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Hochkarätiger Partner des Frankfurter MA-Studiengangs: die hr-Bigband. Foto: Oliver Leicht
Hochkarätiger Partner des Frankfurter MA-Studiengangs: die hr-Bigband. Foto: Oliver Leicht
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Mit einem Jazzklangkörper auf Tuchfühlung

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Zum neuen Masterstudiengang „Bigband – Spielen, Schreiben, Leiten“ an der Frankfurter Musikhochschule
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In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Diskussionen, wie viele Studiengänge im Musikbereich sinnvoll sind und wie viele Absolvierende überhaupt eine realistische Chance haben, ein Einkommen zu erwirtschaften, von dem sie und ihre Familien leben können. Zum Wintersemester 2022/23 startet nun an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main ein neuer Masterstudiengang „Bigband – Spielen, Schreiben, Leiten“.

Dabei stellt sich fast zwangsläufig die Frage, wie sinnvoll ein neuer Studiengang vor diesem Hintergrund ist. Gerade im Hinblick auf die Arbeits- und Lebensbedingungen nach dem Abschluss, scheint dieser Studiengang jedoch besonders interessant zu sein. Im Gegensatz zu anderen Studiengängen ist er durch die Zusammenarbeit mit der hr-Bigband sehr praxisorientiert angelegt.

Zur Entstehung dieses Konzeptes erklärt Prof. Abelein: „Es war eine Koinzidenz von zwei Impulsen. Zum einen kam von der hr-Bigband die Idee, die erste Orchesterakademie für Bigbands zu gründen. Sie sollte nach dem Vorbild der klassischen Sinfonieorchester als eine Ausbildungsschmiede mit jungen Leuten entstehen, die in Orchestern mitspielen. Fast zeitgleich gab es an der Musikhochschule einen Leitungswechsel. Der neue Präsident Elmar Fulda hatte sich die Ausbildungslandschaft angeschaut, nach einem Alleinstellungsmerkmal für die Hochschule gesucht und diese Lücke gefunden.“ Aus diesem Keim entwickelte sich in den letzten zwei Jahren der neue Mas­terstudiengang, in dem die Studierenden zwischen den drei Schwerpunkten Spielen, Schreiben und Leiten auswählen können. Auch wenn alle Teilbereiche von allen belegt werden, ist die Gewichtung dennoch eine andere. Entsprechend den Schwerpunkten gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, sich für diesen Studiengang zu qualifizieren. Für die Schwerpunkte Arrangieren und Leiten ist dabei nicht zwangsläufig der Bachelorabschluss eines Jazz-Studiums nötig. Der Schwerpunkt Spielen richtet sich dagegen speziell an Absolvierende des Bachelorabschlusseses mit Schwerpunkt Jazz.

US-amerikanische Jazzausbildung als Vorbild

Das Präsenzstudium an der Musikhochschule in Frankfurt wird unter der Leitung der von Ralph Abelein koordiniert. Bigbandleitung, Jazzkomposition und Jazzarrangement unterrichten Hendrika Entzian und Rainer Tempel. Für den Instrumentalunterricht stehen die Musiker der hr-Bigband zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Coachings bei frei wählbaren Expert*innen einzulösen. Ergänzend zu diesem Teil der Ausbildung gibt es regelmäßige Arbeitsphasen mit der hr-Bigband, für die der Orchestermanager Olaf Stötzler verantwortlich ist.

In Arbeitsphasen mit dem professionellen Klangkörper bekommen die Studierenden die Möglichkeit, Produktionsabläufe kennenzulernen und Erfahrungen in der praktischen Arbeit zu sammeln. Damit knüpft der Studiengang auch an eine Tradition der US-amerikanischen Jazzausbildung an, in der die Bigbands für viele Musiker*innen als Ausbildungsstätte diente und in denen sie sehr praxisbezogen das notwendige Handwerkszeug erlernten. Viele Musiker*innen hatten ihre ersten Erfahrungen in den Bigbands von allgemeinbildenden Schulen gemacht, wie sie auch in Deutschland mittlerweile weitverbreitet sind. In der hiesigen Musiklandschaft gibt es darüber hinaus eine sehr große Zahl von Bigbands, die lose organisiert sind oder an Vereine, Verbände oder Universitäten angebunden sind. Auch diese Klangkörper zählen zu den Betätigungsfeldern der Absolvierenden, die sie mit ihrer Expertise professionell leiten können und ihnen durch passgenaue Arrangements zu einem individuellen Klang verhelfen können. Um schon während des Studiums Kontakte knüpfen zu können, ist auch eine Vernetzung mit nichtprofessionellen Bigbands und Konzertlocations in Arbeit.

Schreiben für eine Bigband-Standardbesetzung, als weitverbreiteten Klangkörper, wird in dem Studiengang als Ausgangspunkt gesehen. Darüber hinaus ist es auch das Ziel, mit anderen großen Besetzungen arbeiten zu können. Ein Modul „Neue Formate und Perspektiven“ sowie Exkursionen sollen die Studierenden zudem in die Lage versetzen, auf einen Erfahrungsschatz bei künstlerischen Entscheidungen und kreativen Prozessen zugreifen zu können.

Entwicklung einer künstlerischen Handschrift

Neben der handwerklichen Ausbildung ist die Entwicklung einer künstlerischen Handschrift und eines individuellen Profils ein weiterer wichtiger Teil des Studiums. Ein Profil kann für Rainer Tempel heute jedoch nicht heißen, dass man den Studierenden anmerkt, bei wem sie Unterricht hatten. Es geht vielmehr darum, die individuellen Stärken zu finden, herauszufinden, was an Vorhandenem bemerkenswert ist, dieses in den Vordergrund zu stellen und wachsen zu lassen. Hendrika Entzian betont, wie wichtig für die Entwicklung eine Resonanz von außen ist, um zu erfahren, was gut funktioniert und was nicht. Gerade hierfür sind Kooperationen mit Klangkörpern eine wertvolle Möglichkeit, um Erwartungen zu formulieren, sich Ziele zu setzen, Methoden zu entwickeln und diese umzusetzen.

Stilkopien sind für Rainer Tempel heute in der Ausbildung eher eine absurde Übung. Für ihn ist es wichtiger, eine Bezugnahme anzuregen und als Teil eines kreativen Prozesses zu vermitteln. So spezialisiert der Schwerpunkt Bigband zunächst auch scheint, so weit gefasst ist er jedoch auch, wenn man sich näher mit ihm beschäftigt. „Das Problem heute ist, dass unsere Generation 100 Jahre Jazzmusikgeschichte zu bewältigen hat. Daher ist ein Filter notwendig. Es wird aber das Selbstverständnis eines seriösen Schreibers sein, Bezüge zu nehmen, denn es kann sich nicht jeder die ganze Zeit neu erfinden.“

Der Masterstudiengang „Bigband – Spielen, Schreiben, Leiten“ scheint gerade durch seinen praktischen Bezug eine Bereicherung der Ausbildungslandschaft zu sein. Er könnte eine Brücke zwischen einer Ausbildung, die oft in einer abstrakten Welt einer Musikhochschule stattfindet, und der Praxis bilden. Zudem scheint er das Potenzial zu haben, auch in die Breite wirken zu können und die Musiklandschaft in Deutschland mit zu prägen.

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