Netzwerk 4.0 mit Sitz an der Hochschule für Musik Detmold und gefördert durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre an verschiedenen strategischen Feldern. Dabei werden regelmäßig für alle Lehrenden der teilnehmenden Musikhochschulen, darunter auch die HMTM, Fortbildungen angeboten, die einzeln oder als Zertifikatskurs absolviert werden können. Beim Zertifikatskurs geht es darum, die vielfältigen Aufgaben von Lehrenden an Musikhochschulen systematisch zu schulen. Das umfasst Themenbereiche wie „Lehren und Lernen“, „Prüfen“, „Beraten und Begleiten“ sowie „Reflexion und Feedback“. Als Querschnittsthemen ergänzen „Digitalisierung“ und „Diversitätssensible Lehre“ das inhaltliche Spektrum. 

Offen für alle Hochschulangehörigen

Auch wenn der Schwerpunkt des Fortbildungsprogrammes aktuell auf Angeboten für die Lehre liegt, wird ebenso der Bereich Personalentwicklung für die Hochschulverwaltung ausgebaut, genauso wie Angebote für Studierende (insbesondere über das Career Center). Einige Angebote sind explizit für alle Hochschulangehörigen offen, einige sehr spezifisch nur für eine bestimmte Zielgruppe. Das Fortbildungsangebot wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln, denn es ist ein wichtiger Baustein für einen Kulturwandel, von dem alle Hochschulangehörigen jetzt und in Zukunft profitieren können.

Auswahl aus dem Fortbildungsangebot der HMTM:

• KI-Snacks: Hochschullehre mit KI, Wissenschaftliches Arbeiten & KI
• Expand Your Teaching: Creating Spaces of trust, and exploration for and with your students
• Prüfen und Bewerten – diskriminierungs-sensibel und wertschätzend
• Lehrer*in – Mentor*in – Coach: Von Künstler*innen zu Lehrenden
• Kollegiale Beratung und Lehrcoachings
• #detect the unknown: Diversität in der Kunst Raum geben
• Methoden künstlerischer Forschung
• #freesolo – Improvisationsworkshop mit dem STEGREIF.Orchester
• WEN-DO Selbstverteidigung für Frauen
• Supervision des internen Netzwerks der Vertrauenspersonen
• Unconscious Bias – Eigene Vorurteile im Hochschulkontext erkennen und reflektieren
• Safe & Brave Spaces: Sensibilisierung für Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt

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