Mannheim - Seit Monaten läuft die Debatte um die Zukunft der fünf Musikhochschulen im Land. Zuletzt war es auf fünf Symposien vor allem um fachliche Fragen gegangen. Am Montag will Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) in Stuttgart eine erste Bilanz zur Weiterentwicklung der Häuser vorstellen.
Die ursprünglichen Pläne ihres Hauses sahen vor, jährlich vier bis fünf Millionen Euro einzusparen und 500 Studienplätze zu streichen. Das löste eine Protestwelle im Land aus. Die Rektoren der Musikhochschulen wollen wissen, wie es weitergeht, um inhaltlich planen zu können. Sie halten es für unrealistisch, dass die Ministerin weiter an der Summe festhält. Aus ihrer Sicht müssten sie genauso behandelt werden wie die anderen Hochschulen - für diese wurden die Mittel aufgestockt.
Im Streit um Einsparungen an den Musikhochschulen lassen die Rektoren nicht locker. Musikhochschulen müssten ebenfalls von der neuen Vereinbarung zur Hochschulfinanzierung profitieren, sagte der neue Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz der Musikhochschulen, Rudolf Meister, der Nachrichtenagentur dpa. Diese sieht vor, dass die verlässliche Finanzierungsbasis der Hochschulen jährlich um drei Prozent angehoben wird. «Diese drei Prozent brauchen wir auch», sagte Meister. Er gehe davon aus, dass es keine Kürzungen an den Musikhochschulen geben werde.
Die Debatte um die Zukunft der Musikhochschulen läuft seit vergangenem Sommer. Ausgelöst wurde sie von einem Konzept des Wissenschaftsministeriums, das durch Kürzungen an den fünf Häusern im Südwesten vier bis fünf Millionen Euro jährlich einsparen wollte. Wegen massiver Gegenwehr der Einrichtungen und der Musikszene zog Bauer das Konzept zurück. Aus Meisters Sicht ist die Millionensumme vom Tisch. «Ich gehe fest davon aus, dass die Musikhochschulen gleich behandelt werden wie die anderen Hochschulen.» Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) habe versprochen, es werde kein «Sonderopfer» der Musikhochschulen geben.
Auf fünf einberufenen Zukunftskonferenzen war es zuvor vor allem um inhaltliche Fragen gegangen. «Die Fachkonferenzen haben viele wichtige und gute Anregungen ergeben und Veränderungsbedarfe aufgezeigt, die wir weiterverfolgen werden», erklärte Bauer.
Meister sagte: «Solange die finanziellen Fragen nicht geklärt sind, kann man auch die inhaltlichen Fragen nicht abschließend klären. Tolle Inhalte brauchen Geld.» Eine Qualitätsverbesserung bei gleichzeitiger Einsparung sei nicht möglich. «Die Debatte ist noch nicht zu Ende und wird es auch am 17. November nicht sein.» Auch neue Proteste schloss er nicht aus - für den Fall, dass es bei der Finanzfrage «große Schwierigkeiten» gebe.
Der Rektor der Musikhochschule Freiburg, Rüdiger Nolte, hält die Zahl ebenfalls für unrealistisch. «In einer Zeit, in der das Land die Finanzmittel für die Hochschulen erhöht, kann man die Musikhochschulen nicht derart schlechter stellen», sagte er. Die Häuser hätten auch auf den Zukunftskonferenzen bewiesen, dass sie mit Geld gut wirtschafteten. Die Debatte der vergangenen Monate mache sich positiv bemerkbar. «Der Ministerin ist es gelungen, die anfangs hochemotionale Auseinandersetzung zu einer sachlichen Angelegenheit zu formen.»
Der Karlsruher Musikhochschulrektor gab mit Blick auf die ursprünglich geplanten Millioneneinsparungen zu bedenken: «Eine solche Maßnahme würde alle baden-württembergischen Musikhochschulen marginalisieren.» Seine Kollegin aus Trossingen (Kreis Tuttlingen), Elisabeth Gutjahr, erklärte: «Aus unserer Sicht hat sich ein Perspektivwechsel vollzogen. Die öffentliche Diskussion hat deutlich gemacht, welch hohen Stellenwert das Kulturgut Musik in Baden-Württemberg besitzt.»
Die Rektorin der Stuttgarter Musikhochschule, Regula Rapp, betonte: «Wir können nicht sparen, es geht nicht.» Die Häuser stünden im internationalen Wettbewerb. «Ich bilde doch nicht für Stuttgart aus, sondern für die Orchester der ganzen Welt.»